Sie gehörte zu den bekanntesten Sängerinnen der Schweiz, stürmte mit Mundart-Hymnen wie «Hie u jetzt» (2004) und «Land in Sicht» (2009) die Hitparade. 2005 trat Mia Aegerter (40) als Jurorin neben Chris von Rohr (65) in der TV-Show «MusicStar» auf und tourte mit Superstar Ronan Keating (40) durch Deutschland.
«Ich hatte keine Lust mehr auf die Gesetze des Musikgeschäfts»
Doch dann tauchte die Freiburger Sängerin ab. «Ich hatte keine Lust mehr auf die Gesetze des Musikgeschäfts», sagt sie. «Ich war es leid, anderen Menschen gefallen zu müssen und nach den kommerziellen Vorstellungen der Industrie Musik zu machen.»
Jetzt kehrt die inzwischen in Berlin wohnhafte Künstlerin mit der CD «Nichts für Feiglinge» ins Rampenlicht zurück. Es ist das erste Album, das sie auf Hochdeutsch aufgenommen hat. Auf Hochdeutsch zu singen, sei für sie völlig normal. «Ich lese Bücher auf Hochdeutsch, schaue Filme auf Hochdeutsch, spreche diese Sprache auch mit meinen Freunden in Berlin.»
«Man braucht nicht viel, um zufrieden zu sein»
Sie habe in den letzten Jahren mit ihrer Karriere gehadert, bisweilen sogar damit geliebäugelt, ganz mit der Musik aufzuhören, gesteht Aegerter. «Ich wollte mich völlig frei machen von jeglichem Druck und in eine neue Welt eintauchen.» Sie verbrachte viel Zeit auf Reisen, lebte monatelang in den USA, besuchte Island «und praktisch jede grössere Stadt in Europa». Immer ohne viel Gepäck. Manchmal machte sie auch Couchsurfing. «Man braucht im Leben nicht viel, um zufrieden zu sein», erkannte sie. Und erklärt: «Je weniger man hat, desto selbständiger und unbeschwerter kann man seine Entscheide fällen.
«Wahre Kunst entsteht nie aus Kalkül»
Mit dem Schreiben hörte sie in all den Jahren aber nicht auf. Sie verfasste Gedichte , dann Kolumnen. Und irgendwann schrieb sie wieder Songtexte. «Nichts für Feiglinge» sei mit dem Anspruch entstanden, dass Musik von Herzen kommen muss und nicht aus kommerziellem Antrieb entstehen darf. «Wahre Kunst entsteht nie durch Kalkül, sondern immer durch Ehrlichkeit, der Freude am Machen und dem Vertrauen auf die eigenen Instinkte.» Früher habe sie grosse Angst gehabt vor dem Versagen. Das habe sie bloss gelähmt, gesteht Aegerter. «Heute aber bin ich ziemlich angstfrei!»
Auf ihre Zeit als Popstar schaut sie mit gemischten Gefühlen zurück: «Einerseits erkenne ich mich wieder, wenn ich alte Videos anschaue», sagt sie, «anderseits ist das schon ein ganz anderer Mensch, als ich es heute bin.»
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