Miss-Schweiz-Finalistin ritzte sich in ihrer Jugend
Das traurige Geheimnis der schönen Kasandra

Die Arme von Kasandra DeLeon sind übersät mit Narben. Die Miss-Schweiz-Finalistin hat keine einfache Vergangenheit, wurde immer wieder mit Streit, Gewalt und Ablehnung konfrontiert. Um den Schmerz zumindest kurzfristig zu lindern hat sie sich selbst verletzt.
Publiziert: 23.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:57 Uhr
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Am kommenden Sonntag (19 Uhr, Sat.1 Schweiz) erzählt Kasandra in der dritten Pre-Show der Miss-Schweiz-Wahl von ihrem Schicksal.
Foto: Thomas Lüthi
Von Esther Jürs

Sie ist erst 17 Jahre alt. Doch was Kasandra DeLeon in ihrem jungen Alter bereits erlebt hat, reicht für zwei Leben aus: Gewalt, Verstoss aus der Familie, Selbstverletzungen. Dass die Zürcherin am 7. November im Miss-Schweiz-Final steht, grenzt deshalb fast an ein Wunder. «Ich bin selbst noch völlig überrascht», sagt sie.

Die in der Dominikanischen Republik geborene Finalistin wuchs nicht bei ihren leiblichen Eltern auf. Über die Gründe schweigt sie bis heute. Zu gross sei der Schmerz. «Ich musste mehr als ein Dutzend Mal die Pflegefamilie wechseln», so Kasandra. Immer wieder gab es Streit, Gewalt und Ablehnung. «Ich habe mich oft gefragt, wieso mich niemand gernhaben kann. Ob ich wirklich so falsch und wertlos bin, dass man mich von einem Ort zum anderen schieben und mir solche Sachen antun muss», sagt sie mit zittriger Stimme.

Lichtblick gab es für den Teenager damals keinen. Deshalb fand Kasandra mit 14 Jahren ihren eigenen Weg, den Schmerz zu lindern – zumindest kurzfristig: Sie begann sich selbst zu verletzen. «Autoaggressives» oder «selbstverletzendes Verhalten» nennen es Psychologen, wenn Menschen sich absichtlich Wunden zufügen. «Ich habe an mir gezweifelt und mich gehasst. In solchen Momenten hat man keine Kontrolle über seine Gedanken. Und dann habe ich mich geritzt.»

Ob mit einer Rasierklinge, einer Scherbe oder einem Bleistift – Kasandra war es egal, wie sie sich mehrmals pro Woche Verletzungen zufügte. «Beim Ritzen fühlte ich keinen Schmerz.» Das Gegenteil sei der Fall. «Man spürt ein Gefühl von Befreiung, eine Art Ventil.» Der körperliche Schmerz komme erst wieder, wenn der Tiefpunkt überstanden sei. Hat sie jemals an Selbstmord gedacht? «Darauf möchte ich nicht antworten.» Die zahlreichen Narben auf Kasandras dünnen Armen lassen die Antwort erahnen.

Doch auch wenn die zur Restaurantfachfrau Auszubildende bis heute kein richtiges Vertrauensverhältnis zu Menschen aufbauen kann, hat sie gelernt, ihr Leben zu akzeptieren. Dabei half ihr auch eine Therapie. Vergangenes Jahr im Herbst hat sich Kasandra zum letzten Mal selbst verletzt. Ihr geht es besser, «auch wenn es manchmal schwer ist, Freude zuzulassen».

Kasandra wohnt heute in einer Wohngemeinschaft und ist auch ohne Mann glücklich. «Ich hatte die Wahl: so weiterzumachen wie bisher – ohne zu wissen, wo ich am Ende landen würde – oder mit dem Ritzen Schluss zu machen», sagt sie. «Ich will den Menschen mit meiner Geschichte zeigen, dass sie sich nicht zu verstecken brauchen. Sie sollen sich zeigen. Denn meine Vergangenheit hat mich zu einer starken Frau gemacht.» Zu einer Frau mit grossem Herz und Persönlichkeit.

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