Sängerin Emel sorgt sich
«Ich habe Angst, dass Krieg ausbricht»

Emel Aykanat hat eine Nacht zwischen Hoffnung und Sorge hinter sich. Jetzt spricht die Schweizer Sängerin mit türkischen Wurzeln über ihre Sicht auf die Lage in der Türkei nach dem gescheiterten Militärputsch.
Publiziert: 16.07.2016 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:00 Uhr
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Sängerin Emel sorgt sich um die Zukunft ihres Landes.
Foto: Blick
Jasmin Gruber

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gestern Abend mitgekriegt haben, was in der Türkei los ist?
Ich war natürlich geschockt und sprachlos. Habe mich aber auch gefreut, dass die gespannte Lage mit Erdogan sich eventuell löst. Dass der Putsch nun gescheitert ist, macht mir wiederum extrem grosse Angst. Tausend Fragen gehen einem da durch den Kopf. Ich habe Angst, dass Krieg ausbricht. Und die Menschen tun mir unendlich leid. Sie haben in den letzten Jahren so viel mitmachen und so viel Leid um sich herum mittragen müssen.

Ihre Eltern leben seit zehn Jahren in der Türkei. Hatten Sie Angst um Sie?
Nein. Angst, dass meine Eltern in Gefahr sind und ihnen etwas zustössen könnte, hatte ich nicht.  Mir geht es mehr um die Zukunft. Wenn das so weitergeht, ist ihre Versorgung gefährdet? Wie siehts aus mit Spitälern, der Sicherheit im Land? Das macht mir Angst.

Wie haben sie das Ganze mitbekommen?
Meine Eltern reden seit dem Aufstand vor drei Jahren nicht mehr gerne über Politik am Telefon. Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen, weil Kriegszustand war. Meine Mutter hat sich aber auch gefreut, sie ist Erdogan-Gegner. Mein Vater sieht das anders, komplexer. Freunde von mir sind auch gerade in Istanbul. Die haben von alldem aber nichts mitgekriegt und freuen sich auf den Strandurlaub in Bodrum.

Die Erdogan-Regierung bezeichnete den Putsch-Versuch als gescheitert. Wie geht es nun weiter?
Wenn ich die Antwort auf diese Frage nur wüsste. Erdogan reisst die Macht an sich, so etwas ist nie gut. Auf der anderen Seite herrscht in der Türkei eine schwierige Situation. Das Land befindet sich seit langem geografisch in einer Krisenzone und ich kann es verstehen, dass das Volk jemanden an der Macht will, der einem das Gefühl gibt, etwas für das Land zu machen und seinen Kopf hinhält.

Haben Sie in nächster Zeit Ferien in der Türkei geplant?
Im Herbst gehen wir nach Izmir und wir haben auch einen Abstecher nach Istanbul geplant. Den sagen wir eventuell ab. Wir müssen jetzt erstmal sehen, wie sich die ganze Situation entwickelt. Wenn es so weitergeht, wäre es lieber, meine Mutter wäre bei mir in der Schweiz.

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