Die Corona-Fallzahlen im Kanton Zürich steigen, deshalb greift die Regierung durch: Ab kommenden Donnerstag gilt neben der Maskenpflicht in Einkaufsläden auch eine Beschränkung von 100 Personen in Innenräumen von Clubs. Mit Aussenbereichen ist eine Gästezahl bis 300 erlaubt. Die Zürcher Bar- und Clubkomission will sich am Mittwoch zu den neuen Auflagen äussern. Für den Zürcher Partyveranstalter Reto Hanselmann (38) ist schon jetzt klar: «Das ist eine Katastrophe für die hiesige Club-Szene!»
Hanselmann hatte bereits die Durchführung seines Oktoberfestes auf dem Bauschänzli und seiner legendären Halloween-Party im Zürcher Kaufleuten abgesagt, auf insgesamt 14 eigene Events und auf die Eröffnung seiner ersten eigenen Hanselmann-Bar verzichtet der Schweizer It-Boy heuer. «Ich lebe glücklicherweise nicht nur von Einkünften aus dem Nachtleben. Aber so wie mir geht es leider nicht vielen. Zahlreiche Clubs stehen vor dem Nichts.», meint Hanselmann. «Und hier geht es ja nicht nur um die Betreiber, sondern auch um das Sicherheits-, Bar- und Putzpersonal. Diesen riesigen Rattenschwanz vergessen viele Kritiker des Nachtlebens.»
Nur wenige Clubs haben Aussenbereiche
Die neue Zürcher Regelung mit maximal hundert Gästen im Innenraum und insgesamt 300 Personen im Innen- und Aussenraum eines Clubs erachtet der Partylöwe als schwer durchführbar. «Nur die wenigsten Clubs haben überhaupt die Infrastruktur für einen Aussenbereich.», sagt er. «Und ob ein Club, der 1000 Menschen gedacht ist, für maximal hundert Leute seine Pforten öffnet, wage ich zu bezweifeln.»
Auch wenn Hanselmann seine Clubbesuche in den letzten Monaten aus Vorsicht zurückgeschraubt hatte, sieht er aber, dass die Nachfrage nach wie vor gross ist. «Vor allem für junge Menschen ist es ein grosses Bedürfnis, an Partys den Alltag hinter sich zu lassen. Zumindest für ein paar Stunden», sagt er. Deshalb sei es wichtig, nun genaue und durchführbare Massnahmen zu bestimmen, damit nicht ähnlich wie in Berlin grosse illegale Partys gefeiert würden.
Behörden und Veranstalter vor schweren Entscheiden
Den schwarzen Peter will Hanselmann niemandem zuschieben. «Die Behörden stehen vor einer enorm schwierigen Aufgabe und machen ihre Sache gewissenhaft», meint er. Wichtig sei jetzt, dass die entsprechenden Betreiber und Veranstalter von den Behörden unterstützt werden. «Viele stehen vor dem Ruin. Für sie ist es schwierig abzuschätzen, ob sie ihren Betrieb noch mit gutem Gewissen aufrecht erhalten sollen oder können.»
Eine baldige Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Mit den Herbstmonaten und den damit verbundenen sinkenden Temperaturen kommt zur Corona-Epidemie auch die nächste Grippe- und Erkältungssaison auf uns zu. Hanselmann: «Niemand kann abschätzen, wie lange diese Krise noch andauern wird. Es ist ein riesiger Albtraum für die ganze Branche.»
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