Er lebt in Valbella GR am schönsten Sonnenhang im Tal. Heini Hemmi (67) hat vor 40 Jahren Olympia-Gold im Riesenslalom gewonnen. Inzwischen ist er nicht mehr das einzige Sportidol an der wunderbaren Voa Sartons: Roger Federer (34) wohnt gleich um die Ecke. Hemmi erzählt im Interview mit BLICK über seinen Nachbarn und wie man es schafft, 44 Jahre lang glücklich verheiratet zu sein.
BLICK: Wie lebt es sich neben einer so prominenten Persönlichkeit wie Roger Federer?
Heini Hemmi: Ganz gut. Er ist ein super Nachbar – oft macht er einen Halt vor meinem Haus und wir plaudern zusammen. Er fühlt sich sehr wohl hier, ist viel mit den Kindern unterwegs. Hier kann er sich bewegen wie einer von uns, niemand starrt ihn an. Mein Sohn war beim Bau seiner Villa dabei. Beim Aufrichtefest hat er ihn persönlich kennengelernt – und von ihm geschwärmt. Federer sei mit den Handwerkern am Buffet angestanden und habe mit ihnen über den Bau gefachsimpelt. Er ist einfach ein cooler Typ.
Vor 40 Jahren waren Sie Olympiasieger. Welche Erinnerungen sind Ihnen geblieben?
40 Jahre sind eine lange Zeit. Natürlich sind mir viele schöne Erinnerungen geblieben. Vor Olympia 1976 hatte ich jedoch eine schwierige Zeit. Die Psyche spielte mir oft einen Streich. Ich habe mit dem Erfolgsdruck gekämpft, litt unter Depressionen. In den zweiten Rennläufen bin ich oft gestürzt. Zu dieser Zeit kam es auch zum Spitznamen Sturzenegger, was für mein Selbstvertrauen natürlich nicht förderlich war. Aber das letzte Rennen vor den Olympischen Spielen habe ich dann gewonnen – der erlösende Moment. Dann kam der Erfolg: der Olympiasieg.
Haben Sie noch Kontakt mit Ihren früheren Konkurrenten?
Ja klar, wir haben über die Grenzen hinweg schöne Kontakte. Man sieht sich an Weltcuprennen und die Schweizer auch an Anlässen. Viele meiner Kollegen treffen sich oft auf dem Golfplatz. Da bin ich jedoch ein Exot, ich spiele nicht Golf. Ich habe eine eigene Firma, ich fische gerne, wir reisen viel – da bleibt keine Zeit zum Golfen.
Was haben Sie in den letzten Jahren gemacht?
Ich gründete ein Unternehmen, das Absperrungen, Fangnetze, Torstangen und sonstiges Zubehör für die Durchführung von Skirennen vertrieb. Nach meiner Rennkarriere war auch das eine sehr intensive Zeit. Damals habe ich meine Leidenschaft fürs Fischen entdeckt. Die Einsamkeit in der Natur, an den Bergbächen, allein mit dem rauschenden Wasser: Das war der perfekte Ausgleich zu meinem hektischen Alltag als Unternehmer. Eine Reise nach Kanada und weiter nach Alaska brachte mich dann zur Lachsfischerei – und schliesslich auch zu meiner neuen Geschäftsidee. Seit fünf Jahren importiere ich Alaska-Wildlachs.
Sie sind AHV-Rentner. Was machen Sie mit der AHV?
Für die AHV-Rente haben wir natürlich schon Verwendung. Wir reisen sehr gerne. Und mein Hobby, die Fischerei in Alaska, muss ja auch finanziert sein.
Wie lange möchten Sie noch arbeiten?
Ich denke mal, so vier, fünf Jahre mache ich das Geschäft mit den Lachsen noch. Dann werde ich es meinem Sohn übergeben. Und dann, ja dann verreisen meine Susi und ich. Wir möchten wieder einmal durch die Nationalparks der USA reisen.
Sie sind seit 44 Jahren mit Susi verheiratet.
Genau. Wir haben am 21. Oktober 1972 in Masein geheiratet. Beim Verlassen der Kirche hat es geschneit, was wir beide als gutes Omen deuteten – das sich bewahrheitet hat.
Was ist Ihr Ehegeheimnis?
Respekt ist die Hauptsache. Und dem Partner eine gewisse Eigenständigkeit zugestehen. Natürlich gehört Glück auch dazu. Susi ist einfach die Richtige für mich, wir haben es auch heute noch schön zusammen. Gemeinsame Interessen würde ich auch als Ehegeheimnis sehen.
Jetzt meldet sich Ehefrau Susi zu Wort.
Die Zeit, als Heini aktiv war, ist unvergesslich. Ich habe ihn oft zu den Rennen begleitet. Das war aber nur als Ehefrau möglich. Wir wohnten zwar im selben Hotel, jedoch nicht im gleichen Zimmer. Freundinnen waren damals nicht erlaubt. Oft haben wir Frauen unseren Männern in der Nacht vor dem Rennen noch die Startnummern auf die Rennkombis genäht.
Ihr Markenzeichen war schon vor 40 Jahren Ihr Bart. Damit liegen Sie heute wieder im Trend. Gibts Bartpflege-Tipps vom Fachmann?
Nein, da habe ich wirklich keine Tipps. Es wucherte einfach, lange Haare waren in den 70er-Jahren hip. Und mein schwarzer Bart war über viele Jahre tatsächlich mein Markenzeichen – auch ohne spezielle Schnitt-techniken und Pflegerituale.