Wie lebt es sich im Schatten eines berühmten Vaters? Bis heute wird Rolf Sachs (59) vor allem als Sohn von Gunter Sachs (1932–2011) wahrgenommen. Ein Erbe, das er mit Würde trägt – und mit Charme. «Ich denke oft an meinen Vater», sagt er. «Natürlich hat er mich stark geprägt. Gunter hatte Stil; er wusste, wie man Spass hat und trotzdem am Boden bleibt.»
Der Designer und Künstler empfängt in seinem zweiten Zuhause in St. Moritz GR, wo er zwei bis drei Monate pro Jahr verbringt: «Von den meisten hier werde ich als Einheimischer anerkannt», sagt Sachs. Er ging in Zuoz GR zur Schule. Seit über zehn Jahren gehört ihm das Olympiagebäude von 1928. Der rote kubische Bau mit Turm ist nicht zu übersehen.
«Habe mein Haus mit Bauhausmöbeln gefüllt»
Eine Hommage an die legendäre Turmsuite im Badrutt’s Palace, in der einst sein Vater wohnte? Das sei nicht zu vergleichen. «Er hat eine Ikone geschaffen, ein Gesamtkunstwerk der Pop-art», antwortet der Sohn. «Mein Haus ist ein gelungener Wurf, ich habe es mit Bauhausmöbeln und Kunst gefüllt.»
Überall stehen Fotos, Erinnerungsstücke und Kuriositäten, so auch zwei in Gegenrichtung ineinander verkeilte Schlitten: «Fast wie ein Ehepaar», sagt Sachs und lacht: «Beide wollen woandershin, aber sie kommen doch nicht voneinander los.»
«In meiner Seele bin ich Künstler»
Seit 30 Jahren ist er mit Maryam Banihashem (52), verheiratet; sie haben sich im Internat kennengelernt. Mit ihr teilt er seine Leidenschaft für Kunst. «In meiner Seele bin ich Künstler. Dieses Gefühl wird immer stärker. Für mich ist das ein irrsinniges Glück, es ist wie eine zweite Haut, in der man lebt.»
Derzeit ist in der Galerie Caratsch seine Ausstellung «Camera in Motion» zu sehen – Fotografien, die auf der Strecke zwischen Chur und Tirano (I) entstanden sind. Diesen Abschnitt kennt er seit seiner Kindheit, vom Weg ins Internat oder wenn er seinen Vater besuchte.
Kunstsammlung brachte 67 Millionen ein
Als Gunter Sachs im Mai vor vier Jahren in Gstaad BE seinem Leben ein Ende setzte, kümmerte sich der Sohn um den Nachlass. Etwa einen Drittel der Kunstsammlung liess er damals bei Sotheby’s versteigern. Erlös: rund 67 Millionen Franken. Er verwaltet jedoch weit mehr als Vermögen und Kunst, es ist ein Lebensstil.
Sachs ist Präsident des weltberühmten Dracula- sowie des Bob-Clubs. Die Warteliste für neue Mitglieder sei lang: «Es ist ein Versammlungsort für Freunde.» Ausschlaggebend sei, dass man mindestens die Hälfte der Leute kenne. «Nur mit viel Geld und einem schönen Auto kann man sich in der Welt nicht positionieren», sagt Rolf Sachs, der sich lieber mit bunten Schals als mit Statussymbolen schmückt.
Vor seinem Haus steht ein grosser, angestaubter VW; wenn kein Schnee liegt, fährt er in St. Moritz mit dem zweirädrigen Segway. «Wichtig ist, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht und wie grosszügig man denkt: Werte, die ich auch meinen Kindern weitergebe.»