Jeder ist mit ihm per Du. Als singender Sprücheklopfer gehört Polo Hofer (69) längst zum Schweizer Brauchtum. Man kennt den Berner Oberländer als Clown und Provokateur. Doch wer kennt ihn richtig? «Polo redet nicht über Probleme und mag es nicht, wenn andere mit ihm über Probleme reden wollen», sagen Bandmitglieder.
Das SRF begleitete Hofer für den neuen Dok-Film «Rhythmus, Rausch und Rampenlicht» ein halbes Jahr lang. Zum Spass legt er sich im Sarg-Atelier seiner zweiten Ehefrau Alice (52) in einen Korbschrein. «Ein realistisches Gefühl», sagt Polo. Schliesslich sei er «dem Teufel schon vier Mal vom Karren gefallen». Einmal hatte der «Alperose»-Sänger Herzprobleme, dann eine entzündete Bauchspeicheldrüse, später musste ihm ein Tumor aus den Stimmbändern entfernt werden. Und letztes Jahr konnte er wegen eines Magengeschwürs plötzlich weder sprechen noch sich bewegen. «Ich überlebte nur, weil Alice umgehend die Ambulanz rief», weiss Polo. Seine Frau sagt: «Ich habe tage- und nächtelang geweint – hektoliterweise.»
Polo dagegen lebe nach dem Leitsatz: «Indianer kennen keinen Schmerz», so Alice. Und nachdenklich sagt sie: «Jemand, der das erwähnen muss, kennt den Schmerz.»
Denn Polos Biografie ist keine reine Erfolgsgeschichte. Dies zeigt auch die Begegnung mit seinem Stiefsohn Oliver (48), den er mit seiner ersten Ehefrau Trudi grosszog. «Als Kind war es nur von Nachteil, Polos Sohn zu sein», sagt der Bäcker. Auf dem Schulweg sei er deswegen verprügelt worden. Und der Vater sei selten da gewesen. «Wenn er auf Tour war, kam er manchmal zwei Monate nicht nach Hause.» Polo gesteht denn auch: «Ich war kein guter Vater. Oliver kam in vielem zu kurz.»
In einem anderen Fall aber zeigt sich die sensible Seite des Sängers, Dichters und Malers. 1996 starb seine langjährige Partnerin Isabelle Hediger (†36) an Krebs. Bis zu ihrem Tod hatte er sie eineinhalb Jahre gepflegt. «Ich habe damals alles aufgegeben, auch keine Musik mehr gemacht. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens», erinnert sich Polo. Er habe aber gelernt zu akzeptieren, dass alles vergänglich sei. Selbst habe er keine Angst vor dem Tod. «Aber vor dem Sterben», so Polo. Doch zuvor habe er noch zu tun. Nächstes Jahr erscheint eine letzte CD und danach wolle er «Bilder von Rembrandt fälschen», so Polo, wieder ganz Spassvogel.