Dafür, dass sich Rolf Sommer (46) selbst als «Spätzünder» bezeichnet, hat der Schauspieler eine schnelle Auffassungsgabe – vor allem, was Dialekte betrifft. Besucht er seine Eltern in Uri, «ürnert» er, geht er mit Freunden in Zürich, wo er seit 20 Jahren lebt, «eis go zieh», «schnurrt er Züritüütsch», und wenn der Musicaldarsteller ab 12. Juli als Dällebach Kari über die Bühne der Thunerseespiele wirbelt, wirds als legendärer Coiffeurmeister und Stadtoriginal auch «bärndütsch funktionierä». Den letzten sprachlichen Schliff dafür verpasst ihm ein Dialektcoach.
Für Rolf Sommer, aufgewachsen in Bürglen UR, ist das kaum der Rede wert. Sechs Jahre lebte er in Bern – als Student. Wobei: Sein Geschichtsstudium hat er «erfolgreich abgebrochen». Davon, dass Sommer heute als Profi auf der Bühne steht, hätte er in jungen Jahren und trotz Erfahrung als Laiendarsteller lange nicht zu träumen gewagt. Erst ein Kontakt mit Musical-Profidarstellern öffnete ihm die Augen. «Die machten mir Feuer unterm Füdli.»
Vater war kritisch, Mutter stolz
Heimlich bewirbt er sich mit 24 in München an der Abraxas Musical Akademie. «Ich dachte, falls ich nicht aufgenommen werde, muss das niemals jemand erfahren.» Doch der Schweizer ergattert einen der Ausbildungsplätze. «Mein Vater hatte nur Mühe mit dem Gedanken, dass ich das Geschichtsstudium abbreche.» Für seine Mutter aber, die selbst Theater spielt und ein Faible für Musik und Singen hat, sei es eher so gewesen, «dass sie dachte: Endlich hat der Bub gemerkt, wo seine Berufung liegt».
Mit Karl Tellenbach alias Dällebach Kari verbindet ihn ein Schicksal: Rolfs Schwester starb 2014 an Krebs. Auch Kari erkrankte an einem Tumor, stürzte sich 1931 nach zwei erfolglosen Operationen von der Berner Kornhausbrücke. «Eine tragische Geschichte. Für Kari war der Suizid die Exit-Strategie.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Für Rolf Sommer, der bis zur Musical-Premiere am 12. Juli an sechs von sieben Tagen für seine Rolle probt, eine «emotionale Sache, die mir nahegeht». Wenn er am Abend in sein Apartment in Thun kommt, das für die kommenden Monate sein Zuhause ist, woge es oft in ihm und er müsse sich zuerst sammeln. Dann sitzt er still auf seinem Balkon, lässt den Blick schweifen oder telefoniert mit seinem Mann.
Privates und berufliches Glück
David Mendoza (33) lernte Rolf 2019 kennen. Der Kolumbianer reiste damals durch Europa, machte einen Abstecher zu einer Bekannten nach Zürich. Im Februar vor drei Jahren heirateten David und Rolf. «Mein bester Entscheid.»
Zum privaten Glück kommt auch der berufliche Erfolg. Seit fünf Jahren führt Rolf Sommer auch Regie, aktuell am Zürcher Bernhard Theater in dem Stück «Monsieur Claude und seine Töchter» mit Roberto Blanco (86). Auch von dieser Karriere hätte er nie zu träumen gewagt. Er hoffte einst, auf Bühnen in Hamburg, Berlin, München oder Wien zu stehen. «Es kam viel besser!» Der «Spätzünder» mauserte sich zum Senkrechtstarter.