SRF-Chef Ruedi Matter über das neue Programm
«Castingshows laufen immer noch sehr gut»

Neue Serien, aber mit alten Gesichtern: SRF-Chef Ruedi Matter (63) denkt noch lange nicht an den Rücktritt. Jetzt spricht er über das neue Programm seines Senders.
Publiziert: 24.01.2017 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:30 Uhr
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Serien-Junkies reiben sich die Hände: SRF setzt 2017 voll auf das Genre. Beflügelt vom Erfolg des «Bestatter», der zum Start der neuen Staffel 775'000 Zuschauer holte, produziert der Sender gleich drei neue Reihen: «Seitentriebe», «Wilder» und «Private Banking», wie SRF gestern bekannt gab. BLICK stellt die wichtigsten Neuerungen im SRF-Programm vor.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Interview: Patricia Broder

BLICK: Was wird 2017 für das SRF die grösste Herausforderung?
Ruedi Matter: Eine der grössten Aufgaben ist es, die Politik abzubilden. Vor allem auch die internationale Politik. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen der neue US-Präsident auf Europa hat. Es gibt zwei richtungsentscheidende Wahlen in Frankreich und Deutschland. Die haben eine riesige Auswirkung auf die Schweiz. Politik ist eine zentrale Säule unseres Programms.

Junge schauen immer weniger Live-Fernsehen, sondern greifen auf Streaming-Anbieter wie Netflix zurück. Sind neue Serienformate wie «Wilder» oder «Seitentriebe» ein Versuch, die Netflix-Generation zurückzuholen?
Nein, Netflix spielt für uns und unsere Programmierung keine grosse Rolle. «Wilder» spiegelt die gesellschaftliche Realität unseres Landes. Es ist auch nicht ganz richtig, dass wir junge Zuschauer verlieren: Gerade Serien oder Mehrteiler wie «Gotthard» oder «Der Bestatter» sind beim jungen Publikum sehr beliebt. 

Eine der neuen Serien ist «Seitentriebe», darin geht es um Sex und Seitensprünge. Auch ein Versuch, das junge Publikum zu binden?
Es ist eher die Generation der 40-Jährigen, die mit dieser Serie voll angesprochen wird. Sie trifft einen Nerv der Zeit. «Seitentriebe» von Güzin Kar beleuchtet ein ernsthaftes Thema auf sehr witzige Art – das ist also hundert Prozent Service public.

Auffallend ist, dass Sie 2017 keine grosse Castingshow präsentieren. Ist deren Zeit abgelaufen?
Nein, Castingshows laufen immer noch sehr gut. Aber wir haben nun zwei Jahre lang Castingshows gemacht, nun müssen Talente erst wieder nachwachsen. Wir sind unserem Publikum gegenüber verpflichtet, immer wieder neue Formate zu präsentieren und auszuprobieren. Und das machen wir nun mit dem Fünfteiler «Ich schänke dir es Lied». Es ist nicht auszuschliessen, dass wir wieder eine Castingshow ins Programm nehmen.

«Aeschbacher» läuft neu am Sonntagabend – sind Sie zufrieden?
Das ist nach drei Sendungen schwierig zu sagen. Die Zuschauerzahlen haben stark geschwankt. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass sich die Zuschauer an einen neuen Sendeplatz gewöhnen müssen. «Aeschbacher» lief sehr lange immer am Donnerstagabend. Jetzt gilt es abzuwarten. Ich freue mich jedenfalls, hat Kurt Aeschbacher dieses Risiko auf sich genommen – der Sonntagabend ist ein schwieriger Platz.

Eine Sendung, die weiterhin tiefe Zuschauerzahlen hat und polarisiert, ist «Schawinski». Wann kippen Sie Roger Schawinski aus dem Programm?
Die Quote ist nur eine Seite in der Bewertung einer Sendung, es zählt auch der Inhalt. Roger Schawinski macht eine Sendung, die kontrovers ist. Und solange die Sendung als kontrovers wahrgenommen wird, ist sie eine sehr vitale Sendung.

Ihr Chef, SRG-Boss Roger de Weck, hat kürzlich seinen Rücktritt bekannt gegeben. Sie sind 63. Wann treten Sie in den Ruhestand?
Ich bin nur eine Woche jünger als Roger de Weck (lacht)! In meiner Wahrnehmung ist die Pension noch weit weg. Wir haben grosse Projekte hier im Haus, die ich mitgestalten kann. Und da bin ich mit Freude dabei. 

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