Piercerin gibt Rat
Frieda Hodels Tochter muss wegen Ohrstecker ins Spital

Schreckmoment im Hause Hodel-Zerzuben. Zufällig entdeckt Frieda, dass der Ohrstecker ihrer Tochter Zuria mit dem Ohrläppli verwachsen ist. Was man tun kann, um diese Situation zu vermeiden, weiss Sandy Jaspers, die berühmteste Piercerin der Schweiz.
Publiziert: 01.09.2024 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2024 um 07:21 Uhr
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Frieda Hodel musste sich kürzlich grosse Sorgen Tochter Zuria machen.
Foto: instagram.com/friedahodel

Auf einen Blick

  • Zuria musste wegen eines Ohrenpiercings ins Spital
  • Ärzte lobten ihre Tapferkeit und betäubten das Ohrläppchen
  • Vor 2,5 Jahren wurden die Ohrlöcher geschossen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Maja Zivadinovic
Maja Zivadinovic
Maja Zivadinovic und Maja Zivadinovic
Schweizer Illustrierte

Ganz tapfer sitzt Zuria (6) mit einem Plüschaffen auf dem Schragen im Notfall. Die Tochter von Frieda Hodel (42) und Fabio Zerzuben (41) ist wegen ihres Ohrenpiercings im Spital gelandet. Nur durch Zufall entdeckte Frieda, dass der Verschluss eines Ohrsteckers komplett in Zurias Ohrläppchen verschwunden ist.

Auf Instagram erzählt Frieda, dass Zuria keine Schmerzen hatte. «Mir war aber nicht mehr wohl und ich habe zu Fabio gesagt, dass ich das sofort zeigen will. Mit allem, das sich in der Nähe des Hirnes befindet, will ich nicht warten. Es könnte sich entzünden oder eine Blutvergiftung entstehen», so Frieda im Gespräch mit schweizer-illustrierte.ch.

Auf dem Notfall seien die Ärzte schockiert gewesen und haben gesagt, dass sie sowas nicht oft sehen. Zur Unterstützung hat das Pflegefachpersonal Zuria einen Plüschaffen gegeben. Derweil wurde ihr Ohrläppchen mit einer Salbe betäubt. Es habe dann aber noch gut einen Moment gedauert, bis es die Ärztinnen geschafft haben, den Verschluss aus dem Ohrläppchen zu kriegen.

Es hätte tatsächlich zu einer Blutvergiftung kommen können

«Sie haben Zuria für ihre Tapferkeit gelobt und gesagt, dass es super ist, dass wir vorbeigekommen sind, zumal es wirklich zu einer Blutvergiftung hätte kommen können», sagt Frieda. Nun wird Zurias Ohr mehrmals täglich mit einem Spray desinfiziert. Ob und welche Ohrringe sie danach bekommt, wissen Frieda und Fabio noch nicht. «Am ehesten aber runde Kreolen ohne Verschluss.»

Wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass der Veschluss mit dem Ohrläppchen verwächst, weiss Frieda selber nicht genau. «Wir haben die Ohrlöcher vor 2,5 Jahren in einer Apotheke schiessen lassen.» Damals war Zuria vier Jahre alt und hat sich die Löcher selber gewünscht. 

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Achtung vor verbogenen Verschlüssen

Das Prozedere sei kurz gewesen: Je eine Mitarbeiterin hatte ein pistolenähnliches Gerät in der Hand. Zeitgleich drückten sie ab und die Ohrenstecker waren drin. Rund ein halbes Jahr trug Zuria den Erstschmuck. Vor ein paar Monaten dann schenkten ihr Frieda und Fabio Einhorn-Stecker aus Gold. «Da ich selber immer wieder mal Probleme mit meinen Ohrlöchern hatte, setzten wir auf echtes Gold.»

Leider aber habe sich ein Verschlüssli irgendwie verbogen, was dann schlussendlich dazu geführt hat, dass es sich mit dem Gewebe verwachsen hat. 

Die kleine Patientin und Frieda und Fabio können derweil aber aufatmen: Zuria geht es wieder tiptop. 

Während also bei den Hodel-Zerzuben «Ende gut, alles gut» gilt, haben wir bei der Piercerin Sandy Jaspers von Studio True Body Art in Baden nachgefragt, worauf es zu achten gilt, wenn sich Kinder Ohrlöcher wünschen.

Liebe Sandy, macht es überhaupt Sinn, einer Vierjährigen schon Ohrlöcher zu machen?
Sandy Jaspers:
Das kann man so pauschal nicht sagen. Uns ist wichtig, dass das Kind – so gut wie es eben möglich ist – in dem Alter versteht, was geschieht und worauf es achten muss. Die Verantwortung gerade für die Pflege liegt aber definitiv bei den Eltern.

Worauf sollen Eltern achten, die ihren Kindern Ohrlöcher machen lassen wollen?
Wir piercen grundsätzlich nur Kinder, die mit uns reden können und verstehen, dass wir ihnen wehtun und dass sie ihre kleinen Fingerchen von den Ohrläppchen lassen müssen. Wenn das Kind all das versteht, ist es wichtig, die Ohrlöcher piercen (stechen) zu lassen, und auf keinen Fall zu schiessen. Ein gutes Piercingstudio, das sich genügend Zeit nimmt, ist absolut wichtig.

Es gibt Apotheken, die Ohrlöcher anbieten, wie steht ihr dazu?
Apotheken sollten sich besser auf ihre Medikamente konzentrieren (lacht). Wir sehen regelmässig wieder Problem-Piercings von Apotheken und Schmuckgeschäften. Wir schneiden ja auch keine Haare, nur weil wir eine Schere halten können.

Was ist der Unterschied, ob man es in einer Apotheke macht oder zum Beispiel bei euch?
In einer Apotheke werden die Ohrlöcher schnell gestochen. Das heisst der Schmuck ist schon einmal nicht ideal und auch nicht individuell, so wie es unsere Ohren sind. Der Schmuck lässt kaum Platz für eine Schwellung. Ausserdem ist das ganze Prozedere oft in fünf Minuten erledigt. Bei uns startet das Piercen erstmal mit einem Gesundheitsfragebogen, einer Einverständniserklärung und einer Standortbestimmung. Wir piercen beispielsweise keine Ohrlöcher einem Kind, das noch regelmässig in die Badi will diesen Sommer. Dann wird der passende Schmuck zusammen ausgesucht, welcher dann vor Ort mit allen weiteren Instrumenten sterilisiert wird, bevor es dann ans eigentliche Piercing geht. Auf dem Weg gibt es dann noch eine ausführliche Aufklärung über die Pflege nachher, mündlich so wie schriftlich. Natürlich sind wir auch nachher immer erreichbar für weitere Fragen oder späteren Schmuckwechsel.

Früher hat man Ohrlöcher geschossen, wie ist das heute? Vor allem bei Kindern?
Leider werden immer noch viele Ohrlöcher geschossen. Wir raten jedoch definitiv davon ab und sind auch der Meinung, dass kein professionelles Studio irgendetwas schiesst. Die Traumatisierung, die durch das schnelle Durchquetschen des Schmucks passiert, ist einfach viel, viel grösser, der Schmuck ist schlecht zu reinigen, lässt kaum Platz für die Schwellung, und ist dazu mit dem üblichen Verschluss unbequem zu tragen.

Worauf ist nach dem Stechen zu achten?
Die richtige Pflege muss definitiv bei kleinen Kindern von den Eltern übernommen werden, dafür wird man im Studio genau aufgeklärt und instruiert. Des Weiteren muss auf das Baden in der Anfangszeit verzichtet werden, so wie auf alles, das eine mechanische Traumatisierung verursachen kann. Damit meinen wir zum Beispiel einen Helm, der auf die frischen Piercings drückt oder Ähnliches. Wichtig ist auch, dass man auf starke Verschmutzungen zum Beispiel durch Sand verzichtet. 

Was für Schmuck soll man nehmen und wie lange muss der drin bleiben?
Wir setzen einen Titan-Stecker ein, der hinten eine flache Platte hat, die nicht stört und piekst, und als Verschluss vorne darf ein Steinchen ausgewählt werden, oder aber eine schlichte Titankugel. Dieser Schmuck gewährleistet die besten Reinigungsmöglichkeiten. Der Schmuck wird individuell für das Ohr etwas zu lang gewählt, um der Schwellung den nötigen Platz zu geben. Wir empfehlen, mindestens 8–12 Wochen beim Ersteinsatz zu bleiben und auch danach von Billigschmuck abzusehen.

Wie pflegt man Ohrlöcher nach dem Stechen, damit es zu keiner Entzündung kommt?
Das wird einem in einem professionellen Studio genau erklärt. Wir empfehlen ein Set, das explizit für Piercings hergestellt wird, das ein Desinfektionsmittel, eine Kochsalzlösung, einen Reinigungsschaum und sterile Kompressen enthält. Wir benutzen dieses seit über 20 Jahren und schwören darauf. Ganz wichtig ist aber auch, dass nie am Schmuck gedreht wird, und dass man vor der Reinigung seine Hände ganz gut wäscht und desinfiziert, um eine Kontamination zu verhindern.

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