«Mein Körper muss endlich zur Ruhe kommen», erklärt er. Eine Ayurveda-Kur in Sri Lanka soll ihm helfen. «Ab sofort sind für mich Alkohol und Sauce Béarnaise tabu.» Der Zirkuspfarrer will meditieren und über die Begegnungen der letzten 15 Jahre nachdenken.
Schröder und Achterbahn
Noch in den Knochen stecken ihm zum Beispiel seine Auftritte im Europapark. «Ich war dort schon auf jeder Achterbahn!» Denn: Wer eine Bahn segnet, muss auch mit ihr fahren. Auch mit Gerhard Schröder (70) ging Heller auf Tuchfühlung. Der Altbundeskanzler umarmte ihn, meinte: «Wären alle Pfarrer wie du, würde ich katholisch.»
«Musste manchen Clown trösten»
Hellers Gottesdienste waren anders. Er folgte keiner streng strukturierten Liturgie: «Ich konnte Artisten in meine Shows einbauen.» Noch wichtiger war ihm aber die Aufgabe als Seelsorger. «Ich musste schon manchen Clown trösten.» Hinter der Manege habe dieser geweint, ging der Vorhang auf, setzte er ein Lächeln auf. «The show must go on», so Heller. Auch bei ihm: Nach seiner Ayurveda-Kur will er sich wieder um andere kümmern. Zuerst in einem Hilfswerk in Brasilien. Danach kümmert er sich um obdachlose Jugendliche in Südafrika.
Ganz ohne gehts nicht
Heller hat einen guten Draht zu jungen Menschen. «Alle wollten mich als Religionslehrer», erinnert er sich. Doch dann kam es anders: Als 1980 der Circus Knie bei Luzern stationiert war, brauchte der damalige Zirkuspfarrer einen Assistenten. Schliesslich übernahm Ernst Heller das Amt, das er nun seinem Nachfolger Adrian Bolzern (35) übergibt. Doch Heller ist nicht ganz weg vom Geschehen. Für ihn bedeutet «i. R.» nicht «im Ruhestand», sondern «in Reichweite». Ganz ohne Clown Gottes kommt die Zirkuswelt eben doch nicht aus.