Pepe Lienhard (73) und Chefdirigent Iwan Wassilevski (48) strahlen ähnlich wie die Sonne über der Thuner Bucht. «Wir haben den schönsten Arbeitsplatz der Welt», schwärmen der Entertainer und der Chefdirigent. Das Musical «Ich war noch niemals in New York» auf der Seebühne (10. Juli bis 24. August) beinhaltet die grössten Hits von Udo Jürgens (1934–2014). Für Lienhard war es als langjähriger Freund eine Herzensangelegenheit, den Posten des Musical Consultants zu übernehmen. «Weil ich so viele Jahre mit ihm gearbeitet habe, weiss ich genau, wie der Sound daherkommen muss. Doch Iwan und das Orchester haben die Sache voll im Griff.»
«Udo wurde nie banal»
Das Phänomen Udo Jürgens erklärt er so: «Udo war extrem diszipliniert. Und er nahm das Publikum ernst, das habe ich von ihm lernen können. Für ihn gab es keine noch so kleine Gala, die nicht wichtig gewesen wäre. Er enttäuschte das Publikum nie.» Auch Wassilevski schwärmt von Jürgens: «Udo wurde nie banal. Und er hatte eine riesige Bühnenpräsenz – inklusive die legendäre Zugaberunde im Bademantel.»
Der gebürtige Bulgare ist zum 17. Mal als musikalischer Leiter in Thun dabei und kennt die speziellen Tücken hier. «Wir müssen uns richtig anstrengen, dass sich die Leute nicht von der grandiosen Umgebung ablenken lassen und sich wirklich das Stück anschauen wollen», sagt er. Dazu kommt die Hitze bei den Proben tagsüber. Die Instrumente sind rutschig, die Technik streikt. «Dafür ist die Abkühlung ganz in der Nähe», verrät Lienhard. «Am Schluss der Probe springt jeweils die ganze Crew in den See. Ein Bild für die Götter.»
«Ich bin nur dank Susan Sarandon hier»
Die Ostschweizerin Angela Hunkeler (38) spielt im Musical «Ich war noch niemals in New York» eine strenge Altersheimleiterin. Im deutschen Original heisst diese Frau Dünnbügel, auf der Thunerseebühne ist die Rolle als Frau Mottechügeli eingeschweizert. «Ich spiele eine höchst unzufriedene Frau, die ihren Frust an den alten Menschen auslässt», beschreibt Hunkeler ihre Rolle.
New York nimmt in ihrem Leben eine höchst wichtige Rolle ein. «Ich arbeitete früher als Flight-Attendant bei der Swissair und habe so auch das Grounding vom 2. Oktober 2001 erlebt. Wenn ich jeweils in New York war, besuchte ich immer dieselbe Boutique. Einmal traf ich dort zufällig Hollywood-Star Susan Sarandon, von der ich ein grosser Fan bin. Ich sprach sie an und erzählte ihr, mein Traum sei es, Schauspielerin zu werden. ‹Wag es›, sagte sie ganz einfach zu mir. Das war mein Wendepunkt. Ich ging nach Hause, kündigte bei der Swissair und bewarb mich an diversen Schauspielschulen. Eigentlich bin ich also nur wegen Susan Sarandon hier», sagt Hunkeler und lacht.
«Ich habe mir einen fürchterlichen Sonnenbrand geholt»
Der Schweizer Musical-Star Patrick Imhof (48) hat in Thun BE die Hauptrolle des coolen Wildtierfotografen Axel Staudach inne. In einer Probenpause scherzt er mit Linus Niederhauser (14), der seinen Sohn Florian spielt. Niederhauser ist der einzige Laie im Ensemble. «Ich wurde sehr gut aufgenommen und kann mir jetzt viel von den Profis abschauen», sagt der junge Mann aus Hondrich bei Spiez BE, «der Zusammenhalt im Team ist mega». Später möchte er Lehrer werden und dann eine Musical-Schauspielschule besuchen.
Imhof war bereits 2011 in Thun in der «Gotthelf»-Eigenproduktion zu sehen. In den letzten Tagen machte ihm nun vor allem die Hitze zu schaffen. «Ich habe mir einen fürchterlichen Sonnenbrand geholt.» Die Faszination von New York kann er gut verstehen. «Ich war 1996 dort, wegen eines Schneesturms durften wir sogar länger bleiben. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen, wahnsinnig lebendig und frei.» Sein Lieblingssong im Musical ist «Immer wieder geht die Sonne auf». «In Thun singe ich es im Duett, so bekommt es eine ganz neue Kraft und Färbung.»