Piero Esteriore (38) über seinen Kampf gegen den Krebs
«Man fühlt sich einsam, wenn man krank ist»

Nach der Diagnose Hodenkrebs ruft Piero Esteriore im BLICK-Interview dazu auf, dass sich Männer ab 20 einmal im Jahr untersuchen lassen. Dieses Thema dürfe nicht tabuisiert werden.
Publiziert: 05.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:05 Uhr
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Muss jetzt besonders stark sein: Sänger Piero Esteriore.
Foto: Valeriano Di Domenico
Interview: Tino Büschlen und Dominik Hug

BLICK: Ende August erhielten Sie die Diagnose Hodenkrebs. Was war Ihre erste Reaktion?
Piero Esteriore:
Ich dachte zuerst, ich würde den Arzt falsch verstehen. Niemals hätte ich damit gerechnet, Krebs zu haben. Ich fühlte mich ja kerngesund.

Was hat Sie dazu gebracht, sich untersuchen zu lassen?
Ich begleitete meinen Bruder zum Arzt. Denn Gabriele hatte einen Knoten im Hoden gespürt. Ihm war das ganze Prozedere unangenehm und er hatte verständlicherweise Angst. Aus Solidarität beschloss ich, mich auch kontrollieren zu lassen.

Und dann erhielten Sie beide vom Arzt dieselbe Diagnose.
Der Doktor wollte sich fast entschuldigen für die schlechte Nachricht. In seiner langen Karriere sei es ihm noch nie passiert, dass er bei Brüdern gleichzeitig Krebs diagnostizierte.

Haben Sie sich Gedanken gemacht, weshalb Sie Krebs haben?
Stundenlang. Habe ich zu wenig auf meine Gesundheit geachtet, zu schnell gelebt? Das bringt alles nichts. Man kann auch nicht sagen, ob es genetisch bedingt ist. Aber nun hat sich auch mein 18-jähriger Bruder untersuchen lassen. Zum Glück ist er gesund. Und mein dritter Bruder – er ist 31 – geht in den nächsten Tagen zum Check.

Wie hat Ihre Familie reagiert?
Für sie war es besonders hart. Stellen Sie sich vor, wenn eine Mutter erfährt, dass gleich zwei ihrer Söhne an Krebs erkrankt sind. Sie war am Boden zerstört. Und meine Tochter Alessia ist zwölf – sie weiss, was Krebs bedeutet, und hat Angst um ihren Papa. Leandro ist erst vier, aber auch er hat gespürt, dass es mir schlecht geht. Da realisierte ich, dass ich jetzt nicht schwach sein darf.

Wie meinen Sie das?
Anfangs ging es mir schlecht. Man fühlt sich einsam, wenn man krank ist, hadert mit dem Schicksal. Man fühlt sich noch so jung und wird plötzlich brutal mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Dann habe ich rea­lisiert, dass ich nun besonders für meine Familie stark sein muss.

Woher schöpfen Sie die Kraft?
Mein Glaube an Gott ist noch stärker geworden. Und ich gehe jeden Tag ins Studio, weil es mir guttut zu singen. Ausserdem habe ich mir vorgenommen, dass ich den ersten Schultag meines Sohnes erleben will oder den 18. Geburtstag meiner Tochter. Ich will leben und ich kämpfe um mein Leben.

Wie lauten die Prognosen?
Ich kann etwas aufatmen. Die jüngsten Tests waren positiv. Offenbar haben sich keine Metastasen gebildet. Im Dezember entscheidet sich, ob ich eine Chemotherapie machen muss.

Wie geht es Ihrem Bruder?
Er musste sich wie ich einen Hoden entfernen lassen. Doch bei ihm wurden Lymphknoten entdeckt. Wenn die bis Ende Oktober nicht verschwunden sind, muss er eine Chemotherapie machen.

Sie hätten die Krankheit verschweigen können. Weshalb gingen Sie damit an die Öffentlichkeit?
Mir ist es ein Anliegen, dass Krebs – und gerade Hodenkrebs – nicht tabuisiert wird. Ich will dazu aufrufen, dass sich Männer ab 20 einmal im Jahr untersuchen lassen. Es kann Leben retten.

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Ein Risiko für junge Männer

Hodenkrebs befällt vor allem die Jungen, meist zwischen 20 und 40 Jahren. Von 100'000 Männern erkranken im Schnitt acht bis zehn an diesem bösartigen Tumor. Die Entfernung des betroffenen Hodens ist nach der Diagnose die erste Massnahme. Je nach Stadium muss die Behandlung mit Chemo- oder Strahlentherapie fortgesetzt werden. Bei frühzeitiger Entdeckung stehen die Heilungschancen sehr gut, bei rund 90 Prozent. Die Zeugungsfähigkeit bleibt meist erhalten, im fortgeschrittenen Stadium kann allerdings Impotenz vorkommen. Die effektivste Vorsorge ist regelmässige Selbstkontrolle mittels Abtasten.

Hodenkrebs befällt vor allem die Jungen, meist zwischen 20 und 40 Jahren. Von 100'000 Männern erkranken im Schnitt acht bis zehn an diesem bösartigen Tumor. Die Entfernung des betroffenen Hodens ist nach der Diagnose die erste Massnahme. Je nach Stadium muss die Behandlung mit Chemo- oder Strahlentherapie fortgesetzt werden. Bei frühzeitiger Entdeckung stehen die Heilungschancen sehr gut, bei rund 90 Prozent. Die Zeugungsfähigkeit bleibt meist erhalten, im fortgeschrittenen Stadium kann allerdings Impotenz vorkommen. Die effektivste Vorsorge ist regelmässige Selbstkontrolle mittels Abtasten.

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