Gestern Montagabend führte Roger Schawinski (74) zum allerletzten mal durch die nach ihm benannte SRF-Talksendung. Drei Gäste, alt Bundesrat Moritz Leuenberger (73), Tagesschau-Moderatorin Katja Stauber (57) und Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (60), überraschten den Medienmann im Studio. In den letzten Minuten richtete er sichtlich gerührt mit Augenwasser und zittriger Stimme die letzten Worte an sein Publikum: «Ich wünsche Ihnen ein gutes Leben, auch in diesen schwierigen Zeiten.» Dies, im Hinblick auf die Corona-Krise.
Am Tag nach der letzten Sendung gibt er sich im Interview mit BLICK gelassen: «Klar finde ich die Absetzung schade. Ich hätte die Sendung gerne noch einige Zeit weiter gemacht», hält er fest. Obwohl es am Fernseher anders aussah, sei er auch nicht emotional geworden. «Die Verabschiedung liess mich sicher nicht kalt. Aber geweint habe ich nicht.»
Vorgeschobenes Absetzungs-Argument
Dass «Schawinski» dem SRF-Sparhammer zum Opfer gefallen ist, will der Talker so nicht geltend machen. «Hier wurde ein falsches Argument vorgeschoben», sagt er. «Wir waren die billigste Eigenproduktion von SRF und hatten bis zuletzt gute Quoten und genossen grosse Aufmerksamkeit in anderen Medien», meint er.
Ein Blick auf die Produktionskosten des Staatssenders beweist: Eine Sendung von «Schawinski» schlug mit jeweils rund 15'000 Franken zu Buche, während die Arena im Vergleich 42'000 Franken pro Episode kostet. Welche Gründe Schawinski stattdessen hinter seiner Absetzung vermutet, wollte er im Interview nicht verraten.
Rückkehr zum SRF schliesst er aus
Künftig konzentriert sich der Medienmann voll und ganz auf sein Radio 1. Täglich moderiert er neu jeweils zwei Stunden ein Talkformat für Hörer – im Zeichen der Corona-Krise. «Das Thema beschäftigt mich sehr. Schliesslich bin ich mit 74 Jahren ein Teil der Risikogruppe», meint er. «Eine gute Sache hat das aktuelle Geschehen für mich: Die Menschen realisieren wieder, wie wichtig das lange unterschätzte Medium Radio ist.»
Eine Rückkehr zum SRF schliesst Schawinski derweil aus. «Das ist kein Thema», sagt er. Und auch sonst seien keine Fernsehprojekte geplant. «Wahrscheinlich wird man mich nie wieder am Bildschirm sehen», sagt er. An einen Ruhestand will der 74-Jährige trotzdem noch lange nicht denken: «Meine Frau sagt immer: Kreative Menschen setzen sich nie zur Ruhe. Und meine Arbeit als Moderator ist eine kreative. Solange ich noch Namen und Daten blitzschnell abrufen kann, bleibe ich bei Radio 1 auf Sendung.»