Mit «Big Rocks» veröffentlichen Sie am Freitag ein reines Cover-Album bekannter Rocksongs. Sind Ihnen die Ideen ausgegangen?
Fernando von Arb: Nein, die Ideen sind uns nur so zugeflogen – alle von grossartigen Bands aus unserer Jugend! Entstanden ist eine Hammer-Partyplatte!
Chris von Rohr: Diese Cover-CD war die beste Idee seit langem. Sie ist eine Ehrerbietung an jene Bands, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind.
Wer braucht so eine CD?
Von Arb: Unsere Fans. Weil sie spüren, dass wir das Album mit der gleichen Hingabe und Sorgfalt gemacht haben wie die letzten Krokus-CDs.
43 Jahre rocken Sie schon zusammen. Hand aufs Herz, geht man sich nach so langer Zeit nicht langsam auf die Nerven?
Von Rohr: Manchmal schon. Aber zu viel Harmonie würde doch bloss Kuschelrock hergeben! Man braucht Reibung, um was Grosses auf die Beine zu stellen.
Von Arb: Wir streiten uns in letzter Zeit deutlich weniger als früher. Liegt wohl am Alter.
Was bewundern Sie am Gegenüber?
Von Rohr: Die Riffschmiede-Qualität und den Durchhaltewillen.
Von Arb: Chris bleibt immer am Ball und treibt die Truppe an.
Was nervt Sie am anderen?
Von Rohr: Wenn er zu viele Knallfrosch-Geräte vor seine Gitarre spannt oder den störrischen Steinbock gibt (lacht).
Von Arb: Manchmal könnte man sagen: Take it easy, alter Kämpfer!
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung?
Von Rohr: Das war Mitte der 60er-Jahre. Fernando besuchte ein Konzert meiner damaligen Band Plastic Joint.
Von Arb: Beim Auschecken von anderen Bands im Solothurner Kreuzsaal.
Wann wussten Sie, dass Sie fast ein Leben lang verbunden sein würden?
Von Rohr: Während der Entstehung des legendären «Metal Rendez-Vous»-Albums 1980 war klar, dass wir eine Nasenbär-Verbindung der verschärften Art haben.
Von Arb: Monate vor der Reunion vor zehn Jahren haben wir erkannt, dass wir die Band nur gemeinsam retten können. Mit demselben Pioniergeist wie früher.
Sie hatten jahrelang Krach, Krokus dümpelte ohne Chris von Rohr in die Vergessenheit. Warum funktioniert die Band nur dann, wenn von Arb und von Rohr zusammenspannen?
Von Arb: Wahrscheinlich, weil wir beide die Wurzeln im solothurnischen Gäu haben.
Von Rohr: Weil wir beide schräge Gaukler sind, neugierig und noch immer ohne Angst, etwas falsch machen zu können. Wir überlegen uns nie einen Plan B. Also setzen wir immer alles auf eine Karte. Natürlich brauchten wir dazu auch einen amtlichen Sänger.
Ihre verrückteste Erinnerung?
Von Rohr: In frühen Tagen gingen wir bei Minustemperaturen Plakate aufhängen, damit danach sieben Nasen an unsere Konzerte kamen. Verrückt. Heute haben wir eine siebenköpfige Roadcrew und spielen vor Tausenden.
Von Arb: Die durchgeknallten Fans in Chile Anfang der 80er-Jahre, vor denen wir flüchten mussten – das war irre!
Haben Sie einander auch mal Groupies ausgespannt?
Von Rohr: Ich glaube nicht. Das war damals auch nicht nötig, das Angebot war inflationär.
Von Arb: Zu unseren krassesten Zeiten in den 80er-Jahren gab es immer genug Frauen für jeden.
Ausverkaufte US-Tourneen und Millionen verkaufter Alben: Ist eine Karriere, wie Sie sie hatten, heute überhaupt noch möglich?
Von Rohr: Schwierig, weil junge Menschen heute viel mehr Ablenkungsmöglichkeiten haben. Und somit auch weniger Hunger und bedingungslosen Durchhaltewillen.
Wie haben Sie es geschafft, ausgerechnet von Solothurn aus eine Weltkarriere zu starten?
Von Rohr: Gerade dieser karge, provinzielle Nebelfrust wirft dich auf dich selbst zurück. In den Grossstädten hat man Discos und Clubs zum Abhängen und rennt irgendwelchen irren Modeströmungen hinterher.
Von Arb: Wir nahmen das Risiko in Kauf, vom bequemen Leben Abschied zu nehmen. Und wenn du mal so radikal mit dem vorherigen Leben gebrochen hast, um dein Ding durchzuziehen, gibt es meistens kein Zurück mehr.
Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll: Wann gab es zuletzt Drugs?
Von Rohr: Gestern! Spaghetti Tornado und ein Gläschen Roten. Was mir wieder einmal zeigte, dass ich nie von Jack Daniels auf Merlot hätte umschalten dürfen (lacht).
Von Arb: Das ist Jahre her. Ich bin mittlerweile so nüchtern wie frische Luft.
Wie lange wollen Sie noch zusammen rocken?
Von Rohr: Solange es die Götter der Gesundheit zulassen. Und solange wir noch Freude daran haben. Das könnte noch ewig dauern.
Von Arb: Wir fragen uns jedes Jahr: Wollen wir noch? Oder wollen wir nicht mehr? Auf gehts!