Missen-Macher Guido Fluri über ADHS, Legasthenie und Ritzen
«Keine muss perfekt sein»

Das gabs noch nie: Die zwölf Miss-Schweiz-Finalistinnen gehen offen wie nie mit ihren Problemen um. Missen-Macher Guido Fluri sagt wieso.
Publiziert: 28.06.2015 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 06:07 Uhr
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Unternehmer Guido Fluri ist Besitzer der Miss-Schweiz-Organisation und Vater der Wiedergutmachungs-Initiative. Dass die zwölf Finalistinnen so offen über ihre Probleme sprechen, begrüsst er.
Foto: Valeriano Di Domenico
Interview: Esther Jürs

Sie haben als Heimkind eine bewegte Vergangenheit. Auch einige der diesjährigen Miss-Schweiz-Finalistinnen hatten es nicht immer einfach in ihrem Leben. Wieso soll die Öffentlichkeit von diesen Problemen erfahren?
Guido Fluri (48): Damit die Zuschauer wissen, wen sie wählen. Alle Kandidatinnen sind schön, aber wir wollen verstärkt auch die Charaktere zeigen. Und dazu gehören eben auch ihre Vergangenheit und ihre Probleme. Die jungen Menschen sollten dazu stehen können. Keine muss perfekt sein!

Die Miss Schweiz muss demnach nicht mehr mit einem «lupenreinen» Image glänzen?
Wir alle haben unsere Geschichte. Menschen, die Schicksale tragen oder überwinden können, sind durchaus glaubwürdige Botschafter für ihre eigenen Anliegen. Es ist doch sinnvoll, dass solche Themen wie ADHS oder Legasthenie dank der Wahl Aufmerksamkeit erhalten, auch wenn es sich um ein Unterhaltungsformat handelt.

Die Miss-Schweiz-Wahl ist ein Charity-Anlass, weshalb?
Bei der letzten Wahl konnten wir eine Viertelmillion Franken für die Corelina-Stiftung überreichen. Solche Spenden waren in der Vergangenheit nicht möglich. Aber die Miss Schweiz bleibt in erster Linie ein Unterhaltungsformat, einfach in einem wohltätigen Kontext.

Trotz Charity und Schicksalsschlägen – Sie unterstützen finanziell eine Wahl, bei der es letztlich um Schönheit geht. Wie hat sich Ihr persönliches Bild der Frau im Laufe der Jahre gewandelt?
Ich habe festgestellt, dass sie emanzipierter geworden ist. Heute artikuliert eine Frau auch vermehrt ihre emotionalen Bedürfnisse, was eine Beziehung vertieft und zugleich auch bereichert.

Welche Frau hat Sie in Ihrem Leben bislang am meisten beeinflusst?
Meine Mutter, die in meiner frühen Kindheit an Schizophrenie erkrankte und heute noch daran leidet.

Kommen wir zurück zu den Miss-Schweiz-Kandidatinnen. Dieses Jahr wurde auch eine dunkel-häutige Finalistin ausgewählt. Ein bewusstes Statement der Organisation?
Nein, so ist unser Land: Menschen mit unterschiedlichster Hautfarbe sind Schweizer und Schweizerinnen. Kasandra De Leon ist der Jury durch ihren Willen, mit Herz um die Krone zu kämpfen, aufgefallen. Ihre Vergangenheit bei Pflegefamilien war teilweise schwierig. Trotzdem hat sie ihr Leben heute im Griff und kann, wie die anderen elf Finalistinnen auch, um den Titel kämpfen. Kasandra kann ein Vorbild für andere Betroffene sein.

Die Kandidatinnen dürfen neu selbst entscheiden, ob sie im grossen Finale am 7. November in Basel im Bikini auftreten wollen oder nicht. Wie sexy darf denn Ihrer Meinung nach die neue Miss Schweiz sein?
Fragt sich, was man unter sexy versteht. Wenn sexy gleichbedeutend ist mit billig, möchte ich das nicht unterstützen. Schliesslich trägt sie auch den Namen Schweiz in sich. Eine Miss Schweiz darf aber durchaus auch Sex-Appeal vermitteln. Vielleicht sollte die Schweiz über den Bikini-Durchgang abstimmen (lacht).

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