Mit seinem 22. Buch hat sich Schriftsteller Hansjörg Schertenleib (58) neu erfunden: In «Jawaka» entführt er die Leser in die Zukunft. «Ich war es leid, zu beschreiben, wie eine Figur duscht oder einen Kaffee rauslässt», sagt der gebürtige Zürcher. Also hat Schertenleib eine neue Welt erfunden.
Nach einem «Zwischenfall» gibt es auf der Erde keine fossilen Brennstoffe mehr, die Regierungsformen sind aufgelöst, das Stromnetz unterbrochen. «Beim Schreiben merkte ich, dass mir diese Welt viel besser gefällt als die unsrige», sagt Schertenleib. «Eine Welt ohne Handy? Wunderbar! Ohne SRF 3? Herrlich!»
Und ganz besonders würde sich der Schriftsteller wünschen, dass die EU auseinanderbricht. «Sie ist nichts anderes als ein Wirtschaftsraum – initiiert von den sogenannten Neo-Liberalen. Die grossen Länder wachsen, die kleinen gehen zugrunde.»
Hansjörg Schertenleib wanderte 1996 mit seiner damaligen Frau Sabine Reber (45) nach Irland aus. Dort beobachtete er die Schwierigkeiten des Landes, im europäischen Gefüge nicht unterzugehen, aus nächster Nähe. «Was mich aber besonders beeindruckt: Man hört die Iren nie jammern. Auch wenn sie guten Grund hätten.» Dafür vermisse er in Irland die Pünktlichkeit. «Da bleibe ich wohl bis ans Lebensende Schweizer.»
Dank der Liebe hat Schertenleib nun auch in seinem Heimatland wieder Fuss gefasst. Vor gut drei Jahren gab er in zweiter Ehe der Aargauer Lehrerin Brigitte Haas (50) das Jawort. «Sie teilt meine Leidenschaft für die Literatur und ist meine erste Kritikerin», so Schertenleib. Nun pendelt er zwischen Irland und Suhr AG. Denn die Liebe ist sein schönster Bestseller.