Kalt ist es auf dem Urnerboden. Schwer hängen die Wolken zwischen den Bergen, während eisiger Nieselregen den Schnee in schmutzigen Matsch verwandelt. «Der perfekte Ort für diesen Krimi», sagt Sarah Spale (36). Sie verkörpert die Hauptfigur, die Kantonspolizistin Rosa Wilder. Vor drei Jahren entstand die Idee zur sechsteiligen SRF-Serie. Nach 66 Drehtagen soll «Wilder» im Kasten sein. Drei Drehwochen in Zürich und zehn in der Winterwelt der Schweizer Berge verbringt die rund 60-köpfige Crew zusammen. «Langsam kriegen wir alle den Lagerkoller», so Spale lachend.
«Ich vermisse meine Kinder»
Die Geschichte: Ein Schweizer Bergdorf gerät ins internationale Rampenlicht, als kurz vor Baubeginn eines umstrittenen Ferienresorts die Tochter des arabischen Investors verschwindet. Kantonspolizistin Rosa Wilder, die im Ort aufgewachsen ist, nimmt sich des Falls an. Unterstützt wird sie vom Bundeskriminalbeamten Manfred Kägi (Marcus Signer, 52). Wilder stösst auf ein Geheimnis, das seit Jahren unter der Oberfläche der Talschaft modert – und mehr mit ihrer eigenen Geschichte zu tun hat, als ihr lieb ist.
An der Rolle habe Spale Wilders Status als Einzelkämpferin gereizt. «Äusserlich ist sie stark, aber innerlich hat sie sehr zu kämpfen.» Nicht nur ihre Figur leidet seelisch – Spale macht die lange Trennung von ihren Buben (2 und 6) zu schaffen. «Ich vermisse meine Kinder.» Ein Skype-Gespräch nach einem Drehtag sei nicht möglich. «Abends sind die heiklen Phasen, da tut es weh, wenn man nicht zusammen ist.» Lieber schickt sie am Morgen ein Filmchen von sich an den Nachwuchs, die Wochenenden verbringt sie zu Hause. Eine weitere Herausforderung für die Schauspielerin: «Ich musste Berndeutsch lernen, eigentlich spreche ich Baseldeutsch.»
Spale und Wilder haben Parallelen
International bekannt wurde Spale 2013 mit ihrer Darstellung der Catarina Mendez in der Verfilmung des Romans «Nachtzug nach Lissabon». Im gleichen Jahr war sie im Luzerner «Tatort» zu sehen. Um sich auf die Rolle der Rosa Wilder vorzubereiten, hat Spale viel Sport gemacht. «Muskelaufbau im Fitness-Studio.» Das sei die äusserliche Seite gewesen. Innerlich trage sie die Figur sehr lange bei sich. «Das viele Nachdenken, das viele Analysieren, da haben wir definitiv Parallelen.»
Am Set ist die Kälte deutlich zu spüren. Gedreht wird eine Szene aus der zweiten Folge, eine Verfolgungsjagd. Tankstellenwart Glutz flüchtet und wird von einer anderen Person gestellt. Spale kommt hinzu. Was es damit auf sich hat, verraten die Macher nicht.
«Wilder» kommt Anfang 2018
Mit zum Ensemble gehört Christian Kohlund (66). Der Schweizer, der seit 1971 in Deutschland lebt, steht für eine Schlüsselrolle vor der Kamera. Der raubeinige Schauspieler mit dem wettergegerbten Gesicht passt perfekt in die karge Landschaft. «Traumhaftes Winterwetter», brummt er.
Der Regen wird stärker. Im Tal wird es dunkel. Das Filmteam muss zusammenpacken. 80 Minuten Material werden an einem Tag gedreht. Daraus entstehen am Ende 5.20 Minuten der Serie. Bis Ende März ist die Truppe noch im Glarnerland. «Wilder» wird Anfang 2018 im SRF ausgestrahlt – wenn es draussen wieder kalt und grau ist.