«Rachefeldzug»! «Rufmord»! Satiriker Andreas Thiel (45) gab vor etwas mehr als einer Woche das Ende seiner Bühnenkarriere bekannt, weil er sich von der linken Kunstszene gemobbt fühlte. Seit seiner Kritik am Islam hätte der Berner Mühe, an neue Aufträge zu kommen. «Ich scheine mehr Feinde zu haben, als der Karriere eines Künstlers bekömmlich ist», jammerte Thiel in der «NZZ» und erklärte, wegen seiner Religions-Kritik «medial gelyncht» geworden zu sein. Jetzt die grosse Überraschung: Diesen Sonntag kriegt der Satiriker plötzlich doch noch einen prominenten Auftritt - im SRF. Gastgeber und Kabarettist Michel Gammenthaler (44) empfängt Thiel nebst anderen Spassvögeln spätabends bei «Comedy aus dem Labor». Hat sich da jemand ins Fernsehen gejammert?
«Einzelne Redakteure mit Rückgrat»
«Es gibt beim SRF noch einzelne Redakteure mit Rückgrat», sagt Thiel trocken zu BLICK. An eine Kehrtwende in der Schweizer Kulturszene will er aber immer noch nicht glauben. «Du könntest ebensogut fragen, ob sich die katholische Kirche jetzt reformiert, nachdem der Papst den Protestanten zum Jubiläum gratuliert hat», sagt er. Auf neue Anfragen will er deshalb gar nicht erst hoffen. Hatte er früher bis zu zwanzig Auftritte pro Monat, seien es heute gerade mal zwei bis drei. «Davon kann man nur als subventionierter Künstler leben. Aber als glühender Verfechter des freien Marktes beende ich lieber meine Karriere und mache etwas ganz anderes.»
«Werde jetzt zufällig etwas Anderes»
Was sein Plan B für die Karriere genau ist, lässt der gelernte Bauzeichner und ausgebildete Schauspieler offen. «Keine Ahnung. Ich bin eher zufällig Satiriker geworden und werde jetzt ebenso zufällig etwas Anderes.» Es gebe auf dieser Welt noch genug zu tun, glaubt er. «Die ganze Geschichte erspart mir immerhin das Nachdenken darüber, wann der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören.»