Guido Fluri (46) hat klare Vorstellungen davon, wie er sein Ziel erreichen will: «Es reicht mir nicht, dass eine Frau in der Öffentlichkeit nur schön sein kann. Ich möchte, dass die neue Miss Schweiz eine Botschafterin ist, die sich für ein gesellschaftlich relevantes Thema wie Gewalt gegen Kinder einsetzt.» Klare Vorstellungen darüber, was eine schöne Frau ausmacht, hat der Multimillionär auch: «Ich habe Mühe mit Silikonbrüsten, ich liebe natürliche Frauen!»
Fluri, verheiratet und Vater dreier Kinder von fünf, sieben und zwölf Jahren, will mehr als eine schöne Hülle – dafür hat er zu viel erlebt. Seine Mutter wurde als Teenager im Ausgang von einem 40-jährigen, verheirateten Mann schwanger. Eine schwere Schizophrenie machte es ihr allerdings unmöglich, den Buben grosszuziehen. Guido Fluri erlebte eine schwierige Kindheit mit Schlägen im Heim, litt an schweren Depressionen. «Aber ich habe mich nie als Opfer gesehen», so der Immobilien-Tycoon. «Es gibt so viele, denen es viel schlechter ging als mir.»
Fluri sagt: «Mein bester Ratgeber war mein Instinkt.» Er schuftete als Tankwart, sparte sich 5000 Franken vom Mund ab und kaufte, kaum volljährig, Bauland in Matzendorf SO. Es wurde die Grundlage für das Millionenvermögen des Innerschweizers.
Das Schicksal schlug erneut zu!
Doch dann schlug das Schicksal wieder zu: «Vor acht Jahren fiel ich plötzlich zur Seite», erzählt er. Sein Arzt diagnostizierte ein Neurinom, einen gutartigen Hirntumor, der sich um die Nerven wickelt und je nach Wachstum und Verlauf lebensbedrohlich ist. Fluri liess sich nicht operieren. Das Risiko einer Schädigung von Gehör oder Gesichtsnerven war ihm zu gross.
Inzwischen habe er gelernt, mit dem Feind in seinem Kopf zu leben. «Als Familienvater und Unternehmer habe ich gar keine Zeit, mich mit dieser tickenden Zeitbombe stetig zu befassen. Meine Kinder nennen den Tumor ‹Chnubeli›.» Bis auf sporadisch auftretende Kopfschmerzen habe er noch keine Probleme. «Aber ich weiss, dass der Krankheitsverlauf viel mit der Einstellung zu tun hat.» Deswegen stürzt sich Fluri in die Arbeit, kostet das Leben aus und versucht, mit seinem Reichtum Gutes zu tun.
Er nahm seine eigene Geschichte als Motiv, anderen zu helfen. Vor drei Jahren gründete er die Guido-Fluri-Stiftung, die sich dem Kampf gegen Schizophrenie, Gewalt an Kindern und den Hirntumor verschrieben hat. Diese Themen will er auch als Chef der Schweizer Schönen ansprechen: «Wenn ich Medien einlade, um über Erfolge in der Hirntumor-Forschung zu berichten, kommen vielleicht zwei Journalisten. Lädt die Miss Schweiz ein, fliegen etliche sogar nach Ibiza und berichten darüber», so der Zuger Geschäftsmann.
Als Stiftungs-Botschafterin des neuen Besitzers der Miss-Schweiz-Organisation wirkt Tanja Gutmann (35). Wie Guido Fluri litt auch die Miss Schweiz 1997 an einem Hirntumor. Wie er hat sie sich von der Krankheit nicht unterkriegen lassen. Laut Fluri ist sie «das perfekte Vorbild» für alle Kandidatinnen, die sich am 8. Juni zur Wahl stellen: Erhält die Schweiz dann eine Schönheitskönigin, die «für klare Inhalte steht, hat sich mein Engagement gelohnt.»