Schweizer Erfolgs-Autorin Federica de Cesco schwärmt
«Mit Kazu würde ich gerne im Lift stecken bleiben»

Im Interview erzählt Schweizer Erfolgs-Autorin Federica de Cesco über ihr neues Buch, ihren neuen Verlag und ihren Mann Kazu.
Publiziert: 07.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:49 Uhr
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Federica de Cesco lebt mit Gatte Kazuyuki «Kazu» Kitamura in Luzern. Er sagt über seine Frau: «Sie ist wie eine Oper.»
Foto: Stefan Bohrer
Von Flavia Schlittler (Interview) und Stefan Bohrer (Fotos)

BLICK: Wann hat Ihr Mann Sie zum letzten Mal in einem Kleid gesehen?
Federica de Cesco:
Ich trug nicht einmal eines zu unserer Hochzeit (lacht). Das letzte Kleid trug ich vor 45 Jahren. Würde ich heute eines tragen, würde sich mein Mann wohl schief­lachen.

Sind Hosen ein Statement?
Nein, es ist reine Bequemlichkeit. Ich bewege mich wie ein Mann, ich sitze wie ein Mann. Als Mädchen trug ich verbotenerweise Hosen in der Schule. Da war es Provokation, das ist es heute nicht mehr.

Hängt ein Kleid in Ihrem Schrank?
Kein einziges. Wenn ich in die Oper oder an ein Konzert gehe, trage ich einen Smoking. Den kombiniere ich mit einer Fliege und einem weissen oder schwarzen Rollkragenpulli.

Sie sind seit 42 Jahren verheiratet und rund um die Uhr mit Ihrem Mann zusammen. Wie geht das?
Das geht wunderbar. Wir haben unsere täglichen Rituale. Wir schwimmen, machen Fitness, spazieren, sprechen die ganze Zeit. Und wir machen viele Witze. Nur die Büros haben wir in unserem Zuhause separat, das ist auch gut so.

Ihr Mann ist Fotograf, Sie sind Autorin. Wie ergänzen Sie sich?
Es ist eher eine Sache des Weiterbringens. Wenn ich blockiert bin, esse ich Schokolade oder gehe schwimmen. Wenn beides nicht gelingt, gehe ich zu meinem Mann. Er hört mir zu, weise nickend. Wenn ich lang und breit erzählt habe, fällt mir die Lösung ein.

Sie arbeiten an einem neuen Roman. Worum geht es darin?
Es wird alles neu. Ich habe einen neuen Verlag, den ich aber noch nicht nennen möchte. Das Thema ist sehr philosophisch: Es ist eine Er­lösungsgeschichte für Erwachsene, verpackt in einem historischen Roman, und sie spielt in Japan. Es geht um einen Mann, der sein Leben lang davon überzeugt ist, er habe eine moralische Schuld auf sich geladen. Bis er herausfindet, dass er das Richtige getan hat.

Steht das Manuskript?
Ein Drittel fehlt noch. An Ostern muss ich es abgeben, damit das Buch im Oktober an der Frankfurter Buchmesse vorgestellt werden kann.

Wie ist der Titel?
Der provisorische Arbeitstitel lautet: «Die neunte Sonne». Mein alter Verlag kreierte romantisierte Titel wie «Mondtänzerin» und «Traumjägerin». Damit hatte ich oft grosse Mühe, fands schrecklich und nicht dem Inhalt entsprechend.

Man nimmt Sie eher als Jugendbuch- denn als Erwachsenen­autorin wahr. Ein grosser Irrtum?
Ich habe mehr Jugendbücher verfasst. Die Leserschaft hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Bei den Erwachsenenbüchern besteht ein Drittel meiner Leserschaft aus Männern. Die Jugendbücher werden heute von Acht- bis Zwölfjährigen – auch vielen Buben – gelesen, früher waren sie 13- bis 16-jährig. Doch die lesen heute ja «Fifty Shades of Grey» (lacht).

Wie müssen Sie heute schreiben, um die Jugendlichen zu erreichen?
Das Schreiben muss viel einfacher sein. Früher waren die Jugendlichen der Sprache mächtiger als heute. Wenn Sie einen Bewerbungsbrief eines Schreinerlehrlings von vor 30 Jahren lesen, gleicht das heute einer Universitätsarbeit. Der Zugang zum geschriebenen Wort ist weniger elaboriert. Die Jugendlichen sind in der digitalen Welt weiter, da wissen sie Bescheid. Die Frage ist, was heute mehr gebraucht wird: das geschriebene oder das digitalisierte Wort. Ich würde sagen, es braucht beides.

Was ist für Sie spannender: für Jugendliche oder für Erwachsene zu schreiben?
Beides. Ich schreibe freier für Erwachsene. Da kann ich loslegen, kann aus einem Guss philosophieren, was ich für Jugend­liche nicht kann. Vielleicht mal ein Satz dazwischen. Für sie zu schreiben, heisst Vereinfachung, Reduktion auf das Wesentliche. Schön dabei ist, einen erzieherischen und einen Vorbildcharakter wahrnehmen zu können.

Sie schreiben täglich während Stunden an Ihrem Computer. Ist das für Sie der kreativste Ort?
Nein. Die spannendsten Sätze fallen mir beim Schwimmen oder beim Fitness ein. Die behalte ich im Kopf und schreibe sie später nieder.

Sie werden am 23. März 77 Jahre alt. Nur eine Zahl?
Ja, Geburtstag bedeutet mir nicht viel, ich feiere auch nicht besonders. Ich bin ja seit 42 Jahren mit einem Japaner verheiratet, da wird man schon geprägt. In Japan feiert man für die Kinder, bis sie aus der Primarschule raus sind, dann erst wieder, wenn sie 80 sind. Ich gehe sicher mit meinem Mann schön essen. Später dann mit meinen zwei Kindern und den drei Enkeln.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?
Vor vier Jahren, als unsere Katze Chanel starb. Sie hat bis zum letzten Moment unsere Hände geleckt. Das hat meinen Mann und mich umgehauen, wir haben beide geweint.

Wann zum letzten Mal gelacht?
Immer. Mein Mann und ich lachen die ganze Zeit.

Was ist stets in Ihrer Handtasche?
Lippenstift, mein japanischer Spiegel und ein Kohlestift.

Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?
Kiwi, Avocado und Milch für den Kaffee.

Was wollen Leute auf der Strasse von Ihnen wissen?
Sie sagen mir vor allem, dass sie meine Bücher gerne gelesen haben. Es braucht ja auch Mut, einfach jemanden anzusprechen. Dass sie mir zutrauen, dass ich ihnen zuhöre, ist schön.

Mit wem wollen Sie nicht im Lift stecken bleiben?
Mit einem Idioten. Oder mit einem, der die Nerven verliert. Das habe ich vor Jahren erlebt. Da war ein Mann, der nur noch schwitzte und mit den Zähnen klapperte. Da hab ich ihm eine gelangt. Dann gings besser.

Mit wem würden Sie gerne im Lift stecken?
Mit meinem Mann.

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