Erst noch genoss sie die Idylle in ihrem Hotel Giessbach am Brienzersee BE. Drei Tage später sitzt Vera Weber (42) inmitten von Guerilleros im Hochland Kolumbiens, rund vier Autostunden von der Hauptstadt Bogota entfernt. BLICK begleitete die Umwelt- und Tierschützerin bei diesem nicht ungefährlichen Ausflug in ein Camp der Farc, der grössten und gefährlichsten Rebellenorganisation Lateinamerikas.
Zona Iconozo
In fliessendem Spanisch unterhält sich Weber mit den Kämpfern des Lagers Zona Iconozo. 311 Rebellen leben hier, und wie alle anderen rund 7000 Kämpfer der Guerilla-Truppe müssen sie in den kommenden zehn Tagen ihre Waffen an Uno-Vertreter abgegeben haben, um den Friedensvertrag von Havanna zu erfüllen. Als Gegenleistung werden von der kolumbianischen Regierung 26 Zelt-Camps zu Dörfern mit der entsprechenden Infrastruktur umgebaut. Doch da hapert es. «Die Regierung befindet sich im Rückstand, was die Punkte des Friedensvertrags betrifft, die sie erfüllen muss», übt Vera Weber sanft Kritik. Sie drückt sich stets diplomatisch aus, das unterscheidet sie von ihrem Vater Franz Weber (89), dem legendären Umweltschützer, der gerne harte Worte wählt und die lauten Töne pflegt.
Fondation Franz Weber
Von ihm hat die Tochter die Leitung der Fondation Franz Weber übernommen. Webers Umweltstiftung wurde nun vom früheren kolumbianischen Präsidenten Ernesto Samper (66) eingeladen, den Friedensprozess beratend und allenfalls mit Projekten zu unterstützen. «Der Regierung geht es darum, dass die Gebiete, die während über 50 Jahren wegen des Bürgerkriegs zum Teil unberührt waren, nicht zugebaut werden», sagt Samper.
Kein Geld, sondern Möglichkeiten
Der Ex-Päsident hatte Vera Weber vor dem Ausflug in das Rebellengebiet zu einem historischen Friedensfrühstück in der Stadt Medellín eingeladen. Die Schweizer Umweltschützerin sass zusammen mit dem kolumbianischen Vize-Präsidenten Óscar Naranjo (60) und Farc-Kommandant Pastor Alape (57) einträchtig am Tisch. «Alape fordert kein Geld, sondern Möglichkeiten für seine Leute», so Weber, die nun mit kolumbianischen Friedensaktivisten und Umweltschützern konkrete Projekte ausarbeiten will. «Derzeit haben zwar die Betroffenen andere Probleme als Umweltschutz», sagt die Umweltschützerin verständnisvoll. «Doch wir könnten Rebellen zu Lebensraumschützern ausbilden, ähnlich wie die Rangers in den Schutzgebieten Afrikas.»
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