Das gabs noch nie: Ein Musical, in dem gejodelt wird – nur gejodelt. Am 23. September ist es wieder so weit: «Stilli Zärtlichkeite» geht in die zweite Runde. Es ist eine Liebesgeschichte, gespielt von Koryphäen der Schweizer Jodlerszene wie Erwin «Buba» Bertschy (49). Er ist der Initiant des Musicals und hat unter anderem schon beim Musical «Tell» und im SRF beim «Kampf der Chöre» mitgemacht. Im Musical spielt er einen Pfarrer.
Auch Hauptdarstellerin Barbara Klossner (37) alias Miss Helvetia ist keine Unbekannte. Sie spielt einen Engel und hat das diesjährige, von Trauffer komponierte Unspunnen-Lied gesungen: «Jodeln hat mir die Mutter in die Wiege gelegt.»
Auch Oscar-Gewinner dabei
Der Kopf hinter der aussergewöhnlichen Idee aber ist Ruedi Roth (53). Er hat das Stück geschrieben und organisiert die Aufführung. Roth ist einer der wenigen Schweizer, die schon einen Oscar gewonnen haben. Das Hollywood-Goldmännchen erhielt er 2015 für die Filmmusik in «The Grand Budapest Hotel». Fürs Jodelmusical blieb er ganz in der Heimat. «Das Stück besteht ausschliesslich aus echter Schweizer Volksmusik. Eine wichtige Rolle spielen auch die wortlosen Naturjodelvorträge», so der musikalische Leiter.
Die Choreografie basiere auf Gesangs- und Instrumentaltönen der Volksmusik, könne aber vom Aufbau her durchaus mit anderen Musicals verglichen werden. «Wir wollen zeigen, dass mit diesem Musikstil Emotionen ausgelöst werden können.»
Auch modern: Jodeln bleibt Jodeln
Die grösste Herausforderung sei gewesen, aus einer tollen Idee ein machbares Konzept zu entwickeln. Roth blieb voll und ganz bei der volksmusikalischen Tradition. «Sonst hat der Begriff Jodelmusical keine Berechtigung», so Ruedi Roth.
«Bei uns ist alles original. Es werden keine Songs aus anderen Musikgenres verjodelt, wie es andere praktizieren», hält er fest. Von solcher im Trend liegender Volksmusik will er gar nichts wissen: «Das ist meiner Meinung nach reiner Gesellschaftskommerz.»
Wie der Titel «Stilli Zärtlichkeite» verrät, geht es um Liebe und Beziehungen, welche gedeihen, zu Bruch gehen, wachsen oder erträumt werden. Ein Thema, das auch junge Leute, die bis anhin mit Jodeln nichts am Hut hatten, ins Theater locken soll, findet Organisator Roth. «In ländlichen Gegenden hat die Jodelszene keine Mühe, junge Leute in Jodelformationen zu lotsen, und sie interessieren sich auch für die Musik als Kulturgut», ist Roth überzeugt.
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