Es wird gelacht, umarmt, geküsst. Die jungen Menschen bringen an diesem Abend Leben ins Altersheim Sydefädeli im Zürcher Quartier Höngg. Das lokale Heartkhor Ensemble trifft sich zur zweitletzten Probe vor den Auftritten am Gesangfest in Meiringen BE.
Wenn der Heartkhor zusammenkommt, treffen sich Freunde. Sie teilen ihre Leidenschaft für die Musik, aber auch ihre Freizeit. «Hier singe ich unter gleichgesinnten Freunden», sagt Joseph Marino (34), wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Pharmafirma. Es fühle sich ganz anders an als im altersdurchmischten Chor, in dem er davor gewesen sei. «Wir lachen viel und haben trotzdem hohe Ansprüche.»
Dirigentin Lisa Appenzeller (28) wirbelt durch den Raum und bittet ihre 14 Sängerinnen und Sänger zum Einsingen. Langgezogene Vokale, «A-e-iii-i-e-aaa», Halbtöne rauf und runter. «Wir sind alle langsam nervös wegen Meiringen», sagt Appenzeller. Sie schloss 2013 an der Zürcher Hochschule für Künste das Studium für Chorleitung ab. «Ich spüre die Nervosität bei allen an der Körperspannung und an den gesanglichen Unsicherheiten an gewissen Stellen. Aber das ist gut, das führt zur besten Leistung.»
Der Heartkhor singt nächstes Wochenende in Meiringen vor Experten und will sich ein Prädikat abholen. Sie hoffe auf ein «sehr gut» oder «vorzüglich», die Bestnote, sagt Appenzeller mit ihrer glasklaren Sopranstimme. «Das wäre toll. Aber noch wichtiger ist die ausführliche Rückmeldung der Experten, denn ich bin neu im Beruf und kann zusammen mit dem Chor noch viel lernen.» Der Heartkhor hat am Schweizer Chorwettbewerb 2013 bereits viel Können bewiesen: Nur ein Jahr nach der Gründung erreichten sie das Prädikat «sehr gut».
Stilgrenzen kennt das Ensemble nicht: Im Repertoire sind Jazzsongs wie «Feeling good», Volkslieder wie «Là-haut sur la montagne», Pop-Hits wie «Larger than Life» von den Backstreet Boys. Alles a cappella. Das war einer der Grundsätze, die bei der Gründung festgelegt wurden. «Und wir singen alles auswendig», sagt Mitgründer und Rechtsanwalt Daniel Decurtins (32). «Wir wollen nicht an Ausstrahlung verlieren, nur weil wir immer auf die Noten starren.»
Der Bündner Decurtins ist übrigens für den ungewöhnlichen Chornamen verantwortlich: «Khor» ist bündnerisch für Chor.