Er strahlt mit der Sonne um die Wette. Ski-Legende Bruno Kernen (42) ist endlich wieder richtig glücklich. Der Abfahrtsweltmeister von 1997 und Olympia-Dritte von Turin 2006 lebt seit kurzem im Berner Oberland – in seiner alten Heimat. «Es ist einfach nur herrlich», schwärmt der gebürtige Reutiger. «Beruflich und aus familiären Gründen war ich insgesamt sechs Jahre fort. Es war zwar spannend und lehrreich, aber je länger ich weg war, umso mehr wusste ich: Hier gehöre ich hin, hier fühle ich mich wohl.» In Aeschlen ob Gunten BE hat sich der Skistar eine Wohnung gekauft – mit einmaligem Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. «In den letzten Jahren gab es immer wieder schwierige Momente», gibt Kernen zu. «Ich musste wieder auf die Beine kommen. Doch jetzt habe ich zu meiner Gelassenheit zurückgefunden.»
Kernen kam sich wie ein Suchender vor
Vor sieben Jahren trat Kernen aus dem Ski-Zirkus zurück. «Es ging nicht anders. Mein linkes Knie war kaputt und verbraucht», erinnert er sich. 17 Operationen musste er insgesamt über sich ergehen lassen. Als Spätfolge des Leistungssports plagt ihn heute eine Arthrose. «Knieschmerzen gehören leider zur Tagesordnung. Glücklicherweise ist Skifahren heute praktisch der einzige Sport, den ich schmerzfrei ausüben kann.» Doch es waren nicht nur die körperlichen Schmerzen, die Kernen die letzten Jahre ins Straucheln brachten. «Skifahren war meine grosse Leidenschaft», erklärt er. «Als ich das nicht mehr machen konnte, suchte ich nach einer neuen Aufgabe.»
Kernen kam sich vor wie ein Suchender und fand die Passion lange Zeit nicht. Er versuchte sich als Glaceunternehmer bei der Thuner Firma Gelati del Sole – und fiel auf die Nase. «Leider habe ich den falschen Menschen vertraut, was mich eine sechsstellige Summe kostete. Das war für mich ein sehr teurer Lehrblätz», erzählt er. Heute kann er darüber lachen.
Auch Privat durchlebte Kernen eine Krise
Auch privat erlebte der Berner zu dieser Zeit eine schwere Krise. 2011 trennte er sich von seiner Frau Yeliz (39), mit der er drei Jahre lang in München (D) lebte. Mit ihr hat er Sohn Cem (6). «Wenn eine Beziehung scheitert, ist das nicht schön. Ich brauchte eine gewisse Zeit, um das alles zu verarbeiten.» Seine Ex-Frau lebt heute in der Nähe von Zürich, so kann Kernen seinen Sohn regelmässig sehen. «Cem wurde soeben eingeschult», sagt der Vater stolz. Tritt der Kleine etwa in die Fussstapfen des Vaters? «Wohl eher nicht», sagt er. «Er stand zwar das erste Mal mit zwei Jahren auf den Skiern. Im Moment spielt er aber lieber Hockey.»
Neue Liebe, neues Glück
Beruflich betreibt der 42-Jährige mittlerweile erfolgreich das Skiportal Skionline.ch. Und auch in der Liebe hat er die richtige Spur wieder gefunden. «Ja, ich bin verliebt», erzählt er. Mit seiner Freundin, einer Italienerin aus der Lombardei, führt er eine Fernbeziehung. «Mit ihr kann man Pferde stehlen, und sie stärkt mir den Rücken», sagt er und strahlt. «Ob es weiteren Nachwuchs geben wird? Wer weiss das schon.»