Neues Buch «The Blofeld Files»
Als Bond auf dem Gipfel war

Mit einem Bildband erhält «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» endlich ein wohlverdientes Denkmal. Der im Berner Oberland aufgenommene James-Bond-Film bleibt bis heute nicht nur Fans in Erinnerung.
Publiziert: 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 09:52 Uhr
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Blick-Fotograf Felix Aeberli erinnert sich: «Auf dem Gipfel gelangen mir einige aussergewöhnliche Aufnahmen. Wie jenes Bild, auf dem mich 007 mit seiner Walther PPK ins Visier nahm – das vergisst man nicht so schnell.»
Foto: Felix Aeberli/Blick

Darum gehts

  • Neues Buch über Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» veröffentlicht
  • Dreharbeiten in der Schweiz, einziger Auftritt von George Lazenby als Bond
  • Der Bildband umfasst über 700 Fotografien, die meisten davon erstmalig zu sehen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Der Zeitpunkt zur Veröffentlichung eines neuen Buchs über den Bond-Film «On Her Majesty's Secret Service» – deutsch «Im Geheimdienst Ihrer Majestät – könnte nicht besser sein. Just seit der Buchpremiere vom Samstag ist auch das ikonische Gipfelrestaurant Piz Gloria nach fünf Monaten Bauzeit an der Schilthornbahn wieder offen, wo sich im Film der Unterschlupf des Bösewichts Ernst Stavro Blofeld befindet.

Und das Werk von Peter R. Hunt (1925–2002) aus dem Jahr 1969 hat einen so umfassenden Bildband wie den nun von den Bond-Spezialisten Peter Wälty und Steffen Appel vorliegenden verdient, sticht es doch in mehrfacher Hinsicht aus der Agentenreihe heraus.

Ein besonderer Bond, insbesondere für die Schweiz

Kein Bond-Film spielt länger in der Schweiz als dieser, und die mehr als ein halbes Jahr dauernde Filmproduktion war die grösste, die dieses Land je gesehen hat. 

Es ist der einzige Auftritt des Australiers George Lazenby (85) als Bond, der damals überraschend als Nachfolger von Sean Connery (1930–2020) begann. Kaum je war die Gegenseite so exquisit besetzt – mit Telly Savalas (1922–1994) als Blofeld und der deutschen Theaterlegende Ilse Steppat (1917–1969) als seiner Handlangerin Irma Bunt in ihrer letzten Rolle. Ebenfalls in bester Erinnerung bleibt Bond-Girl «Tracy» di Vincenzo, gespielt von Diana Rigg (1938–2020), bekannt aus der TV-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone».

Ian Flemings (1908–1964) Vorlage sticht in ihrer Originalität aus den restlichen Bond-Romanen heraus. Der Agent verbündet sich mit einem Grosskriminellen, um den noch grösseren Schurken zu fangen, heiratet und ist am Schluss doch wieder Witwer. 

Gedreht wurde im schneearmen Winter 1968/69 in der Region Mürren BE. Die Schilthorn-Gipfelstation war damals noch im Rohbau. EON Productions mietete die gesamte Bahnanlage und verpflichtete sich gleichzeitig, das Projekt inklusive Drehrestaurant fertigzustellen.

Blick war dabei

Viele Bewohner des Lauterbrunnentals waren als Bergführer, Skifahrer oder über die Hotellerie in die Produktion involviert. Manche von ihnen fotografierten nebenbei selber. Ein wichtiger Teil der Bilder in diesem Buch stammt aus ihren Privatsammlungen.

Der Film war auch ein Medienereignis. Ganz vorne dabei war Blick, namentlich der damals 24-jährige Fotograf Felix Aeberli, der mit seiner Nikon nahe an die Protagonisten herankam. Das Buch zeigt auch viele seiner Aufnahmen und dazu Material aus anderen Pressearchiven – insgesamt über 700 zum grossen Teil noch nie veröffentlichte Bilder. 

Besonders in Erinnerung geblieben sind Aeberli die nächtlichen Talfahrten mit der Crew zurück nach Mürren. «Einmal hatte jemand die Innenbeleuchtung der bis auf den letzten Platz gefüllten Gondel ausgeschaltet. Plötzlich schrie eines der Bond-Girls: ‹Wessen Hand ist das?›.»

Blick kommt im Film auch als Marke vor. Bei der Ankunft von James Bond im Bahnhof Lauterbrunnen ist am Kiosk mehrfach deutlich ein Schlagzeilen-Aushang zu sehen.

Um die Dreharbeiten ranken sich auch Mythen und Gerüchte. Fakt ist, dass aus dem Kontakt zwischen Crew und Bevölkerung mehrere «Film-Kinder» entstanden und dass die massive Sprengung beim Tschingelgrat für die Film-Lawine ohne Bewilligung der Behörden erfolgte.

Die Musik komponierte John Barry (1933–2011), Louis Armstrong (1901–1971) sang «We Have All the Time in the World». Für die Set Decoration kamen viele bekannte einheimische Anbieter wie die Aargauer Möbelfirma De Sede oder der Berner Keramikhersteller Linck zum Zug.

Zum Stockcar-Rennen in Lauterbrunnen BE wurden mit Reisebussen Film-Zuschauer aus Interlaken, Thun und Bern herangekarrt. Gedreht wurde aber auch in Bern selber, so beim damals im Bau befindlichen neuen Hauptbahnhof, beim Hotel Schweizerhof und bei der Brésil Bar, die kürzlich wegen Renovation geschlossen wurde.

Illustriertes Zeitdokument

Anspruch sei es nicht gewesen, die Dreharbeiten vollständig darzustellen. «Das Buch versteht sich als illustriertes Zeitdokument und soll auch den soziokulturellen Hintergrund und den Lifestyle der späten 1960er-Jahre widerspiegeln», sagt Co-Autor Peter Wälty.

Der Erscheinungszeitpunkt des Films war ein wichtiger Grund dafür, dass er an den Kinokassen durchfiel und an drittletzter Position der Einspielergebnis-Rangliste steht. Bond kam gegen den damaligen Woodstock-Zeitgeist nicht an. Zudem trauerten viele Bond-Fans immer noch Sean Connery nach.

Mittlerweile gilt «On Her Majesty's Secret Service» längst als Meilenstein der Reihe. Und sorgt bis heute dafür, dass jährlich Hunderttausende von Gästen aus aller Welt aufs Schilthorn wollen.

Verlag Edition Bleuchamp, www.theblofeldfiles.com

Mit einem Vorwort von George Lazenby und Steven Saltzman.

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