Seine Texte versprühen Witz und unterhalten auf einmalige Weise. Seine Lesungen sind ausgebucht, seine Werke wie «Der Goalie bin ig» und zuletzt «Di schöni Fanny» waren Bestseller. Pedro Lenz (52) aus Olten SO ist einer der beliebtesten Schriftsteller des Landes.
Deshalb kommt der Inhalt seiner jüngsten Kolumne in der «Aargauer Zeitung» überraschend: «Irgendwo dort draussen lebt einer, der mich abgrundtief hasst», beginnt Lenz seinen erschütternden Text über einen ihm unbekannten Briefschreiber. «Es ist sehr gut möglich, dass wir uns persönlich noch nie begegnet sind und nie begegnen werden. Aber er schreibt mir regelmässig kurze, anonyme Botschaften voller Hass und Wut und Bösartigkeit.»
Er will die Schreiben nicht ignorieren
Dass streitbare Autoren für ihre Aussagen angefeindet werden, ist nicht neu. Angesichts seines positiven Images aber ist es erstaunlich und irritierend – natürlich auch für Lenz selber. «Das ist zuweilen ein bisschen beunruhigend», schreibt er, «weil ich nicht wissen kann, ob er gefährlich ist oder nur feige. Man liest ja hin und wieder in der Zeitung über Amokläufer, dass sie vor dem definitiven Durchdrehen vergeblich versucht haben, durch auffälliges Verhalten oder mysteriöse Botschaften auf sich aufmerksam zu machen.»
Ignorieren kann und will er den Schreiber nicht: «Vielleicht sind die Briefe ja bloss verzweifelte Schreie nach Anerkennung. Vielleicht hat er niemanden, mit dem er sich normal austauschen kann. Und vielleicht hat er sogar ein richtig grosses Waffenlager zu Hause wie der Typ aus Las Vegas, der eben noch die Welt geschockt hat und jetzt schon aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist.»
Er würde den Schreiber gerne treffen
Auch wenn sich Lenz Sorgen macht, möchte er der Sache auf den Grund gehen. Er bittet den Hasser, seine Briefe mit Unterschrift und Absender zu versehen.
«Gerne würde ich ihn auf einen Kaffee oder einen Spaziergang treffen und mich mit ihm über das Schreiben im Allgemeinen und das Verfassen anonymer Hasstiraden im Besonderen unterhalten.»