Rendez-vous mit der Romandie – Designer Kévin Germanier
Der Walliser, der die Stars einkleidet

Der Walliser Kévin Germanier ist durch die Kombination von Entschlossenheit, Talent und Willen zu einer angesehenen Marke geworden – von Paris bis London.
Publiziert: 11.09.2021 um 17:50 Uhr
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Kévin Germanier, Designer mit Umweltbewusstsein.
Foto: DR
Adrien Schnarrenberger

Was haben Björk, Rihanna, Lady Gaga und Beyoncé gemeinsam? Sie alle haben sich in die Kreationen von Kévin Germanier (29) verguckt. «Meine Grossmutter hat mir einmal gesagt: ‹Das Geheimnis des Selbstbewusstseins besteht darin, so zu tun, als hätte man es›», so der Designer aus Granges VS.

Es brauchte viel Selbstbewusstsein und Willenskraft, damit Germanier seine Träume verwirklichen konnte. Er wuchs im Wallis auf, das aus seiner Sicht «abgelegen, konservativ und von allen intellektuellen Reizen abgeschnitten» war, eine Welt weit entfernt vom Modeuniversum, von dem er träumte. «Auf dem Spielplatz habe ich lieber die Barbies meiner Schwester Stéphanie angezogen, als Fussball zu spielen.»

Gegen alle Widerstände

Spott und Vorurteile konnten ihm nichts anhaben, im Gegensatz zu den Sticheleien seines Lehrers, der ihm im Alter von 14 Jahren sagte, dass er «nirgendwo hingehen» würde. «Ich war zu leidenschaftlich, um mich entmutigen zu lassen», erinnert sich Germanier. Sechs Jahre studierte er in Genf an der Haute École d'Art et de Design und versuchte sein Glück an der renommierten Central Saint Martins School in London. Bingo! Er wurde angenommen. «Wie sollen wir das bloss deinem Vater sagen?», fragte die Mutter besorgt.

Germaniers Eltern hatten sich ihn in einem eher traditionellen beruflichen Umfeld vorgestellt. Doch sie wurden bald beruhigt: Ihr Sohn hatte Gold in den Händen. Oder vielmehr recyceltes Material. Dies ist die meisterhafte Idee des Romands – nur Reste zu verwenden. «Ich kaufe nie etwas Neues. Je eingeschränkter ich bin, desto kreativer bin ich», erklärt der Designer. Seine Entscheidung für das «Upcycling» war denn auch in erster Linie nicht eine Frage der Ethik, sondern hatte vielmehr damit zu tun, dass er die 60'000 Franken für die Ausbildung selbst finanzieren musste.

Lob von ganz oben

«Kévin ist im Bereich der ethischen Mode allen anderen voraus»: Das Kompliment aus der Zeitschrift «L'illustré» stammt von einem hochrangigen Manager von Louis Vuitton. Germaniers Kreationen sind ausverkauft und haben einen Einzelwert von bis zu 5000 Euro. «Ich möchte, dass jedes meiner Kleider auch im Jahr 2050 noch einen Wert hat», erklärt er.

Der Walliser war in «Vogue» und «Vanity Fair» zu sehen, er kleidete Kristen Stewart (31) für die Premiere ihres neuesten Films in New York und Björk (55) für ihr letztes Album ein. Am stolzesten ist er jedoch darauf, dass seine ganze Familie in den Dienst seines kleinen Unternehmens gestellt wird. Dabei hatte er sich ja nie getraut, seinen Eltern zu offenbaren, dass er Modedesigner werden wollte. «Meine Grossmutter Simone, die ich zur Fashion Week mitgenommen habe, hat die Kunst des Schaumstoffnähens beim Kühehüten gelernt», sagt er lachend. Vom eher konservativen Wallis in den Olymp der Haute Couture: eine beachtliche Leistung!

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