Vom kommenden Freitag, 7. Juni an gastiert Rolf Knie (69) mit seinem Circus Musical für einen Monat in Bern. Was viele nicht wissen: Knie ist hier aufgewachsen. «Ich bin ein Heimweh-Berner. Immer wenn ich zurückkomme, geht mir das Herz auf», sagt er. Während des Musical-Gastspiels lebt Knie vor Ort und hat BLICK auf eine Reise in die Vergangenheit mitgenommen. «Als ich und mein Bruder Fredy klein waren, gab es keine Zirkus-Schule, und unsere Eltern gaben uns in die Obhut des mit ihnen befreundeten Ehepaars Bürgi in Belp.» Bürgis lebten im dortigen Schlössli, erbaut 1740. «Hier kam ich in eine ganz andere, aristokratische Welt. Bürgis waren streng, aber bei ihnen lernte ich Manieren. Geschadet hat mir das sicher nicht», sagt Knie.
Rolf Knie und Paul Klee
Und der spätere Erfolgsmaler kam ein erstes Mal mit Kunst in Berührung. Die international bekannte Sammlung der Bürgis umfasste viele Werke von Paul Klee (1879–1940). «In unserem Schlafzimmer hing das Gemälde Waldvogel. Ich spielte dort jeweils Fussball und traf einmal auch das Bild, welches leider von der Wand fiel. Erst viel später konnte ich verstehen, weshalb Frau Bürgi derart mit mir schimpfte.» Von einem Kinderzimmer ist nichts mehr zu sehen, und die Klee-Bilder hängen längst im Museum. Knie steht dort, wo sein Bett gestanden hat, und die Gefühle übermannen ihn, er kämpft mit den Tränen. «Unfassbar, wie viel seither passiert ist und sich verändert hat. Und doch scheint alles zum Greifen nahe.»
«Rolf war ein toller Kamerad»
Zwischen 1955 und 1963 besuchte Knie die Primarschule im Dorf und später das nahe gelegene Landschulheim Oberried. «Rolf war ein sehr begabter Zeichner und Sportler, in den anderen Fächern aber eher mittelmässig. Dafür ein toller Kamerad», sagt sein Schulkollege Gustav Homberger (71). Und Christian Müller (72), dem das Schlössli heute gehört, sagt: «Das künstlerische Flair und die Fantasie hat man bei ihm früh gespürt.» Knie meint rückblickend: «Man muss nicht gescheit sein, sondern schlau, dann kommt man viel weiter im Leben.»
Im Übermut das Radio zerstört
Beim Gang durch die prächtige Liegenschaft kommen weitere Erinnerungen hoch. «Wenn schlechtes Wetter war, wollten die Bürgis jeweils nicht ausreiten. Sie sagten dann zu uns Buben, wir sollten die Pferde bewegen. Fredy war begeistert, ich dagegen fuhr jeweils lieber mit dem Velo nebenher.» Auf dem Parkplatz erzählt Rolf Knie die Anekdote, wie er dort 1958 vor Freude über ein Schweizer Länderspieltor das Taschenradio in die Luft warf und nicht mehr fangen konnte. Die schönste Zeit waren aber doch die Ferien, wenn die Knie-Buben zu ihren Eltern in den Zirkus durften. «Manchmal versteckte ich mich, wenn der Chauffeur am letzten Tag kam, um uns wieder abzuholen. Aber es half alles nichts.»
Knie als Tennisspieler
Zum Schluss gelangt Knie zum Berner Tennisclub Dählhölzli, den sein Grossvater mütterlicherseits, Paul Dubois, 1907 gründete. Seine Mutter Pierrette (1922–2013), die Ehefrau von Fredy Knie sen. (1920–2003), war 17-fache Schweizer Meisterin. «Auf diesen Plätzen habe ich Tennis spielen gelernt», sagt er mit Blick auf die schöne Anlage. Und er verspricht: «Während unseres Gastspiels werde ich mich hier fit halten.»