Rainer Maria Salzgebers Rückblick auf seine Karriere
«Heute wäre das undenkbar»

Das SRF-Urgestein feiert in diesem Jahr gleich mehrere Jubiläen – beruflich und privat. Im Interview spricht Rainer Maria Salzgeber über seine Anfänge, seine Familie und seine Sendungen.
Publiziert: 09.06.2024 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2024 um 21:16 Uhr
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Rainer Maria Salzgeber feiert dieses Jahr gleich mehrere Jubiläen.
Foto: Pius Koller
Irene Lustenberger, GlücksPost
Glückspost

Kaum betritt Rainer Maria Salzgeber (54) das Gebäude des Schweizer Fernsehens, wird er von einer Gruppe Besuchern angesprochen. Der Walliser lächelt und wechselt ein paar Worte. Dass er erkannt wird, ist nichts Neues. Denn in diesem Jahr feiert er gleich mehrere Jubiläen: 30 Jahre SRF, 10 Jahre Moderator bei den Spielen der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft und 5 Jahre beim «Donnschtig-Jass». Auch privat hat er Grund zum Feiern. Seit 25 Jahren ist er mit Ehefrau Chantal (52) verheiratet. Zum Interview bringt er sowohl Jass- und Fussball-Schiedsrichter-Karten mit als auch den «Salzi»-Stuhl, den er zu seinem 50. Geburtstag vom «Donnschtig-Jass»-Team geschenkt bekommen hat.

GlücksPost: Sie feiern in diesem Jahr gleich mehrere Jubiläen. Welches bedeutet Ihnen am meisten?
Rainer Maria Salzgeber:
Das Private, weil das mein Leben am meisten geprägt hat.

Beginnen wir bei Ihren 30 Jahren bei SRF. Können Sie sich noch an Ihre erste Sendung erinnern?
Nein, weil das fliessend ablief. Ich wurde sorgfältig auf den ersten Einsatz vorbereitet und es dauerte seine Zeit, bis ich erstmals alleine moderieren konnte. Ich kann mich an eine Polo-Sendung im Sommer 1995 in St. Moritz und an die Junioren-Ski-WM 1996 im Hoch-Ybrig erinnern. Aber ich kann nicht genau sagen, wann ich zum ersten Mal vor der Kamera stand. Ich bin auch keiner, der Meilensteine auf die Seite legt und zu Hause über seine Einsätze Buch führt.

Wie kommt ein Walliser überhaupt nach Zürich?
Das ist meiner Hartnäckigkeit geschuldet. Ich wollte unbedingt zum Fernsehen und habe mich blind beworben. Als dann ein Brief zurückkam, ich solle mich in anderthalb Jahren wieder melden, liess ich das nicht auf mir sitzen. Zwei Tage lang rief ich hartnäckig auf die Sportabteilung an und wollte mit Urs Leutert, dem damaligen Chef, sprechen. Nach dem ungefähr 15. Telefonat wurde ich durchgestellt und nach Zürich zu Tests eingeladen. Irgendetwas muss Urs in mir gesehen haben. Es war also kein klassischer Werdegang. Heute wäre das undenkbar. Mit den Voraussetzungen, die ich damals hatte, würde ich heute wohl schon in der ersten Runde scheitern.

Mittlerweile wohnen Sie länger in der Nähe von Zürich als in Ihrer Heimat.
Stimmt. Mit 25 kam ich nach Zürich und pendelte zu Beginn. Damals sagte ich: «Wenn ich mal heirate, gehe ich zurück». Ich heiratete eine Walliserin, ging aber nicht zurück (lacht). Dann sagte ich: «Wenn wir mal Kinder haben, gehen wir sicher zurück.» Nachdem wir Kinder bekommen hatten, gingen wir aber auch nicht zurück. Mittlerweile fühlen wir uns hier heimisch. Denn man fühlt sich bekanntlich da zu Hause, wo die Liebsten sind. Das ist nicht abhängig von einem Ort, sondern von einem Gefühl der Geborgenheit.

Und im Wallis sind Sie noch oft?
Wir gehen ab und zu nach Zermatt. Die beiden Z – Zürich und Zermatt – sind zu unserem Lebensmittelpunkt geworden. Ich bin zwar aus Raron, aber meine Frau ist Zermatter Bürgerin. Wir lieben die Berge als Kontrast zur Grossstadt Zürich.

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Wie haben Sie sich in den 30 Jahren verändert?
Grundsätzlich bin ich mir treu geblieben. Gewisse Dinge will ich nicht verändern, weil es zu meiner DNA gehört. Das beste Beispiel ist, dass ich mich als Walliser darstelle. Das ist meine Herkunft, meine Art und Weise, mein Dialekt. Es würde ja keinen Sinn machen, wenn der Salzi jetzt plötzlich Züritüütsch sprechen würde. Andererseits verändert sich jeder mit den Jahren. Man ist alleine, heiratet, bekommt Kinder. Man entwickelt sich immer weiter. Aber als Mensch, so glaube ich, bleibt man tief drinnen immer derselbe. Man macht einfach mehr Erfahrungen, wird älter, grauer, weiser.

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Sie sind seit 25 Jahren verheiratet. Wo haben Sie Chantal kennengelernt?
Im Oberwallis kennt man einander einfach (lacht). Ich arbeitete bereits beim Fernsehen und ging in eine Bar in Brig auf ein Feierabendbier. Da habe ich mich Knall auf Fall in Chantal verliebt. Und seitdem sind wir zusammen. Einen Monat später habe ich ihr gesagt, dass ich sie gerne heiraten möchte. Drei Monate später, an Weihnachten, haben wir es den Eltern erzählt, und ein Jahr später waren wir bereits Mann und Frau.

Was macht Ihre Ehe aus?
Liebe, Respekt und Toleranz. Ich bin froh, dass ich meinen Weg mit Chantal an meiner Seite gehen konnte. Wenn ich nicht die richtige Frau gefunden hätte, dann wäre alles, was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe, nicht möglich gewesen. Sie hat sich um die Kinder gekümmert und deshalb ihren Job eine Zeitlang zurückgestellt. Jede Familie und jedes Paar muss das für sich selbst entscheiden, für uns war dieser Weg der richtige. Die Familie ist für uns das Wichtigste. Wir waren jetzt gerade wieder zu viert in den Ferien. Cloé ist 23, Jascha 20, und beide kommen noch mit. Das ist natürlich gigantisch, wenn du das als Familie so erleben darfst.

Haben Sie die silberne Hochzeit gefeiert?
Ja, den zivilen Hochzeitstag im letzten September haben wir im Kreise unserer Liebsten gefeiert. Am kirchlichen im Mai ging ich mit Chantal Mittagessen, weil ich am Abend gemeinsam mit Beni Huggel eine Veranstaltung hatte. Ich habe also meinen 25. Hochzeitstag zusammen mit Beni Huggel gefeiert (lacht).

Sie haben es erwähnt: Ihre Kinder sind 23 und 20 Jahre alt. Wie gehen Sie damit um, dass die beiden langsam ihre eigenen Wege gehen?
Sie nabeln sich langsam ab, wohnen aber noch bei uns. Die beiden dürfen so lange zu Hause bleiben, wie sie wollen. Sie sollen dann gehen, wenn sie das Gefühl haben, dass es Zeit ist, flügge zu werden. Aber sie werden immer einen Platz bei uns haben. Sie gehen schon jetzt ihre eigenen Wege, haben auch Freundin und Freund. Aber wir haben es wirklich gut miteinander.

Ihre Tochter Cloé ist ebenfalls Moderatorin. Sohn Jascha sieht man hingegen weniger in der Öffentlichkeit. Was macht er?
Für mich als Vater ist es ein Geschenk, dass ich meine beiden Leidenschaften – Moderieren und Fussball – mit meinen Kindern teilen darf. Mit der eigenen Tochter auf der Bühne zu stehen, ist das Schönste. Cloé hat das Rampensau-Gen von mir geerbt. Jascha hingegen ist eher wie meine Frau, er hält sich lieber im Hintergrund. Er schliesst diesen Sommer seine Lehre ab. Mit ihm teile ich die Fussball-Leidenschaft. Wir machen jedes Jahr mindestens eine Männer-Reise an einen grossen Fussball-Match. Zuletzt waren wir drei Tage in England und sahen uns je ein Spiel in Manchester und Liverpool an.

Haben Sie und Chantal auch mal Zeit zu zweit?
In den Ferien waren wir bis jetzt immer zu viert. Ab und zu gehen Chantal und ich aber zu zweit nach Zermatt. Da sich unser Leben nach meinen Einsatzplänen richtet und wir gemeinsame Zeit nicht so häufig haben, wollen wir diese dann umso intensiver geniessen. Wir gehen gerne Skifahren, zusammen essen oder machen zu Hause eine Flasche Wein auf und reden über Gott und die Welt. Der Sonntagabend – nach dem «Sportpanorama» – ist mir heilig. Da zählt nur die Familie.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit sonst noch?
Mein Privileg ist, dass ich meine Hobbys zum Beruf machen konnte. Ich darf über Sport reden, an die Fussball-EM gehen, die Champions League moderieren und jassen. Wenn ich meine Freizeit definieren müsste, dann wäre es genau das. Und durch den «Donnschtig-Jass» habe ich das Velofahren entdeckt.

Über Sie gibt es keine Skandale.
(Lacht.) Darauf werde ich oft angesprochen. Wenn man keine Leichen im Keller hat, nie Drogenprobleme hatte und nie betrunken oder zu schnell Auto gefahren ist, gilt man schnell mal als Langweiler. Noch dazu bin ich 25 Jahre verheiratet. Aber ich muss Sie leider enttäuschen, da gibt es wirklich nichts! Ein Langweiler bin ich dennoch nicht.

Am 14. Juni beginnt die Fussball-EM in Deutschland. Fahren Sie nach den Spielen jeweils nach Hause?
Nein, wir sind in Stuttgart stationiert, in der gleichen Stadt wie die Nationalmannschaft. Von dort aus reisen wir an die Spielorte, also zweimal nach Köln und einmal nach Frankfurt. Und hoffentlich danach an den Achtelfinal und noch weiter.

Sie glauben also daran, dass die Schweiz die Vorrunde übersteht?
Als Fan hoffe ich, dass sie möglichst weit kommen, als Journalist erwarte ich zumindest die Qualifikation für den Achtelfinal. Denn schliesslich kommen 16 von 24 Teams weiter.

Der «Donnschtig-Jass» startet am 4. Juli, während die EM noch im Gange ist. Wie bringen Sie die beiden Sendungen aneinander vorbei?
Diese Frage stellt sich erst, wenn die Schweiz das Viertelfinale erreicht. Aber für den Fall der Fälle ist die Redaktion darauf vorbereitet. Ich moderiere auf jeden Fall den «Donnschtig-Jass» von Anfang an und begleite die Schweizer Spiele bis und mit Achtelfinal.

Den «Donnschtig-Jass» moderieren Sie seit fünf Jahren.
Es ist unfassbar, dass ich diese Chance bekommen habe und wie sich die Sendung nach Corona entwickelt hat. Es ist eine Explosion an Emotionen und an Quantität von Leuten auf dem Platz. Vor zwei Jahren waren wir in Bassersdorf, in der Region, in der ich wohne. Und letztes Jahr in meinem Heimatdorf Raron. Von den Emotionen her war das in 30 Jahren Fernsehen etwas vom Schönsten. Ich moderierte in dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, und vor der Kirche, in der ich getauft wurde, die Erstkommunion hatte und geheiratet habe. Ich kannte praktisch alle Gesichter im Publikum und bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich geniesse jede Sekunde des «Donnschtig-Jass». Für mich ist es eine Entdeckungsreise durch die Schweiz und in der ganzen Globalisierung wird einem wieder bewusst, wie viel Schönes wir im eigenen Land haben. Corona hat wohl auch verstärkt, dass die Leute wieder zusammenkommen und gemeinsam etwas erleben wollen. Und deshalb hat die Sendung an Bedeutung gewonnen. Ich bilde mir aber nicht ein, dass das wegen mir als Moderator ist.

Können Sie etwas zu den Gästen sagen?
Nein, das ist noch nicht offiziell. Ich kann aber etwas zu den Orten sagen. Wir starten im Aargau, gehen dann ins Bündnerland, an den Bielersee, nach Ob- oder Nidwalden, in den Kanton Freiburg und am Schluss zweimal in den Kanton Glarus. Weil es am 1. August keine Sendung gibt, machen wir am Samstag nach dem letzten «Donnschtig-Jass», also am 17. August, eine grosse Abschlusssendung.

Im August werden Sie 55 …
Jesses Gott! Haben Sie da richtig recherchiert? (Lacht.)

Sie haben also kein Problem mit dem Älterwerden?
Nein, überhaupt nicht. Auch wenn ich im «Sportpanorama» Gäste habe, deren Eltern fast gleich alt sind wie ich (lacht). Ich habe einen spannenden Beruf, der sich anfühlt wie ein Hobby. Und das hält jung. Wären da nicht die grauen Haare … Aber stellen Sie sich vor, ich würde die färben! Das wäre dann nicht mehr ich.

Werden Sie bis zu Ihrer Pensionierung beim SRF bleiben?
Ich verdanke dem SRF beruflich alles und habe nie seriös überlegt, etwas anderes zu machen. Für mich ist es ein optimaler Arbeitgeber mit super Bedingungen, bei dem ich das machen kann, was ich am liebsten mache. Ich war an Orten und habe Sachen erlebt, die ich vermutlich in vielen anderen Berufen nicht hätte machen können. Und ich bin länger mit SRF zusammen als mit meiner Frau. (Lacht.)

Gibt es etwas in Ihrem Leben, was Sie bereuen?
Grundsätzlich habe ich diesen Gedanken nicht, weil ich das, was gewesen ist, nicht ändern kann. Ich wurde bis jetzt vom Leben ziemlich geküsst. Ich habe eine wunderbare Familie, einen tollen Job und gute Menschen um mich herum. Deshalb bereue ich absolut nichts.

Was macht Sie glücklich?
Ich versuche im Moment zu leben und den Moment zu geniessen. Wenn ich an den Lauberhorn-Rennen speakere, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Wenn ich mit meinem fussballverrückten Sohn im Stadion sitze oder mit meiner Tochter zusammen einen Event moderiere, bin ich auch der glücklichste Mensch der Welt. Und wenn ich mit meiner Frau einen schönen Abend verbringe, ebenfalls.

Und was macht Sie wütend?
Mit der Lebenserfahrung kam auch eine gewisse Gelassenheit. Was mich auf die Palme bringt, ist, wenn jemand nicht ehrlich ist und wenn man nicht respektvoll miteinander umgeht.

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Ganz klar auf meine wunderbare Familie.

Was macht Ihnen am meisten Angst?
Wie wohl allen: die Welt, in der wir drin sind. Klar, es gibt immer die Angst, dass deinen Liebsten etwas passiert. Angst ist immer relativ. Wir haben keine Panzer, die vor der Stadt stehen, wir haben genügend Strom und genügend zu essen. Wenn man sieht, was momentan in anderen Regionen der Welt passiert, sind unsere Sorgen in der Schweiz verhältnismässig klein.

Verraten Sie uns noch, was es mit Ihrem Zweitnamen «Maria» auf sich hat?
Ich bin am 15. August geboren, an Maria Himmelfahrt. Weil meine Eltern katholisch waren, gaben sie mir diesen Zweitnamen. Dazu ist der grosse deutsche Dichter Rainer Maria Rilke in meinem Heimatdorf begraben, das hatte wohl auch einen Einfluss. Trotzdem ist weder ein Pfarrer noch ein Dichter aus mir geworden (lacht).

Persönlich: Rainer Maria Salzgeber wuchs in Raron VS auf und spielte als Fussballtorhüter beim FC Brig-Glis. Später zog er nach Zürich, wo er seit 1994 beim SRF arbeitet. Für seine Moderation während der Fussball-EM 2008 wurde er zum Schweizer Sportjournalisten des Jahres gewählt und erhielt den Schweizer Fernsehpreis. Salzgeber ist seit 25 Jahren mit der Walliserin Chantal verheiratet und hat zwei Kinder. 

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