Es ist Januar, und Sie feiern am 22. einen runden Geburtstag. Gibt es gute Vorsätze?
Melanie Winiger: Nein, genauso wenig, wie ich das am Neujahr tue. Das sind letztendlich Tage wie jeder andere. Ich nehme mir lieber unter dem Jahr etwas vor und setze es gleich um. Bei mir gibt es keinen alkoholfreien Januar, dafür trinke ich sonst einfach weniger.
Warum?
Weil ich immer öfter keine Lust drauf habe. Mir ist aufgefallen, dass Alkohol mich träge macht. Und im meinem Alter dauert die Regeneration auch länger, als wenn man noch 20 ist, das ist auch gut so. Krass finde ich, wie das Umfeld darauf reagiert. Wenn man zu einem Abendessen eingeladen ist und nichts trinkt, wollen alle wissen, was los sei, ob man krank oder schwanger sei. Aber genau von solchen gesellschaftlichen Zwängen halte ich nichts.
Also vom Saulus zum Paulus?
Nein, gar nicht. Ich rauche noch immer und geniesse wie gesagt auch ab und zu ein Glas Wein. Und das werde ich wohl auch mit 60 noch tun. Ich mache auch nicht jeden Morgen einen Yogi-Sonnengruss, aber wie es der Umwelt geht, das interessiert mich schon seit vielen Jahren. Dazu gehört, dass ich mich so oft wie möglich vegan ernähre. Aber eine Veganerin bin ich deshalb nicht. Wenn ich mal Lust auf ein Stück Fleisch oder Fisch habe, dann esse ich das auch. Auf Milchprodukte stehe ich eh nicht besonders, ich bin nicht so der Käse-Typ, da kann ich bestens verzichten.
Ihren 20. Geburtstag haben Sie mit einer Party im Kaufleuten gefeiert, Ihre Freundinnen haben Ihnen sogar die Einlage von einem Stripper geschenkt ...
Stimmt! Das war mir aber peinlich, dieser Stripper war auch überhaupt nicht mein Typ, ich musste ihn sogar einölen. Ich habe aber diese Überraschung von meinen Freundinnen sehr geschätzt, und es war ein lustiges Fest.
Wie werden Sie den Vierzigsten feiern?
Eigentlich wollte ich eine Riesenparty machen unter dem Motto «40 and Still Rocking». Dazu sollten sich alle wie Rockstars anziehen, mit Bull-Riding, Karaoke und so einem bunten Bälle-Bad wie es sie für Kinder bei Ikea gibt. Ich fand das immer fies, dass wir Erwachsene uns da nicht drin wälzen können. Aber dann habe ich mir überlegt, was das alles kostet und wie schnell so ein Party vorbei ist. Oft hat man ja von den Feiern, die man selber schmeisst, am wenigsten. Darum erfülle ich mir mit dem Geld lieber einen lang gehegten Traum.
Und der ist?
Ich mache einen Horse-Drive in den USA, im schönsten Pferdeland. Dabei werden Pferde von einem Ort zum anderen getrieben, so wie es Cowboys mit Kühen machen. Der Trip dauert zehn Tage und wird von einer Frau angeleitet, bei ihr lernen wir vorher Lasso werfen. Und ich will mir unbedingt die Zeit nehmen, Gebiete zu besuchen, wo noch Indianer leben. Es ist eine Kultur, die mich schon als Kind fasziniert hat. In der Schule habe ich immer behauptet, ich sei eine Indianerin, nicht Inderin, darum nannten sie mich Pocahontas. Sie habe ich mir sogar als Tattoo verewigen lassen.
Sind Sie so eine Pferdenärrin?
Ich habe schon als Sechsjährige auf einem Pferd gesessen. Für mich sind es die schönsten Geschöpfe auf Erden, stolz und sensibel zugleich. Ich bin auch Dutzende Male aus dem Sattel gefallen, aber das war es jedes Mal wert. Auf dem Rücken eines Pferde fühle ich mich total frei. Vor etwa zwei Jahren habe ich mir eine Auszeit auf einer Farm in Australien gegönnt. Dort habe ich zwei Monate lang von früh bis spät mit Pferden verbracht, habe sie gestriegelt und den Stall geputzt. Es gibt keine bessere Therapie, da gehen Probleme einfach vergessen. Die Nähe zu Tieren tut extrem gut. Sie haben keine Hintergedanken, sind impulsiv, direkt und ehrlich.
Und diese Reise mit Pferden machen Sie ohne Ihren Mann?
Früher war ich sehr ungern allein und hatte immer Leute um mich herum. Heute geniesse ich das Alleinsein, um Energie zu tanken. Für mich bedeutet Liebe, dass man den anderen einfach machen lässt, was ihm guttut, man muss nicht alles teilen. Dafür habe ich einen zu 100 Prozent entspannten Mann zu Hause. Und wer mich heiratet, der weiss von Anfang an, dass ich meine Freiheiten brauche.
Warum haben Sie nochmals geheiratet?
Weil mich Reto gefragt hat und weil ich ihn liebe. Der Antrag kam zwar sehr überraschend, da waren wir erst fünf Monate ein Paar, es war romantisch. Das sind Dinge, die ich ganz aus dem Bauch und dem Herzen heraus entscheide. Ich habe es noch nie bereut, ausser, wenn die Steuerrechnung kommt. Das ist echt nicht fair, wie viel mehr man da blecht.
Möchten Sie nochmals 20 sein?
Nein, echt nicht. Damals gab es so viele Fragezeichen in meinem Leben. Klar war es aufregend, auch mein Missen-Jahr habe ich total genossen. Aber den Rest der Pubertät im Licht der Öffentlichkeit zu leben, hat auch nicht nur geholfen. Heute komme ich bestens mit mir aus – auch mit den negativen Seiten.
Was ist weniger schön am Älterwerden?
Ich stelle mich nicht vor den Spiegel und zähle meine Falten, aber natürlich macht sich die Schwerkraft bemerkbar. Aber ich sehe nicht ein, warum wir gegen das Altern so ankämpfen sollen. Das ist, als ob man gegen einen Elefanten rennen würde. Alle wollen mehr Geld und mehr Liebe, warum nicht mehr Jahre? Lebenserfahrung ist doch auch eine Bereicherung.
Also sind Schönheits-OPs nichts für Sie?
Wer weiss, wie ich das in zehn oder zwanzig Jahren sehe. Momentan kann ich mir das aber echt nicht vorstellen. Für mich hat die Schönheit einer Frau kein Verfallsdatum. Wenn ich junge Frauen sehe, empfinde ich das nicht als bedrohlich, alles hat seine Zeit.
Sie wurde als die jüngste Miss Schweiz berühmt: Melanie Winiger wurde mit 17 Jahren zur schönsten Frau der Nation gewählt. Aufgewachsen ist sie in Losone im Tessin, ihre Mutter ist Kanadierin mit indischer Abstammung. Winiger profilierte sich als Moderatorin und Schauspielerin, von 2008 bis 2012 war sie mit Rapper Stress verheiratet. Vor anderthalb Jahren gab sie dem DJ Reto Ardour (35) auf Ibiza das Jawort. Melanie Winiger ist Mutter des 16-jährigen Noël.
Sie wurde als die jüngste Miss Schweiz berühmt: Melanie Winiger wurde mit 17 Jahren zur schönsten Frau der Nation gewählt. Aufgewachsen ist sie in Losone im Tessin, ihre Mutter ist Kanadierin mit indischer Abstammung. Winiger profilierte sich als Moderatorin und Schauspielerin, von 2008 bis 2012 war sie mit Rapper Stress verheiratet. Vor anderthalb Jahren gab sie dem DJ Reto Ardour (35) auf Ibiza das Jawort. Melanie Winiger ist Mutter des 16-jährigen Noël.
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