Herr Braschler und Frau Fischer, Sie gehören zu den wenigen Schweizern, denen es gelang, mit Model Gisele Bündchen, Virgin-Gründer Richard Branson und Designerin Vivienne Westwood zu arbeiten. Wie haben Sie als Schweizer solche internationalen Topstars vor die Linse gekriegt?
Mathias Braschler: Einen Promi musst du hundert Mal anrufen, immer wieder E-Mails schreiben. Erst dann kommst du an seiner Schutzmauer aus Beratern vorbei. Das verlangt nach extrem viel Hartnäckigkeit und Zielbewusstsein. Mit Schweizer Zurückhaltung kommt man in den USA nicht weit.
Gisele und Co. haben Sie für das Klimaschutz-Projekt «Act Now» in Zusammenarbeit mit der Uno abgelichtet. Sie fotografieren nicht nur Stars, sondern auch unbekannte Menschen. Sind Sie bei der Arbeit mit Promis nervöser?
Monika Fischer: Nein, da sind wir ganz schweizerisch. Prominente sind auch nur Menschen. Wenn wir nervös sind, dann eher, weil die Technik uns einen Streich spielen könnte.
Wie weit geht das Mitspracherecht der Stars bei solchen Fotos?
Monika Fischer: Gisele mochte ihre Knie nicht, obwohl sie makellos sind. Da waren keine blauen Flecken, es ging nur um die Schatten und Hautfalten.
Mathias Braschler: Auch wird ihre Nase auf dem Bild immer noch gerader gerückt. Solche Änderungswünsche sind in ihrem Fall aber normal. Als Topmodel ist sie sehr erfahren und weiss genau, wie ihr Foto aussehen soll. Das ist immer noch einfacher als jemand wie Sänger Moby, der vor der Kamera eher scheu ist.
Ist es einfacher, jemand Schönes zu fotografieren?
Mathias Braschler: Schönheit hilft natürlich, macht aber noch kein gutes Porträt. Ein Bild ist erst gut, wenn es einen zum Denken anregt.
Sie haben einen dreijährigen Sohn und je eine Wohnung in Zürich und New York City. Sie leben offenbar gut von Ihrem Beruf.
Mathias Braschler: Wenn man reich werden will, wird man besser Jurist (lacht).
Monika Fischer: Wir sind aber schon sehr privilegiert, auch unter den Fotografen. Unser Kleiner hat schon über 100 Flüge hinter sich. Für ihn ist eine Zugfahrt spannender als ein Flug.
Hat Ihnen Ihre Schweizer Herkunft in der weltweiten Fotoszene eher geholfen oder geschadet?
Monika Fischer: Deine Herkunft ist den Leuten egal. Sie wollen einfach gute Bilder.