Sie kämpft wie eine Löwin. Und langsam, vier Monate nach dem Schock, scheint sie ihre Krankheit zu besiegen: Nina Caprez (29) aus Küblis GR, die beste Felskletterin der Schweiz. Als erste Frau hat sie 2011 die legendäre Route «Silbergeier» an den Kirchlispitzen im Rätikon erklommen. «Ich bin am Fuss der Route aufgewachsen, schon als Teenager war es mein grösster Traum.»
Doch ihren Traum vom Klettern hätte die quirlige Brünette dieses Jahr fast begraben müssen. Für immer. Im Februar kehrte sie von Kletterferien in der Türkei zurück. Plötzlich hatte sie Schmerzen und dachte, es sei wegen eines Sturzes. Als die Beschwerden schlimmer wurden, ging Caprez ins Spital. «Hätte ich eine Nacht länger gewartet, hätte ich es nicht überlebt», sagt sie heute. «Meine Nieren haben fast versagt, und auch andere Organe waren schon angegriffen.» Die Diagnose lautete: schwere Infektion. Bis heute weiss die Alpinistin nicht, was
sie damals aufgelesen hat. Nächste Woche wird sie erneut untersucht. «Zum Glück habe ich einen so starken Körper, ich werde mich ganz erholen.» Obwohl sie keine bleibenden Schäden davontragen wird, sagt sie: «Ich hatte ein Stück meiner Lebensfreude verloren und muss mich nun wieder im Alltag zurechtfinden.»
Ihr ganzes Leben hat die Extremsportlerin den Bergen verschrieben. Mit 13 trat sie der Jugendorganisation des SAC Prättigau bei. Erst als 17-Jährige entdeckte sie das Sportklettern. «Es hat mich dermassen gepackt, dass ich nichts anderes mehr machen wollte.» Seit ein paar Jahren wohnt «Nina la macchina» (die Maschine), wie sie wegen ihrer Power genannt wird, meist in Grenoble (F). Dort realisiert sie Filmprojekte, arbeitet mit Sponsoren zusammen und hält Vorträge.
«Ich erzähle, was mich motiviert. Ich will den Menschen meinen einfachen Lebensstil näherbringen.» Ihre Philosophie erklärt sie heute Abend auch Moderator Nik Hartmann (44) in «SRF bi de Lüt – Wunderland» (20.05, SRF 1).
Nach den Aufnahmen für die TV-Sendung wollte Caprez eigentlich nach Grönland. Doch erneut ein Rückschlag: «Der Skipper, der uns mit dem Schiff hinbringen sollte, hat den Arm gebrochen.» Jetzt träumt sie stattdessen von der Eigernordwand. «Ich gebe nie auf, ich bin süchtig nach diesem Gefühl und muss jedesmal juchzen, wenn ich im Fels bin!»
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