Es riecht nach Kirschblüten, Zedernholz und Vanille, wenn man ins Labor von Parfumeur Andreas Wilhelm (37) tritt. Und nach Tabak! Der Parfumeur sitzt am Tisch, zündet sich eine Zigarette an. «Sie würden sich wundern, wie viele Parfumeure leidenschaftlich paffen und auch mal eins trinken», sagt Wilhelm. «Das schadet unserer guten Nase zum Glück nicht.»
Seit zehn Jahren arbeitet der Zürcher als selbständiger Parfumeur, besitzt eine der feinsten Nasen der Schweiz. Er riecht, ob jemand blond oder brünett ist – oder gar, ob jemand starke Medikamente einnimmt. Eine gute Nase könne man sich antrainieren. «In der Nase haben wir Gehirnzellen. Wenn wir sie aktiv einsetzen, bilden sie sich weiter aus.» Ein gewisses Talent gehöre natürlich auch dazu.
Und das hatte Wilhelm schon als Kind. «Von den Wölfli in der Pfadi wusste ich, wie eine Blache riecht. Und erkannte die Gerüche von weitem wieder.» Wenn er mit seinen Eltern im Auto unterwegs war und ihm ein metalliger Duft in die Nase stieg, wusste er, dass sie an einer Militärkaserne vorbeifahren.
Später machte er die Ausbildung zum Chemielaboranten. Dank eines internen Projekts hatte er schliesslich Zugang zur Welt der Parfumerie. «Ich habe den schönsten Job der Welt», schwärmt er. «Er ist kreativ und edel.»
Mittlerweile kann Wilhelm bis zu 10 000 Duftnuancen im Kopf abrufen, kreiert daraus Düfte für internationale Unternehmen, Hotels, Betriebe und Privatpersonen. Und er brachte mit «Sentifique» eine eigene Parfumlinie heraus. «Manchmal ist ein Duft in fünf Minuten fertig, manchmal arbeite ich jahrelang daran.» Wer sich seinen eigenen Duft zusammenstellen lassen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Im Minimum 3500 Franken kostet die Kreation. «Gewisse natürliche Riechstoffe sind sehr kostspielig», sagt er. «Für den teuersten, die Florentiner Iris, zahlt man pro Kilo fast 75 000 Franken.» Viele kommerzielle Eaux de toilette bestünden aus synthetischen Komponenten und seien deshalb günstiger.
Wilhelm selbst parfümiert sich nur selten. «Ich bin lieber neutral. So nehme ich die Gerüche um mich herum besser wahr», sagt er. Sein Lieblingsduft sei derjenige seiner beiden Kinder, wenn er nach Hause kommt. «Das ist für mich besser als jedes Parfum der Welt!»