Nadja Schildknecht präsentiert das Zurich Film Festival zum letzten Mal
Zum Abschied einen Frauenreigen

Nadja Schildknecht präsentiert in ihrem letzten Jahr beim Zurich Film Festival einen «Frauenrekord» und blickt auf die schönsten und schwierigsten Momente ihres Wirkens zurück.
Publiziert: 12.09.2019 um 23:17 Uhr
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Zum letzten Mal präsentiert Nadja Schildknecht an der Seite ihres Co-Direktors Karl Spoerri das Zurich Film Festival.
Foto: keystone
Patricia Broder

Ein Abschied ganz in Frauenhand! Zum letzten Mal präsentiert Nadja Schildknecht (46) an der Seite ihres Co-Direktors Karl Spoerri (46) das Zurich Film Festival und trumpft dabei mit einer Besonderheit auf. «Das ZFF ist in diesem Jahr ein Frauenfilmfestival. 55 unser 170 Filme stammen von Regisseurinnen, das sind fast 40 Prozent mehr als letztes Jahr. Dies ist in einer männerdominierten Branche ein Rekord», erklärt Schildknecht.

Auch bei den Ehrungen ist das weibliche Geschlecht heuer im Vorteil: Hollywood-Star Kristen Stewart (29) erhält den Golden Eye Award, Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett (50) wird mit dem Golden Icon Award geehrt und Filmstar Julie Delpy (49) wird ein ZFF-Masters halten. «Sie ist ein Vorbild für die Frauen in der Branche», so Schildknecht.

Die Festivalleiterin hat es in den letzten 15 Jahren geschafft, Hollywood-Stars wie Silvester Stallone (73), Susan Sarandon (72) oder Johnny Depp (56) in die Limmatstadt zu bringen. Was 2004 als kleine Veranstaltung im Zürcher Kreis 4 begann, hat sich zu einem weltweit wichtigen Filmfestival gemausert. «Karl und ich haben echtes Herzblut in diesen Anlass gesteckt. Ich weiss nicht, wie viele Nächte wir durchgearbeitet haben.»

Polanski und der Sechseläutenplatz

Einer der schwierigsten Momente für das damals noch junge Direktions-Duo war 2009, als ZFF-Gast Roman Polanski (86) bei der Einreise in die Schweiz verhaftet wurde. Der Starregisseur landete statt an der Filmgala in Untersuchungshaft. «Das war emotional, aber auch organisatorisch schwierig zu bewältigen», erinnert sich Schildknecht. «Unser Team war noch klein, wir waren nicht aufgestellt für eine solche Krisensituation.» Viel lieber erinnert sie sich an das Jahr 2011 zurück. «Damals durften wir endlich unser Zelt auf dem Sechseläutenplatz aufstellen – drei Jahre hatte ich dafür gekämpft.»

Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist: Nach dieser 15. Ausgabe des Zurich Film Festival geben Nadja Schildknecht und Karl Spoerri die operative Leitung an den Filmkritiker und Journalisten Christian Jungen (46) ab. Das Gründerduo wechselt hinter die Kulissen in den Verwaltungsrat des ZFF. Schildknecht: «Natürlich ist es schwierig, ‹sein Kind› loszulassen, aber es war ein gut überdachter Entscheid, welcher in den letzten Jahren gereift ist. Das ZFF ist nun erwachsen geworden und bereit für die grosse Filmwelt da draussen.»

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