Sie sieht aus wie eine Hollywood-Diva. Doch selber vor die Kamera will Anne Walser (37) nicht. Die Zürcherin ist eine der erfolgreichsten Filmproduzentinnen der Schweiz. Ihrer Firma gelangen mit «Grounding – Die letzten Tage der Swissair» und jüngst «Akte Grüninger» zwei Kinohits. Jetzt wagt Walser mit einer Hollywood-Besetzung den Schritt über die Landesgrenze. Mit «La Giovinezza – Youth» von Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino (44) schickt sie erstmals einen Film ins Rennen um die Goldene Palme von Cannes (F). «Ich bin mächtig stolz», sagt Walser beim Hausbesuch in ihrem dreistöckigen Loft im Zürcher Seefeld. «Als Frau hat man es im Filmgeschäft nicht einfach. Aber ich möchte dieses Klischee nicht zu sehr bedienen. Unser Business ist immer hart. Ob als Mann oder Frau.» Jungen Menschen schaue man mehr auf die Finger, «und das ist richtig».
Menschlich sein und den Künstlern nicht reinreden
Denn so hart, wie das Alphatier mit der sanften Stimme seinen Willen durchsetzt, so einfühlsam bringt Anne Walser die Bedürfnisse der Regisseure, Investoren und Schauspieler unter einen Hut. Menschlich sein und den Künstlern nicht zu sehr dreinzureden sei ihr Credo, so die ehemalige TV-Produktionsassistentin. «Einem Sorrentino schlage ich fast keine Wünsche ab», sagt sie über den Italiener, mit dem sie im letzten Herbst zwei Monate in Flims GR «La Giovinezza» drehte. 12,5 Millionen Franken hatte Walser mit ihren Partnern für die schweizerisch-italienische Co-Produktion aufgetrieben. «Ich liebe Budgets und Tabellen.»
Doch die Mitinhaberin der Produktionsfirma C-Films ist nicht nur die Frau für kalte Zahlen: Walser schreibt an zwei Drehbüchern. «Mein Traum ist es, beide zu verfilmen, am liebsten mit Benicio del Toro!»
Vorerst aber weibelt Walser in Cannes für ihren Wettbewerbsbeitrag – mit Unterstützung ihrer Stars Michael Caine (72) und Jane Fonda (77). «Sie sind wundervoll», so Walser. «Je grösser der Star, desto umgänglicher ist er. Beim Dreh in Flims holten die beiden ihre Brötchen selbst beim Beck.» Ob Walser ihre erste Goldene Palme abholen kann, entscheidet sich am Sonntag.