Schauspieler Vincenzo Biagi (83) ist ein langjähriger Freund von Jörg Schneider. Der Italo-Schweizer war die Stimme von Räuber Hotzenplotz oder Dominik Dachs. Biagi ist erschüttert über den Verlust: «Es ist so bitter. Jörg wird mir enorm fehlen.» Ende Juli hatte Schneider die Chemotherapie abgebrochen. «Damals sagte er mir, es gehe jetzt zu Ende», erzählt Biagi. «Jörg wusste, dass er sterben muss. Mich erstaunte, wie tapfer er war. Bis zum Schluss hat er seinen Humor nicht verloren.»
Kraft auf seinem letzten Weg gab Schneider seine geliebte Gattin Romy (79). Während 52 Jahren waren die beiden verheiratet, sie hielt dem Bühnenstar den Rücken frei, war Ruhepol in turbulenten Zeiten. «Der schönste Moment meines Lebens war, als ich meine Frau getroffen habe», pflegte Schneider zu sagen. Gemeinsam musste das Ehepaar 2010 den Verlust von Sohn Urs verarbeiten, der nur 46-jährig an einem Herzversagen starb. Jörg Schneider sprach damals von seiner «schwersten Prüfung».
Nachdem er 2014 die Diagnose erhielt, dass er einen unheilbaren Lebertumor habe, wurde das Band zwischen den Eheleuten nur noch stärker. Plötzlich war Schneider, der zuvor die nach einer Rückenoperation an den Rollstuhl gefesselte Gattin pflegte, selbst Patient.
Nun war es wieder Romy, die stark sein musste. Tapfer versuchte sie ihrem Gatten die letzten Monate zu versüssen, tröstete ihn, wenn er haderte. So, dass sie bis zum Ende miteinander lachen konnten und mit Dankbarkeit auf die gemeinsamen Jahre zurückblickten.
Jetzt muss Romy sich von ihrem Seelenverwandten verabschieden. Ihr Gatte hat die Welt vor ihr verlassen. Die Gedanken von Vincenzo Biagi sind auch bei der Witwe: «Für Romy wird es sehr schwer. Aber sie will in der gemeinsamen Wohnung bleiben, denn die ist ja rollstuhlgängig.» Nun werde sie mehr denn je auf externe Hilfe angewiesen sein.
Einen Lichtblick gibt es aber auch für sie: Ab 18. November wird im Zürcher Bernhard-Theater wieder Schneiders Märchenmusical «Die Zauberorgel» aufgeführt – mit dabei: Vincenzo Biagi. «Jörg hätte grosse Freude, sein geliebtes Stück wieder auf der Bühne zu sehen! Und für Romy ist es vielleicht ein kleiner Trost, dass er uns von irgendwoher lächelnd zuschaut.»