Der Schweizer Magier Peter Marvey (49) erinnert sich an den verstorbenen Roy Horn (†75) von Siegfried und Roy
«Dreimal besuchte ich die Show von Siegfried und Roy, bevor ich die beiden schliesslich kennenlernen durfte. Ich war schon lange ein riesiger Fan der beiden deutschen Zauberkünstler. 2009 luden sie mich nach Las Vegas ein. Sie waren auf einen Trick von mir aufmerksam geworden, den sie in ihrer Abschiedsshow verwenden wollten.
Ich verbrachte zehn Tage in der Wüstenstadt, besuchte die beiden Weltstars auch zu Hause auf ihrem Anwesen namens Little Bavaria. Das Grundstück ist gewaltig, mehrere Fussballfelder gross. Es hat einen riesigen Swimmingpool, in dem auch die Löwen und Tiger baden konnten. Drei grosse Villen stehen auf Little Bavaria, eine für Siegfried, eine für Roy, dazwischen das Haus, wo sich die beiden jeweils trafen, inklusive einer Kapelle! Mitten in der Wüste haben sie einen grossen Wald angepflanzt, in dem sie manchmal spazieren gingen.
Siegfried und Roy lebten wie in einem goldenen Käfig. Unter die Leute gehen konnten sie nicht. Sie wären sofort von Fans bestürmt worden. Sie konnten nicht einkaufen gehen, sie konnten auch nicht ihre Autos tanken. Das alles machten Angestellte von ihnen. Dennoch: Roy war trotz des Ruhms und Reichtums ein sehr herzlicher Mensch mit einem tollen Sinn für Humor. Was mir an ihm auch imponierte, war seine Kämpfernatur. Nach seinem Unfall erzielte er über Jahre hinweg Fortschritte, an die niemand geglaubt hatte. Es hat mich immer sehr berührt zu sehen, wie er unbedingt und ohne Hilfe einige Schritte gehen wollte, und wie er uns mit seinen Erlebnissen und Witzen unterhielt, obwohl ihm das Sprechen schwerfiel.
Mit Siegfried hat Roy nicht nur die Illusionskunst und Las Vegas verändert. Die beiden wurden auch zu Ikonen für ein goldenes Zeitalter der schier grenzenlosen Freiheiten. In einer Epoche, in der alles möglich war, hat er alles möglich gemacht. Roy hat uns gezeigt: Träume müssen nicht Träume bleiben, wenn wir an uns selber glauben und hart dafür arbeiten. Für diese Weisheit, die du, lieber Roy, wie kaum ein anderer vorgelebt hast, bin ich dir unendlich dankbar.»