BLICK: Die Reaktionen auf Ihr Outing war riesig. Hat Sie das überrascht?
Dominique Rinderknecht: Das Ausmass schon. Da wir beide in der Öffentlichkeit stehen und man mich nie mit einer gleichgeschlechtlichen Beziehung in Verbindung brachte, war und ist es wie eine Riesenwelle. Doch es ist o.k., so haben wir die Möglichkeit, uns Gehör gegen Vorurteile und für Gleichberechtigung zu verschaffen.
Tamy Glauser: Ich habe auch damit gerechnet, dass wir für Aufruhr sorgen werden, aber nicht in diesem Ausmass.
Frau Glauser, Sie stammen aus einem gutbürgerlichen Haus aus Bern. Wie hat Ihre Familie reagiert?
Tamy Glauser: Ihr ist wichtig, dass ich glücklich bin.
Dominique Rinderknecht: Ich habe nur schöne Feedbacks bekommen, bis zu meiner Grossmutter und ihren Freundinnen. Was ich faszinierend finde, da sie doch unter weitaus konservativeren Bedingungen aufgewachsen sind.
Vor vier Monaten waren Sie nur «es bitzeli verliebt». Und jetzt?
Dominique Rinderknecht: Wir haben für uns erst nichts definiert, wollten uns einfach kennenlernen. Dann gabs Gerüchte, und wir haben den Schritt in die Öffentlichkeit gemacht. Und ja, wir sind sehr verliebt.
Gabs beim ersten Treffen letztes Jahr schon das Kribbeln im Bauch?
Dominique Rinderknecht: Es ging ziemlich schnell. Es war von Anfang an eine Vertrautheit zwischen uns, als würden wir uns lange kennen.
Dieses Kuss-Video posteten Glauser und Rinderknecht gestern auf Instagram.
Was machen Sie, wenn Sie zusammen sind?
Tamy Glauser: Wir waren unter anderem schon in Südfrankreich, Bern, New York, Paris. Wir sind auch gerne zu Hause, schauen Netflix, chillen und kochen.
Dominique Rinderknecht: Wir führen andere und doch gleiche Leben. Wir sind zeitlich flexibel und können spontan sein. Obwohl Tamy in Paris lebt, haben wir uns noch nie länger als zwei Wochen nicht gesehen.
Frau Glauser, hatten Sie schon Beziehungen zu Männern?
Tamy Glauser: Beziehungen nicht, aber bis 21 war ich mit Männern zusammen. Ich wollte nie homo sein, ich fand die Vorstellung schrecklich. Doch seit ich dazu stehe, bin ich viel glücklicher als vorher.
Liebt man eine Frau anders als einen Mann?
Dominique Rinderknecht: Nein. Liebe ist geschlechterunabhängig. Aber klar ist es toll in der Beziehung mit Tamy, dass wir den gleichen Körperrythmus haben. Wenn eine von uns einmal monatlich schlecht gelaunt ist oder Bauchschmerzen hat, ist das Verständnis natürlich automatisch da.
Haben Sie einen Appell an die Öffentlichkeit?
Dominique Rinderknecht: Ja, gleiche Rechte für alle.
Tamy Glauser: Es ist absurd, dass wir keine Kinder adoptieren dürfen. Dass sie in einem Kinderheim aufwachsen, weil sie weder zu einem Lesben- noch einem Schwulenpaar oder einem Single gehen dürfen. Es ist an der Zeit, dass man den Menschen als Menschen sieht.
Wer von Ihnen ist dominanter?
Dominique Rinderknecht: Wir begegnen uns auf Augenhöhe.
Dominique hat kürzlich gesagt, dass sie Männer immer noch sexy findet. Was wäre schlimmer für Sie, wenn Sie sich in einen Mann oder in eine Frau verlieben würde?
Tamy Glauser: Eigentlich ist es egal. Mit einer Frau könnte ich mich aber immerhin messen, mit einem Mann nicht. Doch ich mache mir keine Gedanken dazu. In dem Moment, in dem man Angst hat oder eifersüchtig ist, stimmt etwas in der Beziehung und mit dem Vertrauen nicht.
Ist Heirat ein Thema für Sie?
Dominique Rinderknecht: Zuerst müssen wir die Regeln ändern. Noch dürfen wir ja nicht.
Sie wirken beide sehr glücklich.
Dominique Rinderknecht: Wir sind verliebt, das lässt uns strahlen. Ich liebe das Leben mit Tamy so, wie es ist.
Tamy Glauser: Was ich mit Domi habe, habe ich mir immer gewünscht. Ich hatte vorhin nicht viele glückliche Beziehungen. Ich bin endlich angekommen.
Sie haben sich von der Glatze verabschiedet. Weshalb?
Tamy Glauser: Ich war damit lange das einzig europäische Model. Mit der Zeit wurde sie zur Trendfrisur – und ich bin nicht so gerne trendy.
Sprechen Sie darüber, wie Sie Ihre Sexualität leben?
Dominique Rinderknecht: Ich erzähle öffentlich nur, was ich auch meinem Vater sagen würde. Da gehört mein privates Sexleben nicht dazu (lacht).
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Dominique Rinderknecht: Wir leben stark im Moment. Niemand weiss, wie die Welt morgen aussieht.
Tamy Glauser: Ich hoffe, immer noch glücklich mit Domi zu sein.
Was lernen Sie voneinander?
Tamy Glauser: Domi sagt ihre Meinung, ohne dabei zu verletzen. Ich bin beeindruckt, wie sie mit Leuten kommuniziert.
Dominique Rinderknecht: Die Gelassenheit, das Leben so zu nehmen, wie es kommt, und noch spontaner zu sein. Tamy ist eine so grosse Bereicherung für mein Leben.
Was gefällt Ihnen optisch aneinander?
Tamy Glauser: Ich liebe Domis Augenfarbe. Und ihr Füdli gefällt mir auch (lacht).
Dominique Rinderknecht: Tamys Gesicht ist wie gezeichnet. Ihre grossen Raubtieraugen, ihr Mund, ihre Ausstrahlung, ihre Grösse. Sie ist wunderschön und faszinierend.