Polos Geschäftssinn und sein Verhältnis zu Geld
KMU-König des Mundartrocks

Der am Samstag vergangener Woche verstorbene Polo Hofer (†72) hat die Schweizer Musikgeschichte geprägt wie kaum ein anderer. BLICK schaut in einer Serie zurück auf das bewegte Leben des berühmtesten Mundartrockers. Heute: Polos Geschäftsinn und sein Verhältnis zu Geld.
Publiziert: 30.07.2017 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:15 Uhr
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Schöpfte aus dem Vollen: Polo war ein Genussmensch mit Sinn fürs Geschäftliche.
Foto: Ueli Hiltpold
Matthias Mast

«Wägem Gäud, wägeme lumpige Huuffe Gäud», singt Polo Hofer (†72) im Ohrwurm, den er nach dem Abgang von der Band Rumpelstilz einspielte. Ob das Ende der ersten Mundartrockband 1978 mit dem schnöden Mammon zu tun hatte, bleibt das Geheimnis der Bandmitglieder. Auslöser war möglicherweise ein Streit um Urheberrechte: «Die Melodie des ‹Kiosk›-Hits basierte auf dem Song ‹Dixie Chicken› – nur wussten wir das damals nicht», erinnert sich ein ehemaliger Band-Kumpel.

«Ich wollte einfach mein eigenes Ding machen unter meinem Namen», sagte Polo damals zu seinem Solo-Gang. Für das Projekt holte er die Konkurrenz an Bord. Die Berner Mundartrockband Span wurde sein Ding – Polo's Schmetterding. «Bei den Schmetterding waren wir angestellt mit fixer Konzert- und Studiomusiker-Gage, jedoch ohne Gewinnbeteiligung. Das waren rund 200 Franken pro Konzert», erinnert sich Schöre Müller (63). Der Rest gehörte Hofer.

«Polo war ein begnadeter KMUler», sagt Müller, «deshalb waren wir bei Polo's Schmetterding auch keine Freunde, sondern Angestellte.» Er nimmt, als einer der wenigen, nach Polos Tod kein Blatt vor den Mund. «Bei den Ausgaben war Polo zurückhaltend, bei den Einnahmen aber grosszügig», charakterisiert Müller seinen einstigen Bandkumpel und Chef. 

«Er war geizig, wenn es ums Geschäft ging»

Ein ewiges Thema waren die Rechte und die Verteilung der Einnahmen aus dem Verkauf der Tonträger. Die Melodie des Evergreens «Giggerig» stammte von der US-Band Peggy Scott & Jo Jo Benson, und «Alperose» komponierte Polos ehemaliger Rumpelstilz-Kumpel Hanery Amman (64). Böse Zungen behaupten, dass Polo ohne fremde Songs nie so erfolgreich geworden wäre. In seiner Stammbeiz kursierte dieser Witz: Polo geht zusammen mit einem Freund an ein Konzert. Der Freund fragt: «Sind die Songs von dir?» Polo: «Noch nicht …»

Polo war ein spendabler Freund, doch wenn es ums Business ging, grenzte er sich ab. Sein langjähriger Jasskumpel Rudolf Ruch (71) bringt es auf den Punkt: «Polo war geizig, wenn es um das Geschäft ging, aber sonst war er der grosszügigste Mensch, den ich kannte.» Dank seines Sinns fürs Materielle war Polo der erste Schweizer Mundartrocker, der von der Musik komfortabel leben konnte. Und das bis zum Schluss. Mit rund zwei Millionen verkaufter Tonträger hat er es bestimmt zu einem Millionenvermögen gebracht. Über genaue Zahlen reden mochte er aber nicht, nur so viel erzählte er kurz vor seinem Ableben: «Ich habe immer eine eiserne Reserve auf der Bank.»

Polo Hofer

Er war der Weltstar für Schweizer Verhältnisse. Mit «Alperose», «Kiosk», «Teddybär» und vielen anderen Mundart-Hits hat Polo Hofer (†72) unvergessliches Liedgut geschaffen. BLICK zeichnet in einer Serie sein bewegtes Leben nach. Ein Leben für die Musik, die Poesie und die Provokation.

Lesen Sie morgen: Polo und das Geld

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