«Er muss das Geld zurückzahlen»
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Schlagersängerin Monique (46):«Er muss das Geld zurückzahlen»

Schweizer Veranstalter lässt Stars und ihre Fans im Regen stehen
Aufstand der Schlagerszene

Schlagerstars wie Géraldine Olivier und Monique wurden für Konzerte in einem Eventlokal in Grenchen gebucht, die der Betreiber jeweils kurzfristig absagte. Gagen hat er keine bezahlt. Jetzt wehren sich die Betroffenen.
Publiziert: 27.11.2023 um 01:09 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2023 um 07:01 Uhr
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Gegen die Betreibung durch Sängerin Monique, hat Kevin Koller, Besitzer des Luxory in Grenchen, Rechtsvorschlag eingelegt.
Foto: Zvg

«Champagner fürs ganze Lokal», heisst ein Songtitel von Géraldine Olivier (56). Sie singt von der Liebe, von Spass und Leichtigkeit – und ist eine von über 20 Betroffenen einer unschönen Sache. Es geht um ein Eventlokal im Kanton Solothurn, um kurzfristige Konzertabsagen, ausstehende Gagen und Betreibungen.

Im Fokus steht das Eventlokal Luxory in Grenchen SO, das beim Buchen von Künstlern für Konzerte mit grosser Kelle anrührt. Für ein Konzert vom 11. Oktober 2023 war die Schweizer Sängerin Géraldine Olivier engagiert, Siegerin des Grand Prix der Volksmusik im Jahr 1995. Ihr Konzert wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Sie erhielt keine Gage und keine der Spesen zurückerstattet, die bereits entstanden waren. Luxory verlangt gemäss Angaben auf seiner Webseite zwischen circa 100 und 150 Franken für ein Ticket. Manche Angebote beinhalten ein Dreigangmenü vor Ort. «Ich gehe damit an die Öffentlichkeit, um unser Publikum und meine Kollegen vor dieser fiesen Masche zu warnen», sagt Olivier, die am 21. Oktober eine Betreibung gegen den Veranstalter eingeleitet hat.

Wenn leere Ränge drohen, sagt der Veranstalter die Konzerte regelmässig kurzfristig ab und zahlt die vereinbarten Gagen der gebuchten Künstler nicht aus. Die Gäste, die für ihre Tickets bezahlt haben, speist er gern mit Gutscheinen ab. «Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihr Guthaben ausschliesslich in Form eines Gutscheines verrechnen können», heisst es in einer schriftlichen Absage, die Blick vorliegt. Die Künstler werden offenbar damit vertröstet, dass ihr Auftritt irgendwann nachgeholt wird. Die Masche hat offensichtlich System: Im letzten Jahr wurden um die zehn Veranstaltungen wegen mangelnder Nachfrage abgesagt.

Für Brancheninsider eine miese Masche

Der Schweizer Promotion-Spezialist Jürg Thomet (57), der für Stars wie Roland Kaiser (71) und Matthias Reim (65) arbeitet, erhebt schwere Vorwürfe gegen den Konzertveranstalter. «Ich selbst war vier Jahre lang in die Firma involviert, habe die Verträge mit den Künstlern vermittelt, die mir zuliebe teils massiv mit den Gagen entgegengekommen sind.»

Einer der Gründe, dass zu wenig Tickets verkauft wurden, sehen er und die betroffene Künstler darin, dass viel zu wenig Werbung für die Konzerte gemacht wurde. «Wie soll denn jemand ein Ticket kaufen, wenn niemand weiss, dass ein Konzert stattfindet?», sagt Thomet. Im Sommer 2023 beendete er im Streit die Zusammenarbeit mit dem Eventbetreiber.

Aus seiner Sicht, und derjenige der betroffenen Musiker, steckt hinter dem System der kurzfristig abgesagten Konzerte, der nicht vorhandenen Ersatzterminen und dem Nichtauszahlen der Gagen eine miese Masche, die sich so zusammenfassen lässt: Zeichnet sich ab, dass mit der Durchführung eines Konzerts ein Verlust eingefahren wird, zieht sich der Veranstalter aus der Affäre, ohne die Künstler zu bezahlen.

Wie Schlagersängerinnen um ihre Gagen gebracht werden, zeigt auch das Beispiel Stefanie Hertel (44), bekannt durch Songs wie «Das Leben ist zu kurz zum Traurigsein». Die Deutsche war für den 6. Mai 2023 gebucht. «Kurz vor dem Konzert wurde plötzlich abgesagt – ohne Vorwarnung», sagt Hertel. Im Vertrag würde stehen, dass der Veranstalter dazu verpflichtet sei, massiv Werbung zu machen, was er nicht gemacht habe. «Er hat seine Vertragsbedingungen nicht erfüllt, woraufhin ich die Konventionalstrafe gefordert habe, die bis heute nicht bezahlt wurde.»

In die Schweiz geflogen, auf Spesen sitzen geblieben

Hertels Landsmann René Ulbrich (45), Interpret von Songs wie «Hautnah», flog vergeblich und auf eigene Kosten für seinen Auftritt in die Schweiz. Seinem Ärger machte er auf seiner Facebookseite Luft.

Auch die Schweizer Sängerin Maja Brunner (72) und der deutsche Sänger Bernhard Brink (71) sind betroffen. Brink lässt sich von seinem Manager wie folgt zitieren: «Ein geschlossener Vertrag wurde von seiner Seite nicht eingehalten, ohne Gründe abgesagt und auch nicht vergütet. Mit einem solchen Partner werden wir auch zukünftig nicht mehr zusammenarbeiten.»

Keine Reaktion auf Mahnung

Strapazierte Nerven, fehlende Gagen und nichts als Ärger hat auch die Sängerin Monique (46). Sie wurde für das Grand-Prix-Sieger-Treffen am 20. Oktober 2023 engagiert, unterschrieb den Vertrag und warb für den Event. Am 9. Oktober kam die Absage mit der gleichen Begründung wie bei allen anderen: zu wenig verkaufte Tickets. «Gemäss meinem Vertrag hätte mir der Veranstalter 75 Prozent meiner vereinbarten Gage bezahlen müssen. Doch das Geld kam nie», sagt sie. Eine Reaktion auf eine erste und zweite Mahnung erhielt Monique nie.

Am 19. Oktober verschickte Monika Kistler, wie die Sängerin bürgerlich heisst, ein Betreibungsbegehren an das Betreibungsamt Grenchen-Bettlach. «Am 25. Oktober lag ein eingeschriebener Brief in meiner Post mit der Rückweisung des Betreibungsbegehrens.» Die Retourgebühren von 18.30 Franken musste Kistler selbst entrichten. «Nach langem Recherchieren habe ich herausgefunden, dass der Veranstalter mittlerweile eine neue Firma gegründet hat.» Und: «Es tut wahnsinnig weh, dass uns dies alles passiert ist. Es ist mir wichtig, dass auch die Fans geschützt werden vor solch kuriosen Machenschaften.»

Sie will den Fall mit Betroffenen weiterziehen

Die Betreibung akzeptiert der Veranstalter nicht und hat am 16. November Rechtsvorschlag eingelegt. Die Sängerin wird den Fall weiterziehen. «Ich bin mit weiteren betroffenen Künstlerinnen und Künstlerin in Kontakt. Wird auch bei ihnen Rechtsvorschlag erhoben, besprechen wir weitere juristische Schritte. «Wir wollen Gerechtigkeit für uns und unsere Fans!»

Charly Koller (70), der mit seinem Sohn Kevin (33) hinter Luxory steht, räumt im Gespräch mit Blick ein, dass Gagen nicht ausbezahlt wurden. «Theoretisch müsste ich bezahlen, die Verträge sind klar», sagt er. Nur: Er könne und wolle nicht. «Ich habe die Künstler davor beschützt, in einer leeren Halle aufzutreten. Wir haben allen ein neues Datum für ihre Konzerte angeboten.» Früher habe man noch miteinander reden können. «Heute geht es nur noch ums Geld – wie es dem Veranstalter geht, ist egal.»

Hinter den Kulissen des Schlagergeschäfts ist längst nicht alles rosig

Koller zu den Vorwürfen von Promotionsspezialist Jürg Thomet: «Wir sind im Streit auseinandergegangen, deshalb hetzt er jetzt alle gegen uns auf.» Die Querelen mit dem Geschäftspartner seien auch der Grund, warum Vater und Sohn eine neue Firma mit Sohn Kevin an der Spitze gegründet hätten, sagt Koller. Sein Sohn bestätigt das und sagt: «Für die Künstler tut es mir leid, aber es ging nicht anders.» Man wolle nun einen Anwalt beauftragen, der sich der Sache annimmt.

Ein für vergangenen Samstag, 25. November, geplantes Konzert von Michelle (51) fand wie geplant im Eventlokal Luxory in Grenchen statt. Für ein Bevorstehendes von Beatrice Egli (35) sind Tickets erhältlich. Der Fall zeigt einmal mehr: Schlagerstars besingen eine heile Welt, in der sie selbst oft nicht leben. Oder anders gesagt: «Champagner für's ganze Lokal» scheint es offenbar nur vor den Kulissen zu geben.

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