Sven Epiney (46) war der Hansdampf in allen Gassen, der smarte SRF-Überflieger, ein Mann für jede Jahreszeit. Stets perfekt vorbereitet, meisterte er jede Moderation strahlend und ohne Versprecher. Pausen oder gar Ferien schien er nicht zu kennen. Der Schwerarbeiter entwickelte sich zur Allzweckwaffe, die nicht nur bei den Golden Agern ankam, sondern auch die Jungen bediente. Die einzigen kritischen Stimmen kamen von Neidern, die ihm unterstellten, er nehme aus finanziellen Gründen auch noch das hinterletzte Angebot an.
Doch nach der plötzlichen Absetzung seines Montags-Quiz «Wir mal vier» wendet sich das Blatt, und der Showmaster steht mittlerweile fast ohne Sendung da. Aus der Flut von früheren Formaten bleiben ihm bloss noch die ESC-Berichterstattung, die 1.-August-Sendung und sein Engagement bei Radio SRF 1.
Epineys Persönlichkeit kam immer zu kurz
Die Ebbe kommt nicht von ungefähr und bei näherem Hinsehen auch nicht so überraschend. Gründe, warum es für den stets höflichen Epiney enger geworden ist, gibt es mehrere. Da sind erstens die Sparmassnahmen im Nachgang zur No-Billag-Abstimmung, die den Unterhaltungsbereich treffen und mögliche Schaufenster reduzieren. Die Unterhaltung ist zusätzlich unter Druck, weil es mit der neuen Konzession, die 2019 kommen soll, eine hohe Unterscheidbarkeit zu privaten Sendern braucht. Zweiter wichtiger Punkt: SRF setzt für die grossen Gala-Abende vermehrt wieder Frauen ein. Sendungen wie «Darf ich bitten? (Sandra Studer) und «Ich schänke dir es Lied» (Viola Tami) wären früher ein klassischer Fall für Epiney gewesen.
Beobachter sehen sein Problem gerade auch darin, dass er zwar alles annahm und perfekt abspulte, allerdings weniger klare Spuren hinterliess als Kurt Aeschbacher (69) oder Mona Vetsch (42). Aber vielleicht besinnt sich SRF auf Epineys zweifellos vorhandene Talente und sorgt dafür, dass der Sonnyboy doch noch eine Personality-Show im Portfolio hat. Denn der ausgeschiedene «Wir mal vier»-Präsentator ist immer noch mindestens vier mal besser als viele Karriere-Strampler am Leutschenbach.