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Monika Kaelin über ihre Zukunft ohne Fritz Künzli
«Ich muss wieder lernen, alleine zu laufen»

Um den schwer kranken Fritz Künzli zu umsorgen, hat sich Monika Kaelin (65) heimlich zur SRK-Pflegehelferin ausbilden lassen. Nach dem Tod des Fussball-Idols will Kaelin künftig im Spital Patienten pflegen, wie sie im SonntagsBlick-Interview sagt.
Publiziert: 28.12.2019 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2019 um 01:03 Uhr
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«Der Umgang mit Bedürftigen liegt mir sehr», sagt Monika Kaelin.
Foto: Philippe Rossier
Dominik Hug und Jean-Claude Galli

Sie hat ihn bis zum letzen Atemzug begleitet: Monika Kaelin (65) sprach gestern im BLICK ausführlich darüber, wie sie von ihrem Mann Fritz Künzli (†73) Abschied genommen hat. «Er konnte in meinen Armen einschlafen», sagte sie.

Der legendäre Fussballer starb vor genau einer Woche an den Folgen seiner Demenzerkrankung. Er erlitt auch noch eine dreifache Hirnblutung. Der Tod sei eine Erlösung gewesen, so Kaelin. Im SonntagsBlick spricht die Entertainerin jetzt darüber, wie ihre Zukunft ohne Fritz aussehen wird.

SonntagsBlick: Haben Sie mit Fritz oft über den Tod gesprochen?
Monika Kaelin:
Nein, nie. Wir beide sahen immer nur das Leben. Jetzt ist das leider nicht mehr so. Anderseits ist es auch gut, dass er gehen konnte.

Warum?
Die letzten Monate waren für ihn nur schwer zu ertragen. Er musste lange leiden. Meine Trauerphase dauert schon über ein Jahr. So lange war Fritz nicht mehr der Mensch, den ich kannte. Ich musste jeden Tag ein Stückchen Abschied nehmen von ihm. Fritz war wie ein Schiff, das ständig neu aus dem Hafen lief und immer seltener zurückkehrte. Dennoch fühle ich mich, also müsste ich jetzt wieder lernen, alleine zu laufen.

2017 machten Sie seine Demenzerkrankung öffentlich. Seither sorgten Sie praktisch rund um die Uhr für ihn.
Ja. Damit das möglich war, habe ich mich im vergangenen halben Jahr beim Schweizerischen Roten Kreuz zur Pflegehelferin ausbilden lassen. Nur wenige Tage vor Fritz' Tod habe ich die Prüfung bestanden. Ich konnte Abschied nehmen im Wissen, alles getan zu haben, was in meiner Kraft lag.

Werden Sie zukünftig als Pflegerin arbeiten?
Ich möchte gerne weitergeben, was ich gelernt habe. Zumindest Teilzeit. Der Umgang mit Bedürftigen liegt mir sehr. Es gibt so viele arme Menschen – ich will einen Beitrag leisten, damit es ihnen besser geht.

Wo würden Sie das machen?
Am liebsten im Kloster Ingenbohl im Kanton Schwyz, wo ich früher an der Mittelschule im Theresianum das Seminar als angehende Kindergärtnerin besuchte. Das liegt in der Nähe unserer Wohnung in Gersau SZ. Bei den dortigen Ordensschwestern fühle ich mich wohl und geborgen. Auch bei den Schwestern im Klösterli St. Josef ob Schwyz suchte ich oft Trost, wenn ich wieder einmal am Ende meiner Kräfte war. Einen Tag in der Woche würde ich auch gerne in der Hirslanden-Klinik in Zürich, wo Fritz gestorben ist, Kranke pflegen.

Hat sich Ihre Einstellung zum Tod verändert?
Früher hatte ich wahnsinnige Angst vor dem Tod, jetzt nicht mehr. Ich habe vorher nie erlebt, dass jemand in meinem Beisein gestorben ist, bei meinem Vater nicht, auch bei meiner Mutter nicht. Es tut natürlich sehr weh, wenn es passiert, aber danach tritt eine grosse Ruhe ein.

Was für eine Ruhe?
Als Fritz gegangen ist, war eine Stille im Zimmer, aber daran war nichts Beängstigendes, vielmehr etwas sehr Friedliches. Ich habe Fritz nach seinem Tod ein FCZ-Leibchen angezogen. Und ihm den Rosenkranz in die Hand gedrückt, auch ein Schäfli aus Stoff, das ihn immer beschützte und ihm Wärme gab. Ich spüre, dass es weitergeht.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Oh ja. Ich glaube auch an ein Wiedersehen. Fritz und ich werden eines Tages wieder vereint sein. Ich habe einen sechsten Sinn. Ich spüre aber auch jetzt, dass Fritz bei mir ist. Auch wenn er physisch nicht mehr präsent ist, ist er allgegenwärtig. Er ist tief verankert in meinem Herzen. Unverrückbar.

Wie spüren Sie das?
Gestern ging ich laufen und schaute in den Himmel. Plötzlich wurde mir ganz warm im Herz, ich spürte, dass Fritz mir ganz nahe war. Dann dachte ich an Köbi Kuhn, Karli Grob und Rosario Martinelli. Die vier haben immer so gern gejasst. Ich dachte auch an Timo Konietzka, wie er ebenfalls im Himmel sitzt, und wie sie es nun alle lustig haben miteinander.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Fritz?
Aber sicher. Das war an Pfingsten 1975 im Highlife-Club in Zürich. Ich hatte schon mit 15 für Fritz Künzli geschwärmt. Sammelte Bazooka-Bildchen, deutete auf sein Bild und sagte zu meinen Eltern: Den möchte ich als Mann. Mein Vater dachte, ich spinne. Doch ich insistierte: Ich will den und keinen anderen. Als ich Fritz dann in diesem Club sah, bin ich wie erstarrt. Prompt kam er zu mir und meinte: «Wunderschöne Frau, darf ich Sie um einen Tanz bitten?»

Und dann?
Wegen einer Fussball-Verletzung hatte er einen Fuss im Gips, also konnten wir nur ganz langsam zu «Ob-La-Di, Ob-La-Da» von den Beatles tanzen. Ich fühlte mich in seinen Armen sofort wie zu Hause, dort wollte ich gar nicht mehr weg. Wir blieben gleich die ersten drei Tage zusammen, waren also von Anfang an unzertrennlich. Später lachten wir immer, dass es an Pfingsten tatsächlich am ringsten geht. Er machte sich damals Sorgen um seine Karriere, ich mir um seine Gesundheit. Da merkte er, dass ich an ihm als Menschen interessiert war, nicht als Star-Fussballer.

Was ist Ihre Lieblingserinnerung?
Es sind so viele. Aber unsere Hochzeit am 24. August 1985 in Schwyz bleibt mir besonders in Erinnerung. Das war der schönste Tag in meinem Leben. In derselben Kirche, in der wir uns trauen liessen, werden wir uns am 11. Januar nun auch von Fritz verabschieden. Kirchlich sind wir ja immer noch verheiratet, obwohl wir uns 1987 scheiden liessen.

Sie blieben trotz Scheidung ein Paar. Warum haben Sie sich überhaupt scheiden lassen?
Weil ich nicht schwanger wurde. Das hat mich total unglücklich gemacht. Erst Ehe, dann Kinder ... So dachten damals alle. Ich spürte einen riesigen Druck auf mir. Also meinte Fritz eines Tages: Wenn es dich so traurig macht, dann lassen wir uns besser scheiden, damit du dich wieder besser fühlst. Das haben wir dann getan. Ich fühlte mich danach tatsächlich befreit. Der Druck war weg. Aber getrennt haben wir uns nie. Wir waren seelenverwandt.

Wie sieht Ihr Leben in zehn Jahren aus?
Ich weiss es nicht. Ich denke nicht so weit. Der Herrgott und Fritz werden mich schon in die richtige Richtung weisen.

Was wünschen Sie sich?
Kraft und Frieden. Und natürlich auch Gesundheit. Ist die mal nicht mehr da, wird das Leben ein Kampf. Fritz musste sehr lange kämpfen. Er war sehr tapfer.

Wie feiern Sie Neujahr?
Mit meiner Familie und engen Freunden. Mir ist verständlicherweise überhaupt nicht nach Feiern zumute. Aber die Ruhetage werden mir guttun. So viel ist liegen geblieben die letzten Monate. Irgendwie habe ich das Bedürfnis, jetzt erst mal ein bisschen für mich zu schauen.

Schweizer Glamourpaar

Monika Kaelin ist ausgebildete Kindergärtnerin, studierte am Konservatorium aber auch Gesang und Violine. Schon früh wurde sie als Fotomodell entdeckt. 1975 lernt sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Idol Fritz Künzli (44 Länderspiele) kennen. Am 24. August 1985 heiratet das Glamourpaar, lässt sich später scheiden, bleibt aber zusammen. Kaelin nahm 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. In den 90er-Jahren leitete sie das Bernhard Theater in Zürich. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walo. Kaelin drehte mehrere Filme, stand auch oft auf Musicalbühnen. Künzli starb am vergangenen Sonntag im Alter von 73 Jahren an den Folgen seiner Demenzerkrankung.

Monika Kaelin ist ausgebildete Kindergärtnerin, studierte am Konservatorium aber auch Gesang und Violine. Schon früh wurde sie als Fotomodell entdeckt. 1975 lernt sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Idol Fritz Künzli (44 Länderspiele) kennen. Am 24. August 1985 heiratet das Glamourpaar, lässt sich später scheiden, bleibt aber zusammen. Kaelin nahm 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. In den 90er-Jahren leitete sie das Bernhard Theater in Zürich. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walo. Kaelin drehte mehrere Filme, stand auch oft auf Musicalbühnen. Künzli starb am vergangenen Sonntag im Alter von 73 Jahren an den Folgen seiner Demenzerkrankung.

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