Ginge es nach der Allianz und der Rap-Gruppe Möchtegang wird aus YOLO jetzt «SUMO» – «Schiiss uf morn!». So heisst der Party-Rap-Song, den Möchtegang für die neue Kampagne der Versicherung geschrieben hat. Die Allianz lehnt sich mit diesem Projekt weit aus dem Fenster: Einerseits warten die Rapper mit teilweise provokanten Zeilen auf, unter anderem dissen sie Bundesrat Ueli Maurer (68), andererseits sehen die Klickzahlen auf Youtube verdächtig unecht aus.
Provokante Partytruppe
Die Möchtegang, eine Truppe von Rappern aus dem Thurgau, Winterthur und der Innerschweiz, sind nicht für gehaltvolle Texte bekannt. Sie provozieren gerne und machen auf Partytruppe: Auf ihrer letzten Single etwa, «Gf***t letscht Nacht», prahlen die Rapper damit, wie sie «Bi***es» abschleppen. In der Rap-Szene geniessen sie nicht gerade viel Kredibilität.
Nun haben sie sich einen Werbe-Deal geangelt. Im Song «SUMO» geht es darum, dass eigentlich alles egal ist. Auch etwa, dass man in der Schule ein Niete ist, und da hat Möchtegang-Mitglied Smack Platz für einen Diss an Bundesrat Ueli Maurer gefunden: «Ich bin i de Schuel e Pfluume, miis Englisch sorgt für gueti Luune, Ueli Murer», rappt er.
Kein Problem für die Allianz, die den Song in Auftrag gab: Die Zeile, in der sich die Rapper über das Englisch von Bundesrat Ueli Maurer lustig machen, wollte man bewusst nicht zensurieren. «Die Rapper lachen ja im selben Atemzug über ihre eigenen Sprach-Kenntnisse. Der schrille Song wurde liebevoll gemacht und die durchgehende Selbstironie gefällt uns gut», sagt Thomas Wegmann, Leiter Marktmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung Allianz Suisse, zu BLICK. Man hätte den Musikern künstlerische Freiheit geben und ihnen nur das Thema vorgegeben wollen. «Wir sagen alle ja mal ‹Scheiss auf morgen›.»
«Lebensversicherung interessiert Junge am allerwenigsten»
Warum lässt eine Versicherung Rapper den Bundespräsidenten dissen? Offenbar ein Akt der Verzweiflung. Man müsse etwas wagen, um die jüngere Generation zu erreichen, heisst es bei der Allianz. Die Jugend interessiere sich nicht mehr für das Thema Versicherung. «Und für Lebensversicherung interessiert sie sich leider am allerwenigsten», sagt Wegmann. Dass der Song am Ende ein Flop werde, oder zu sehr anecke, müsse man in Kauf nehmen, wenn man für das Thema Vorsorge aufrütteln wolle.
Kommt der Song an? Etwas mehr als 10'000 Klicks zählt das Musikvideo auf Youtube nach zwei Tagen. Dass sich aber nur sieben Kommentare darunter finden lassen, ist auffällig. Wegmann kann sich aber nicht vorstellen, dass Klicks gekauft werden. «Weder die Band noch wir haben quantitative Vorgaben. Wir wollen sehen, wie sich der Song organisch verbreitet. Er ist aber auch erst seit einem Tag draussen.» (rgl)