Satiriker Andreas Thiel (50) gehört zu den bekanntesten Kritikern der Corona-Politik des Landes. Genau wie Marco Rima (59) trat er im September an einer Corona-Demo in Zürich auf und machte seinem Unmut über die Massnahmen dort und auch auf sozialen Medien Luft. Neuste Forderung: Eltern sollen ihre Kinder ohne Masken zur Schule schicken, Bussen nicht bezahlen und sich so gegen die Massnahmen in den Bildungsstätten wehren. Was er nicht sagt: Er selbst sitzt seit 1. Juli 2020 im Schulrat seines Wohnbezirks Küssnacht SZ.
In seiner Position ist er mitverantwortlich für die Umsetzung der Corona-Massnahmen innerhalb seines Schulbezirks. Dass er nun zeitgleich Eltern aufruft, diese nicht zu befolgen, sieht er nicht als Problem. «Mein Mandat ist mit dem Kollegialitätsprinzip in Bezug auf Beschlüsse des Bezirksschulrats Küssnacht verbunden und nicht mit einem allgemeinen Gesinnungsdiktat», rechtfertigt er sich im «Boten der Urschweiz».
Er richtet sich an ein breites Publikum, nicht an das «bezirksspezifische Mikroklima»
Was er in den Youtube-Videos sage, sei schliesslich für die breite Bevölkerung und nicht nur für die Einwohner des von ihm mitbetreuten Schulbezirks bestimmt. «Meine Publikationen richten sich aber seit jeher an ein breites Publikum, und ich äussere mich darin zur politischen Grosswetterlage und nicht zum bezirksspezifischen Mikroklima.»
Dies könnte der Bezirksrat anders sehen. Er befindet sich mit dem umstrittenen Satiriker im Austausch und prüft, ob seine Äusserungen und sein Aufruf zum Nichteinhalten der Maskenpflicht illoyal gegenüber der Bezirksschule Küssnacht ist. Schulpräsidentin Sibylle Hofer bestätigt dies BLICK.
Jedes Schulratsmitglied habe das Recht, die Meinung zu politischen Themen frei zu äussern
Zur Untersuchung möchte sie sich wegen des laufenden Verfahrens nicht äussern. Trotzdem nimmt sie Thiel in Schutz: «Grundsätzlich hat jedes Schulratsmitglied das Recht, seine Meinung zu politischen und gesellschaftlichen Themen frei zu äussern.» Diese Meinungsfreiheit wolle sie respektieren.
An den Schulen des Bezirks Küssnacht werden die Regeln des Kantons und Bunds umgesetzt, erklärt Hofer. Für Mitarbeitende der Schulen und Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule 1 gelten die Maskenpflicht auf dem ganzen Areal, die Abstandsregeln und das Hygienekonzept. «Bis heute sind mir keine Regelverstösse bekannt. Die Lehrpersonen und Mitarbeitenden der Bezirksschulen gehen bei der Durchsetzung der Massnahmen mit sehr viel Sensibilität und Augenmass vor.» Bei einem möglichen Verstoss werde das direkte Gespräch gesucht. «Dies ist meines Erachtens das beste Mittel.»
Thiel vergleicht Corona-Massnahmen mit Stasi-Methoden
Thiel kritisiert schon länger die Corona-Massnahmen. So nahm er an mehreren Demonstrationen teil und verglich die Politik mit Stasi-Methoden. «Wenn ich ohne Maske zum Coiffeur gehe, wird er bestraft statt ich. Im schlimmsten Fall wird sein Geschäft geschlossen», sagte er. Man sei nicht mehr verantwortlich für seine eigenen Taten, sondern: «Jeder muss den anderen denunzieren.»
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