BLICK: Wie würden Sie sich gegenseitig charakterisieren?
Pirmin Zurbriggen: Elia ist viel selbstbewusster und zielstrebiger, als ich es in seinem Alter war. Er hat aber auch viele Charakterzüge von seiner Mutter: Er denkt logisch und hat eine schnelle Auffassungsgabe.
Elia Zurbriggen: Papa ist gutmütig und liebenswert. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, macht er es. Ohne Wenn und Aber, ohne grosse Diskussionen. Er war Einzelsportler, das spürt man.
In jeder Familie gibt es Konflikte. Worüber streiten Sie sich?
Elia Zurbriggen: Natürlich gibt es auch bei uns Diskussionen – meistens wegen des Skifahrens. Grundsätzlich nehme ich gerne Tipps von meinem Vater an. Aber manchmal muss ich ihn stoppen. Ich habe meine Vorstellungen, er seine!
Pirmin Zurbriggen: Ja, das muss ich wirklich noch lernen (lacht). Da wir uns zum Glück aber sehr ähnlich sind, wissen wir, wie wir miteinander umgehen müssen. Ich habe schnell gemerkt, dass ich auch viel von Elia lernen kann.
Der ewige Vergleich mit dem erfolgreichen Vater – wie gehen Sie damit um?
Elia Zurbriggen: Der Vergleich stört mich nicht. Im Gegenteil, ich bin stolz auf meinen Vater. Aber: Ich gehe meinen eigenen Weg. Und wenn ich nur einen Bruchteil von dem erreiche, was mein Vater geleistet hat, bin ich schon zufrieden.
Pirmin Zurbriggen: Mein Erfolg war und ist für Elia eher ein Handicap. Er ist alles andere als ein Vorteil. Da bestehen viele Vorurteile, falsche Vorstellungen. Ich glaube, das macht es Elia schon schwerer. Das muss man auch mal sagen.
Zwei Generationen, sind das auch zwei völlig unterschiedliche Lebensstile?
Pirmin Zurbriggen: Ja, da liegen Welten zwischen uns. Wenn ich zurückdenke, wie ich in den 60er-Jahren im Dorf Saas Almagell aufgewachsen bin, fernab von der Zivilisation. Damals gab es keine Sportschulen. Ich habe auf die Rennkarriere gesetzt, ohne an die berufliche Zukunft zu denken. Das muss man sich heute mal vorstellen.
Elia Zurbriggen: Nach der Handelsschule habe auch ich voll aufs Skifahren gesetzt. Jetzt will ich an die Weltspitze aufschliessen und meine Chancen nutzen. Und sollte es nicht klappen, werde ich halt einen anderen Weg einschlagen.
Wird dieser ebenfalls in der Gastronomie sein? Werden Sie später das Hotel Ihres Vaters übernehmen?
Elia Zurbriggen: Das muss nicht zwingend sein – klar, es ist eine Option. Es würde mich aber auch reizen, etwas ganz Neues kennenzulernen. Mich interessiert zum Beispiel das ganze Finanzwesen.
Mit 26 Jahren haben Sie, Pirmin Zurbriggen, Ihre grosse Liebe Monika geheiratet. Welche Werte haben Sie Ihren fünf Kindern mitgegeben?
Pirmin Zurbriggen: Die Liebe, das ist das Wichtigste im Leben. Aber es ist auch der Glaube an Gott, der uns im Alltag hilft. Und den Kindern Werte mitgeben kann man nur, indem man sie ihnen vorlebt.
Sie sind sehr religiös. Wie muss man sich das im Alltag vorstellen?
Pirmin Zurbriggen: Religion sollte ein ganz normales Familienthema sein. Die Fragen nach dem Sinn und der Notwendigkeit einer Religion führen bei uns oft zu regen Diskussionen. Meiner Frau Monika und mir war es immer wichtig, dass die Kinder auch diese Seite des Lebens kennenlernen, es gibt nicht nur Sport, Schule und Business. Der Glaube gibt uns Kraft, Hoffnung und Zufriedenheit.
In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf: Hätten Sie sich eine eheähnliche Beziehung ohne Trauschein vorstellen können?
Pirmin Zurbriggen: Es muss jeder Mensch selber wissen, was er will. Wie er mit der Sexualität umgehen will. Das Thema Sex vor der Ehe hat nichts mit Religion zu tun. Für uns kam das nicht in Frage. Ich bin ohne Beziehung in dieser Form in die Ehe gegangen, und das war für uns beide unsagbar schön. Rückblickend muss ich sagen, dass es für uns der einzig richtige Entscheid war.
Elia Zurbriggen: Es gibt immer Menschen, die danach leben. Das hat nichts mit früher oder heute zu tun. Es kommt darauf an, wie man sein Leben gestalten will. Sex ist eine persönliche Entscheidung.
Elia, wie sieht das bei Ihnen aus? Sind Sie verliebt?
Elia Zurbriggen: Ja, ich habe seit zwei Jahren eine Freundin. Sie ist Luzernerin, arbeitet jedoch hier in Zermatt. Es ist halt mehr oder weniger eine Fernbeziehung, da ich ja mehrere Monate im Jahr unterwegs bin. Aber es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sie für mich da ist.
Jetzt im Sommer steht das Skifahren ja nicht im Vordergrund. Die Familie Zurbriggen macht auch gerne Musik. Wie talentiert sind Sie?
Pirmin Zurbriggen: Musik spielt in unserer Familie tatsächlich eine grosse Rolle. Aber das Talent ist eher mütterlicherseits bedingt. Ich habe ganz bescheiden mal Trompete gespielt.
Elia Zurbriggen: Ja, Musik ist ganz wichtig bei uns. Ich spiele Bass, zusammen mit zwei Geschwistern, zwei Cousins und zwei Freunden haben wir die Band Wintershome gegründet. Beim nächsten Konzert kann ich wieder richtig in die Tasten hauen – das fägt!»