Schweizer Oscar-Hoffnung Timo von Gunten und sein Grosspapi
Diese zwei sind der Gipfel

Er kann den Oscar in die Schweiz holen: Zürcher Jungregisseur Timo von Gunten wurde für seinen Film «La femme et le TGV» für ein Goldmännchen nominiert. Was kaum jemand weiss: Sein Grossvater ist ein legendärer Bergsteiger – und massgeblich am Erfolg seines Enkels beteiligt. BLICK traf den Filmemacher und seinen Grosspapi vor der heutigen Bekanntgabe der Oscar-Nominationen zum Gespräch.
Publiziert: 24.01.2017 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:09 Uhr
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«Grosspapi hat mich immer unterstützt und an mein Talent geglaubt. Von ihm habe ich meinen Durchhaltewillen geerbt.» Timo von Gunten (l.) mit Grossvater Hansruedi von Gunten.
Foto: Toini Lindroos
Patricia Broder

Regisseur Timo von Gunten (27) hat geschafft, wovon die meisten Filmemacher nur träumen: Er ist mit seinem Kurzfilm «La femme et le TGV» in der Auswahlrunde für den Oscar. «Ich sprang im Zimmer auf und ab, als ich davon erfuhr!» Dannach hat er gleich seinen Grossvater Hansruedi von Gunten (88) angerufen. «Grosspapi hat mich immer unterstützt und an mein Talent geglaubt. Von ihm habe ich meinen Durchhaltewillen geerbt.» Die definitive Nominierungsliste wurde heute von der Film-Academy um 14 Uhr in Los Angeles verkündet.

Grossvater ist Bergsteigerlegende

Was kaum jemand weiss: der 88-jährige von Gunten ist eine wahrhaftige Bergsteigerlegende. Er war 1956 bei der zweiten Schweizer Mount-Everest-Expedition dabei – und somit einer der ersten Menschen auf dem Dach der Welt. «Es brauchte keinen besonderen Mut, um die Spitze des Everests zu erreichen», erinnert sich von Gunten, «nur den Willen, nicht aufzugeben.» Als er mit seinem Seilpartner Dölf Reist (†79) oben ankam, waren sie vom Glücksgefühl so berauscht, dass sie zwei Stunden auf dem Gipfel blieben, um die Fernsicht zu geniessen – eine Stunde ohne zusätzlichen Sauerstoff! «Das Wichtigste war damals bei dieser riskanten Expedition, dass man mit seinen Kameraden gut auskommt und einander aushält», sagt der Berner, «nur so schaffte man es ans Ziel.»

Jane Birkin spielt Hauptrolle

«Auf dem Filmset ist das genau gleich», ergänzt Enkel Timo und lächelt: «Zum Glück habe ich die ruhige Art meines Grossvaters geerbt.» Die helfe ihm bei hektischen Dreharbeiten. Heute arbeitet Timo von Gunten mit Schauspielidolen wie Jane Birkin (70), die in seinem Film «La femme et le TGV» die Hauptrolle spielt. Seine allererste Filmrolle besetzte er aber mit seinem Grosspapi: «Ich musste zwei Stunden hier in der Stube vor einer Uhr sitzen und immer wieder die gleiche Szene spielen. Timo nahm es sehr genau», erinnert sich der 88-Jährige. Er habe geduldig mitgemacht und seinen Enkel bei seinem Berufswunsch immer wieder bestärkt. Auch als er von mehreren Filmschulen abgelehnt wurde.

Als Glücksbringer hat Hansruedi seinem Enkel vor kurzem sogar seine alte Leica-Fotokamera geschenkt, die er 1956 auf den Mount Everest mitgenommen hat. Mit ihr kann Timo nun schon bald an der Oscarfeier den Gipfel seines Erfolges fotografieren.

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