Wir sehen uns zum ersten Mal, seit er Anfang März auf offener Strasse brutal von einem Unbekannten zusammengeschlagen wurde. Ich chauffiere Beat Schlatter (54) von Zürich zum Tierpark Langenberg. Seine Laune ist blendend, bis zu dem Moment, als wir auf die Attacke zu sprechen kommen.
Eigentlich will er nicht ständig daran erinnert werden: «Das würde dem Täter zu viel Macht über mein Leben geben.» Er wolle auch nicht für immer durch einen Schlag auf den Kopf definiert werden. Dennoch möchte ich wissen, wo er seit dem Vorfall gesteckt hat: Ein paar Wochen sei er unter anderem in Italien gewesen, «weil mich dort niemand kennt und ich mich frei bewegen konnte».
Obwohl Beat viel Glück hatte und das Attentat körperlich gut überstanden hat, braucht es wenig, um den Horror wieder aufleben zu lassen. Es genügt, dass sich ihm jemand von hinten nähert. Dann erschrickt er.
Am Vortag unserer «SonntagsFahrt» hatte er eine unheimliche Begegnung: «Ich bin zu 85 Prozent sicher, dass ich dem Täter gestern Abend auf der Strasse wieder begegnet bin. Er hat mich und andere Passanten mit Kung-Fu-artigen Schlägen in die Luft bedroht», erzählt er, sichtlich erschüttert.
Schlatter ging zur Polizei und erfuhr, dass ein Beschuldigter bis zum Gerichtsverfahren auf freiem Fuss sein könne. Theoretisch ist es also möglich, dass Beat tatsächlich seinem Peiniger begegnet ist. Und dass der sich wieder aggressiv verhalten hat. Dieser Gedanke ist zu ungeheuerlich. Wir wechseln schnell das Thema.
2015 hatte ja wirklich gut begonnen! Das erste Theaterstück ohne seinen langjährigen Bühnenpartner Patrick Frey ist ein grosser Erfolg, alle Vorstellungen waren ausverkauft. Da will Schlatter nun wieder anknüpfen. Im Herbst ist eine Tournee mit «Polizeiruf 117» durch die Schweiz geplant. Jeden Morgen memoriert er den Text für einen neuen Spielfilm.
Beat ist ein wahres Multitalent! Ein Gespräch mit ihm öffnet eine Wundertüte nach der anderen. Seine Karriere begann er als Punkmusiker, bevor er Kabarettist, Schauspieler, Drehbuchautor, professioneller Bingospieler und halb professioneller Schwinger wurde.
Eine Berufung jedoch ist neu: Er ist Verwaltungsratspräsident der Brauerei Hürlimann und bewegt sich plötzlich in den obersten Führungsetagen! Als Namensgeber des Mineralwassers «Aqui» hatte er früher schon Kontakt zu Hürlimann. Als man ihm vor kurzem den Präsidentenjob anbot, willigte er unter einer Bedingung ein: Er wolle etwas bewirken!
Nun spendet die Brauerei pro verkaufte Bierflasche einen Rappen an ausgewählte «Männerprojekte», humorvolle, positive Aktionen für echte Kerle: «Ich möchte zur starken Emanzipationsbewegung einen kleinen Kontrapunkt setzen», meint er mit einem Augenzwinkern.
Beat Schlatter über den Täter, der ihn von hinten attackierte: «Ich habe mir von ihm aus den Medienberichten ein Bild gemacht und übernahm die Theorie, er sei psychisch gestört. Seit der Gegenüberstellung denke ich, dass er ein ‹fadegrade Lämpebrüeder› ist.»
Über seine Frau Mirjam Fischer: «Sie ist eine Intellektuelle mit einem Riesenherz.»
Über die ewige Liebe: «Ich glaube an die ewige Liebe, sonst hätte ich nicht geheiratet. Zusammen wohnen möchte ich trotzdem nicht!»
Astrid von Stockar fährt Mercedes. www.mercedes-benz.ch/c-klasse
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