Polos Musikerlaufbahn begann typisch schweizerisch-bürgerlich: mit Klavierstunden. Ob es an der Disziplin mangelte oder ob ihm das Piano zu langweilig war, wie er später behauptete, bleibe dahingestellt. Jedenfalls wechselte Polo bald zu den Trommeln. Mit Erfolg! Das Talent des Schlagzeugers blieb nicht unbeachtet, auch «erwachsene» Bands wurden auf den Drummer aufmerksam. Als bei einer professionellen Tanzmusik-Band der Schlagzeuger ausfiel, fragten sie den noch minderjährigen Polo, ob er als Ersatz einspringe. Dieser liess sich nicht zweimal bitten und spielte eine Woche lang – in einem Striptease-Lokal.
«Wir begleiteten die Damen beim Strippen, als Schlagzeuger hatte ich dabei den besten Überblick», erinnerte sich Polo an sein erstes Engagement mit Gage, welches nach fünf Tagen fulminant zu Ende ging. Polos Blick schweifte hinüber zur Bar, wo ein Mann mit einer Tänzerin flirtete. Der Mann war sein Vater. Polo versuchte sich hinter dem Schlagzeug zu verstecken. Doch als Vater Hofer mit der Stripperin auf die Tanzfläche schritt, entdeckte er seinen Sprössling.
Jahrelanges Zerwürfnis mit dem Vater
«Weil ich noch nicht volljährig war, liess er mich durch zwei Polizisten von der Bühne holen und nach Hause bringen», ärgerte sich Polo Hofer noch Jahre später über diesen Vorfall, der sein Verhältnis zum Vater nachhaltig trübte. «Ich habe zehn Jahre lang kein Wort mehr mit ihm gesprochen», so Hofer. Erst viel später, nach den Rumpelstilz-Zeiten, besuchte Hans Hofer senior zum ersten Mal ein Konzert seines bereits berühmten Sohns. «Ich spielte damals mit Polo’s Schmetterding. Vater kam nach dem Konzert hinter die Bühne und sagte: ‹Mir gefällt nicht, was du machst, aber was du machst, machst du gut›», erinnerte sich Polo an diesen Moment der Versöhnung.
Der Zwist mit seinem Vater tat Polos Freude an der Musik keinerlei Abbruch. Mit seiner dritten Band nach den Troubadours und The Jetmen, den Pop Tales, spielte Hofer vor allem die Hits von Chuck Berry, den Beatles und Bob Dylan. Die Pop Tales traten in der ganzen Deutschschweiz und auch im benachbarten Ausland auf.
Im Knast erfindet Polo den Mundartrock
Dann schlägt Polo Hofers Mundartrock-Schicksalsstunde! Er wird verhaftet. «Ich führte damals einen Jugendclub in Interlaken. Dort liess eine Band das Schlagzeug stehen», erzählte er. «Weil es lange keiner abgeholt hat, habe ich es verkauft.» Weil der Käufer in einem Lokal darauf gespielt hatte und der frühere Besitzer es wiedererkannte, flog alles auf. Zehn Tage habe er kassiert, so Polo. «Weil ich später auch noch eine Orgel entwendete und schon vorbestraft war, wurde ich 35 Tage eingebuchtet.»
«Den Sommer 1969 habe ich nicht in Woodstock, sondern in Witzwil verbracht. Ich musste auf dem Feld in brütender Hitze Zwiebeln setzen», erinnert er sich an diese unangenehme Zeit. Immerhin: Im Knast sei er von der Muse geküsst worden. «Ich habe den Song ‹Hotel Gitterblick› komponiert und kam auf die Idee, die Mundartband Rumpelstilz zu gründen.»
Nach der Entlassung schritt Polo zur Tat und gründete mit dem sieben Jahre jüngeren, ehemaligen Nachbarsjungen Hanery Amman die erste Mundartrockband der Schweiz.
Er war der Weltstar für Schweizer Verhältnisse. Mit «Alperose», «Kiosk», «Teddybär» und vielen anderen Mundart-Hits hat Polo Hofer (†72) unvergessliches Liedgut geschaffen. BLICK zeichnet in einer Serie sein bewegtes Leben nach. Ein Leben für die Musik, die Poesie und die Provokation.
Lesen Sie morgen: Polo und das Geld
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