Was sagte die Familie zu Ihren ersten Nacktauftritten, Frau Moiré?
Milo Moiré: Meine Mutter war erst mal geschockt, mein Vater trug es mit Fassung, meine Oma hat mich verflucht. Bis auf sie, die mit zunehmendem Alter sehr religiös geworden ist, haben sich alle daran gewöhnt und sprechen mir inzwischen Mut zu. Ich glaube, dass sie durch meine Auftritte mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen. Da sie mich lieben, haben sie keine Wahl: Sie müssen meine Berufung mittragen.
Gehören Sie zur Kategorie «Mehr als 100» und möchten Sie Ihre Geschichte(n) erzählen? Melden Sie sich bei flavia.schlittler@ringier.ch. Ihre Angaben werden vertraulich behandelt.
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Welche Figur aus der Geschichte oder Literatur hat Sie geprägt?
Der aus armen Verhältnissen stammende Charlie Chaplin hat mit feinfühligem Witz dem Elend die Traurigkeit genommen und der Grausamkeit die Stirn geboten. Er war eine Gefahr für die angepasste Lebensauffassung und ist mein komischer Held. Auch Simone de Beauvoir hat mich beeinflusst, sie stand für die Selbstbestimmtheit der Frauen ein und verkörperte mit ihrem klugen Geist und ihrem experimentellen Liebesleben schon früh eine moderne Frau.
Wie soll Sie die Nachwelt In Erinnerung behalten?
Als einen Menschen, der andere inspiriert hat, mutig zu sein, als selbstbewusste Frau, die Sexyness und Intellekt ver-einte, als Künstlerin, die sich für die Freiheit starkgemacht hat.
Missfällt Ihnen etwas an Ihrem Körper?
Mein Hinterkopf, der könnte runder sein. Ausserdem hätte ich gerne einen flexibleren Spann, dann könnte ich hammerhohe Stiletto-High-Heels tragen.
An welchem Ort würden Sie niemals auftreten?
Ich würde nie in einem Land performen, wo ich mit der Todesstrafe rechnen müsste, zum Beispiel in Saudi-Arabien.
Wie war Ihre Jugend in Luzern?
Meine Freizeit habe ich fast ausschliesslich auf dem Tennisplatz verbracht. Aufgewachsen bin ich in einem Multikulti-Umfeld. Cliquen mochte ich nicht, ich war lieber Einzelgängerin, sehr zurückhaltend – ausser beim Sport, da war ich immer vorne mit dabei.
Was haben Sie gelernt?
Ich bin diplomierte Primarlehrperson und habe einen Master in Psychologie.
Das unmoralischste Angebot, das Sie je erhielten?
Ein verheirateter Mann bot mir 50'000 Franken Apanage pro Monat, wenn ich seine Geliebte werde.
Hätten Sie gern ein Kind?
Das wäre ein Desaster! Die Verantwortung würde mich bei der Arbeit zu vorsichtig machen und ihr jede Energie rauben. Meine Kunst erfüllt mich.
Ängste oder Phobien?
Ich habe Höhenangst und eine Schlangenphobie.
Wie finden Sie Trump?
Wenn der Präsident wird, trete ich zur Wahl für die nächste Schweizer Bundesrätin an. Um ein Gegengewicht zu bilden.
Wo stehen Sie politisch?
In erster Linie liebe ich Europa, gerade weil ich Schweizerin bin. Es gibt keinen Flecken auf dieser Erde, der mehr kulturelle Vielfalt bietet und gleichzeitig so viele Freiheiten. Auch wer nicht immer politisch korrekt ist, kann hier existieren; verschiedene Meinungen führen zu Diskussionen – das ist Demokratie. Ich bin das beste Beispiel dafür. Deshalb möchte ich, dass es so bleibt, da bin ich ganz konservativ.
Was ist Ihnen peinlich?
Ein Blackout bei einem Vortrag ist ein Albtraum für mich! Ich werde immer knallrot im Gesicht, wenn ich nicht mehr weiss, was ich sagen wollte.
Wovor ekeln Sie sich?
Vor rohem Knoblauch.
Wie viele Männer hatten Sie?
Bei mir waren es bisher etwas mehr als 200, genau weiss ich das nicht, da ich nicht Buch führe. Männer prahlen immer mit so etwas, Frauen schämen sich, weil sie Angst haben, als Schlampe zu gelten. Ich denke aber, dass es keinen so grossen Unterschied bei den Geschlechtern gibt. Da ich für gleiches Recht bin, habe ich immer getan, was ich wollte.
Glauben Sie an Gott?
Weder an Gott noch an die Kirche. Ich spüre aber eine Ehrfurcht vor etwas, das grösser ist als wir. Manchmal bete ich zu meinen Beschützern. Ich nenne sie Engel.
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Vermutlich kehren wir nach unserem Tod nicht als Lebensform wieder auf die Erde zurück, sondern integrieren uns als eine Art Energie im Universum.
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